
Am heutigen 29. Juni eröffnet im Hafen 2 in Offenbach am Main um 17:30 Uhr mit einem Get-Together die 16. Ausgabe des bedeutenden internationalen Theaterfestivals Theater der Welt 2023. Nach den Eröffnungsvorstellungen im Capitol Theater „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“ der Regisseurin und Autorin Satoko Ichihara und
„A Conversation with the Sun (VR)“ des preisgekrönten Filmregisseurs Apichatpong Weeresetakhul in der Alten Schlosserei beginnt um 21:00 Uhr die Eröffnungsparty, unter anderem mit den Bands „What are People for“ und „Baby of Control“.
Nach diesem Auftakt werden bis zum 16. Juli an zehn Spielorten in Frankfurt und Offenbach 36 internationale Gastspiele und Neuproduktionen, die bislang höchste Zahl in der Geschichte des Festivals, – aus den Bereichen Theater, Tanz und Performance, – zu erleben sein, präsentiert von Künstler*innen aus 32 internationalen Städten und von sechs Kontinenten:
Provokant und kühn – Multiperspektivisch und atemberaubend
„A Conversation with the Sun“ von Apichatpong Weerasethakul, „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“ von Satoko Ichihara, „ANGELA (a strange loop)“ von Susanne Kennedy & Markus Selg, „Super Farm“ von Saeborg, „Nightwalks with Teenagers“ von Darren O’Donnell/ Mammalian Diving Reflex, „Magnet Theatre’s Scoop: Theater für Babys“ von Koleka Putuma, „A fun night out 8+“ von Jetse Batelaan, „Songs for no one“ von Nastaran Razawi Khorasani oder „Catarina und Von der Schönheit, Faschisten zu töten“ von Tiago Rodrigues – allein die kleine Auswahl für sich sprechender Titel steht für politisch provokantes Theater, kühne Interventionen im öffentlichen Raum, atemberaubende Performances selbst für jüngstes Publikum und so eindringliche wie poetische Inszenierungs-Hybride, die analoge und virtuell Welten verbinden. Nie zuvor hat das wichtigste internationale Festival im deutschsprachigen Raum eine größere Bandbreite an multiperspektivischen, medien- und altersgruppen-übergreifenden Theaterformen in zwei benachbarten Stadt-Welten zusammengeführt.
Inkubationismus – Schwebezuständen und Heilung
In den Mittelpunkt ihres „Theater der Welten“ stellt die Programmdirektorin von Theater der Welt 2023 Chiaki Soma den Begriff Inkubationismus und erklärt „[…] insbesondere während der COVID-19-Pandemie haben wir die Zerbrechlichkeit menschlicher Sozialsysteme erlebt und die Zukunft einmal mehr als große Ungewissheit erfahren. Doch können manche Zustände der Ungewissheit, des Aussetzens und der Schwebe auch bewusst angenommen und als generative Momente verstanden werden. Diese Haltung gegenüber Erfahrungen der Inkubation, des Wartens und des offenen Potenzials nenne ich Inkubationismus. […] Theater der Welt 2023 nutzt die imaginative und soziale Kraft der Kunst, um Räume der Reflexion, der Erholung und der Inspiration zu öffnen.“
Incubation Pod. Dreaming worlds – Traumwandeln und Nachdenken
Das Museum Angewandte Kunst – einer der zentralen Treffpunkte des Festivals –verwandelt sich temporär in den „Incubation Pod. Dreaming Worlds“. Mit interaktiven Installationen, virtuellen Realitäten, Performances, Workshops und Gesprächen von Trajal Harrell, Saodat Ismailova, Keiken, Boogaert/VanderSchoot (BVDS) und in Arbeiten der Tokioter Künstler*innen Aya Momose und Meiro Koizumi greift das Museum viele Aspekte des Inkubationismus auf innovative und in ihrer Kombination einzigartigen Weise auf und regt zum Nachdenken und Traumwandeln in den künstlerischen Welten an – in der Long Night im Incubation Pod (Samstag 8.7.) sogar bis ins Morgengrauen.
Young Worlds – Sichtbarkeit und viele Welten
Ein wichtiger Teil der diesjährigen Ausgabe des Theaterfestivals ist die Programmreihe „Young Worlds“, die jungen Zuschauer*innen Raum und Sichtbarkeit bietet. Viele der eingeladenen Theaterstücke und Performances erzählen von Vorstellungen und Blicken junger Menschen auf ihre unterschiedlichen Welten. Schon vor Festivalbeginn bietet das tunesische Kollektiv El Warcha die Möglichkeit zum Mitmachen: Am 20.6. im Museum Angewandte Kunst lädt ihr Workshop „Die Werkstatt Bauen“ alle ab 12 Jahre ein, die Lust haben, einen Raum nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten, der Naherholungsgebiet und Abenteuerspielplatz zugleich sein kann.
Talks and More – Künstler*innengespräche und Reflexionsräume
Die Reihe „Talks & More“ begleitet die Themen und Inhalte des Festivals durch Künstler*innengespräche mit Ho Tzu Nyen zu uralten japanischen Geistern, mit Apichatpong Weerasethakul & Saodat Ismailova zur performativen Politik des Träumens, mit Darren O’Donnell (Mammalian Diving Reflex) und Koleka Putuma zur Theaterarbeit für und mit jungen Menschen, „Young Worlds of Iran“ widmet sich künstlerischen Perspektiven zum Erwachsenwerden in Iran und in der iranischen Diaspora, um nur einige zu nennen.
LIGNA – Meet Me at the Bench
Entlang des Mainufers zwischen Offenbach und Frankfurt kann man vom 29.6. – 16.7. auf Bänken via App in „Meet Me at the Bench. Exercises in Taking a Break“ von LIGNA den Geschichten internationaler, im Exil lebenden Künstler*innen lauschen.
Kurze Statements zur 16. Ausgabe
Theater der Welt 2023 – Frankfurt-Offenbach
„Wir sind glücklich, diese Festivalausgabe erstmalig in die Hände einer nichteuropäischen Kuratorin zu legen, die das Format mit ihrem Team und den gastgebenden Institutionen nicht nur hinterfragt, sondern ihm mit ihrer Kuration und den teilnehmenden Künstler*innen auch eine neue Relevanz gibt. Es ist der Begriff der Inkubation, den Chiaki Soma als zentrale Kategorie entwickelt hat, und der uns vielleicht hilft, unseren eigenen Blick durch die Perspektive eines „Außen“ zu erweitern. Und Inkubation impliziert – weitergedacht – auch Heilung. Vielleicht ist es genau das, was wir in krisen- und kriegsgeprägten Zeiten wie diesen brauchen.“
Yvonne Büdenhölzer, Präsidentin, ITI – Zentrum Deutschland
„Wie kaum eine Ausgabe zuvor steht das 16. Festival ‚Theater der Welt‘ für Vielfalt an kulturellen Ausdrucksformen und Offenheit für unterschiedlichste Einflüsse. Wie bereichernd diese Aufgeschlossenheit sowohl für die Darstellenden Künste als auch für das gesellschaftliche Miteinander ist, zeigt das facettenreiche Festivalprogramm in diesem Jahr. Mit ihrem außergewöhnlichen kuratorischen Konzept legt Chiaki Soma vollkommen neue, künstlerische Denkansätze zur Reflexion der Krisen unserer Zeit zugrunde und entwickelt das diesjährige Theaterfestival zu einem wahren ‚Theater der Welten‘. „
Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien
„Wohin würde ein Festival, das sich als „Theater der Welt“ versteht, besser passen als nach Frankfurt und Offenbach! Die Region Rhein-Main ist so international, so divers, so vielfältig wie kaum eine andere in Deutschland. Die Menschen, die hier leben und arbeiten, prägen diese Region mit allem, was sie mitbringen an kultureller Identität und individueller Lebensgeschichte, und die Region prägt die Menschen. Im Theater hat sie eine quirlige, innovative Mischung aus Stadt- und Staatstheatern, vielen Museen aller Art und einer agilen freien Szene zu bieten.“
Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
„Frankfurt war schon immer ein Ort der Bewegung, des Flusses und der Durchreise. Von hier, als Knotenpunkt des Internets und des Flugverkehrs, gehen täglich hunderte Verbindungen hinaus und verbinden das Rhein-Main-Gebiet eng mit dem Rest der Welt. Eine Region als Schnittstelle eines großen Netzwerkes. Ausgehend von Offenbach und Frankfurt weitet sich das Netzwerk mit dem diesjährigen Festival nun aus. Ein neuer kultureller Knotenpunkt der „Welt(en)“ entsteht und gibt unterschiedlichen Stimmen und Perspektiven eine Plattform.“
Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Stadt Frankfurt
„Wir haben die große Freude und die große Ehre, gemeinsam mit unserer Nachbarstadt Frankfurt Gastgeber für eines der spannendsten Theaterfestivals im deutschsprachigen Raum sein zu dürfen. (…) Die Städte – übrigens mit dem deutschlandweit höchsten Anteil an Migrationsbevölkerung – sind idealer Austragungsort für das wichtigste deutsche Festival für internationales Gegenwartstheater.“ Dr. Felix Schwenke, Oberbürgermeister Offenbach am Main
Mit Theater der Welt 2023 verwandeln sich Frankfurt und Offenbach zur Bühne für eine Fülle sinnlicher Theater- und Kunsterlebnisse, die Allianzen über die Grenzen des Theaters hinweg möglich machen und Inhalte, Formen und Menschen zusammenführen. Theater als entgrenzender Ort und Beziehungsstifter zwischen Welten, denen es vor allem an einem zu mangeln scheint: an Zeit für die Begegnung mit dem Widersprüchlichen und dem Unklaren. Anselm Weber, Matthias Wagner K , Ralph Philipp Ziegler, Marcus Droß & Anna Wagner , Ko-Intendant*innen und Ko-Organisator*innen Theater der Welt 2023
„Theater der Welt 2023“ in Frankfurt-Offenbach, ein Festival des Internationalen Theaterinstituts (ITI), wird veranstaltet vom Künstler*innenhaus Mousonturm, dem Schauspiel Frankfurt und Museum Angewandte Kunst, in Kooperation mit dem Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach.
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Stadt Frankfurt am Main – Dezernat für Kultur und Wissenschaft und den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Aventis Foundation, das Goethe-Institut und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. Die Programmreihe „Young Worlds“ wird gefördert durch die Crespo Foundation. Hauptsponsorin ist ING.