Stéphanie d’Oustrac glänzt bei Ihrem Debüt an der Oper Frankfurt mit Facetten der Liebe

Liederabend Stéphanie d'Oustrac (Mezzosopran) und Pascal Jourdan (Klavier) ~ Oper Frankfurt 26. März 2019 ~ © Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de

„Die Liebe kann die Vorstellung von der Musik nicht vermitteln,
die Musik aber die von der Liebe.“


Erneut war es der Zufall, der für eine Parallele zwischen hoher Kunst und Politik sorgte. Am Tag an dem im Pariser Elysée-Palast der französische Präsident Emmanuel Macron den chinesischen Präsidenten Xi Jinping empfing, war auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen, um den Eindruck eines starken Europas zu vermitteln. Und in der Oper Frankfurt gab an diesem Tag die aus der Bretagne stammende Mezzosopranistin Stéphanie d’Oustrac mit einem Liederabend ihr hiesiges Debüt. Es war ein gelungenes und glanzvolles und man kann nur hoffen, sie bald wieder in Frankfurt erleben zu können.

Die an den großen internationalen Häusern und Festivals verpflichtete Sängerin überzeugte schon formal mit einem souveränen Auftreten, wirkte in schwarzer Hose, kurz geschnittener weißer Jacke und in Pumps flott und modern. Sie vermied plakative Attitüden und deklamatorischen Ausdruck, changierte souverän zwischen den unterschiedlichsten Emotionen: Von feuriger Leidenschaft bis zur zurückgezogenen Innerlichkeit. Mit kurzen, auf Deutsch gesprochenen, Einführungen zu den Liedgruppen nahm sie zusätzlich für sich ein.

Ihre Liedauswahl lehnte sich stark an ihre jüngst bei hamonia mundi erschienenen CD Sirenes an. Die Sirenen sind nach der griechischen Mythologie weibliche Wesen, die mit ihrem schönen Gesang verführen und dabei nicht nur Gutes im Schilde führen. Mit Liedern, die um das Thema Liebe kreisten, verzauberte D’Oustrac, ohne auf dunkle Farben zu verzichten, mit ihrer warmen und angenehm unaufdringlichen Mezzostimme.

Sie eröffnete ihr Liedprogramm mit dem anspruchsvollen Lamento „Scène d’Hermione“ von der in Vergessenheit geratenen Sängerin und Komponistin Pauline Viardot. Während des Trojanischen Krieges beklagt Hermione den untreuen Geliebten, der sich bereits eine neue Frau auserwählt hat. Ein Lied, bei dem d’Oustrac bereits viele Facetten ihrer großen Stimme und ihrer vielschichtigen Interpretationskunst vorführen konnte. Dass selbst ein schlicht gesungenes „a“ zum Erlebnis werden konnte, demonstrierte sie beim zart anmutenden „La mort d’Ophélie“ von Hector Berlioz, das dieser einst in heftig entbrannter Leidenschaft für die Schauspielerin Harriet Smithson geschrieben hat, in die er sich verliebt hatte und die später seine Frau wurde.
Lobenswert ist auch, dass d’Oustrac zudem einige Lieder auf Deutsch im Programm hatte. Abweichend zu ihrem neuen Album nicht Wagners Wesendonck-Lieder, sondern eine Auswahl bekannter Lieder von Franz Liszt. Wie das zweifach gegebene „Freudvoll und leidvoll“, „Im Rhein, im schönen Strome“ oder „Die Lorelei“. D’Oustrac sang die sechs Lieder mit sehr viel Ruhe und Innerlichkeit, sorgte so für viele intensive Momente. Besonders herausragend gelang ihr im zärtlichen Vortrag „Über allen Gipfeln ist Ruh“.

Nach der Pause folgte Berliozs lyrisches Meisterwerk „Les nuits d’été“. Der Liedzyklus besteht aus sechs Vertonungen aus Théophile Gautiers Gedichtsammlung „La Comédie de la mort“ („Die Komödie des Todes“). Sie stehen im Zusammenhang mit dem Ende seiner Beziehung zu Harriet Smithson und handeln ebenfalls von Facetten der Liebe. Sehr schön sinnlich vorgetragen hierbei besonders „Au cimetière („Auf dem Friedhof“). Dass sie ihre Lieder viel Ruhe vortragen konnte, lag nicht zuletzt an ihrem langjährigen Klavierbegleiter Pascal Jourdan, der sie achtsam und konzentriert unterstützte.

Sehr viel Applaus für die musikalische Vermittlung über Facetten der Liebe, für den sich Stéphanie d’Oustrac und Pascal Jourdan mit drei Zugaben, darunter auch „Violon“ von d’Oustracs Großonkel Francis Poulenc, bedankten.

Markus Gründig, März 19

Liederabend Stéphanie d’Oustrac (Mezzosopran) und Pascal Jourdan (Klavier)
Oper Frankfurt 26. März 2019
© Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de

Die Zugaben:
Reynaldo Hahn (1874-1947): „A Chloris“ (1916)
Francis Poulenc (1899-1963): “Violon” (1942)
Manuel de Falla (1876-1946): “Nana” (1914)