
Der beschwerliche Weg zu mehr Vielfalt: Trotz einzelner wertvoller Initiativen hinkt der klassische Konzertbetrieb der gesellschaftlichen Realität klar hinterher. Das Repertoire ist dominiert von den immer gleichen weißen, männlichen Komponisten, zudem noch aus einem engen zeitlichen Fenster von der Klassik bis maximal zur Mitte des 20. Jahrhunderts.
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart (IHWA) will das Bewusstsein dafür schärfen, wie vieles und wie viel Großartiges wir verpassen – und bei Publikum wie Interpret*innen die Lust auf Alternativen wecken. In Kooperation mit der Forschungsgruppe „Singing Justice: Recovering the African American Voice in Song“ an der University of Michigan (USA) rückt die hybride Singing Justice Conference die in Deutschland völlig unbekannten Werke Schwarzer Komponist*innen ins Rampenlicht.
Sie tut dies zum einen wissenschaftlich fundiert in Vorträgen und Podiumsdiskussionen, zum anderen musikalisch eindrucksvoll – in Konzerten, Workshops und sogenannten „Seminar Recitals“, die das Publikum vor Ort und im Netz dazu motivieren, sich auch selbst einzubringen.
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie präsentiert:
Singing Justice Conference. Decentering Whiteness in Vocal Music
Hybrides Symposium für mehr Gleichberechtigung und Vielfalt in der Vokalmusik
Samstag, 5. November & Sonntag, 6. November 2022
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Konferenz vorwiegend in englischer Sprache
Schirmherrschaft: Prof. Dr. h.c. Thomas Hampson
Moderation: Christie Finn und Cornelia Weidner (IHWA)
In Zusammenarbeit mit Humanities Collaboratory der University of Michigan und der Hampsong Foundation
Gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Das Programm.
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Warm-up am Freitag, 4. November 2022
15:30 Uhr bis 17:30 Uhr: Masterclass Singing Black Song mit Ray M. Wade Jr. (Tenor) & Caroline Helton (Sopran, Associate Professor of Music at the University of Michigan School of Music, Theatre & Dance)
Samstag, 5. November 2022
10:30 Uhr: Begrüßung durch Prof. Dr. Thomas Hampson (Schirmherr), Prof. Dr. Andreas Meyer (Institut für Musikwissenschaft, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart) und Dr. Cornelia Weidner (Intendantin IHWA)
11:00 Uhr: Keynote Prof. Dr. Cornelia Bartsch (Mariann Steegmann-Gastprofessur für interdisziplinäre Diversitätsforschung an der Technischen Universität Dortmund), „Das unentdeckte Land… Koloniale Figuren europäischer Musikästhetik“
11:45 Uhr: Prof. Dr. Naomi André (University of North Carolina, Michigan), Singing Justice and Blackness in Music History
12:30 Uhr: Seminar Recital Spirituals & Gospels mit Tyrese Byrd (Tenor) & Joshua Marzan (Klavier, University of North Carolina, Michigan)
15:00 Uhr: Offene Gesprächsrunde – What is „Black Song“? | „The Adorno Dilemma“: Fumi Okiji’s book Jazz as Critique. Adorno and Black Expression revisited
16:00 Uhr: Offene Gesprächsrunde – Barriers to Inclusion | Music & Activism (#BlackLivesMatter)
18:00 Uhr: Seminar Recital American Patriots mit Samantha Rose Williams (Mezzosopran, Arts Activist) & Joshua Marzan (Klavier, University of North Carolina, Michigan)
19:30 Uhr: Konzert „Singing Justice. An Interactive Recital“ mit Carolina Ullrich (Sopran) | Samantha Rose Williams (Mezzosopran) | Tyrese Byrd (Tenor) | Ronan Collett (Bariton) | Marcelo Amaral (Klavier)
Ein solches Programm wurde mutmaßlich noch nie in Deutschland aufgeführt. Der musikalische Höhepunkt der Singing Justice Conference vereint Werke der Schwarzen Komponist*innen Harrison Leslie Adams Jr. (*1932), Regina A. Harris Baiocchi (*1956), David Nathaniel Baker Jr. (1931-2016), Margaret Allison Bonds (1913–72), John Carter (1932-1981), Adolphus Cunningham Hailstork III (*1941), James Weldon Johnson (1871 – 1938) und Xavier Montsalvatge (1912-2002). Eine stolzes Line-up, das hörbar macht, wie viel uns bislang künstlerisch entgangen ist.
Das Konzert wird unterstützt von der Berthold Leibinger Stiftung.
Sonntag, 6. November 2022
10:30 Uhr bis 12:30 Uhr: Masterclass Singing Black Song mit Ray M. Wade Jr. & Caroline Helton
14:00 Uhr: Offene Gesprächsrunden zu Pädagogik- und Perfomancefragen
„Who is allowed to sing Black song?“
„What is cultural appropriation?“
„Can I / Should I sing in dialect“
„How do we change the curriculum?“
16:00 Uhr: Abschlussdiskussion – Round Table mit Mitwirkenden der Konferenz
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie für Gesang, Dichtung und Liedkunst (IHWA) ist weltweit eine der ältesten und traditionsreichsten Institutionen zur Förderung und Erhaltung einer einzigartigen Kunstform – des Kunstlieds. Ihre Anfänge reichen bis zu den Lebzeiten ihres Namenspatrons im ausgehenden 19. Jahrhundert zurück. An diese Tradition der Pflege des Wolf’schen ?uvres knüpft die IHWA bis heute an und ist stets auf der Suche nach zeitgemäßen Formen der Liedpräsentation. Der biennale Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart zählt zu den weltweit führenden Plattformen für das Lied – auch weil er es ausdrücklich als Duo- und nicht nur als sängerische Kunstform begreift. Seit 2008 gehört außerdem die Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille zu den Höhepunkten in der Arbeit der IHWA. Bisherige Medaillenträger/innen sind: Dietrich Fischer-Dieskau (2008), Christa Ludwig (2010), Peter Schreier (2011), Brigitte Fassbaender (2013), Graham Johnson (2014), Elly Ameling (2015), Thomas Hampson & Wolfram Rieger (2017), Gundula Janowitz (2019) sowie Christian Gerhaher & Gerold Huber (2022).
Weitere Informationen: ihwa.de
Tickets
Der Eintritt zu den Vorträgen, Workshops, Seminar Recitals und Gesprächsrunden ist frei.
Konzert am 5. November: € 15,00 Euro / IHWA-Mitglieder € 10,00 (freie Platzwahl)
Anmeldung & Karten über die IHWA: Tel. 0711-72233699, karten@ihwa.de, ihwa.de