CHOREOGRAFIE – DESIGN – FOTOGRAFIE – BILDENDE KUNST –DOKUMENTARFILM – STIMMKUNST
Präsentationen beim 9. Forecast Festival im März 2025
Save the Date: Forecast Festival am 14. und 15. März 2025 im Radialsystem, Berlin
Die Ausgabe 2024-25 des Mentoring-Programms Forecast geht ab Mitte September in ihre intensivste Phase. Jede*r der sechs internationalen Mentor*innen hat nach dem Forum im August 2024 jetzt ein Projekt ausgewählt hat, das bis zum Forecast Festival im März 2025 begleitet wird. Die Mentees 2024/25 sind: Mehdi Dhakan, Johanna Seelemann, Mei Liu, Trà Nguyễn, Hao Zhou und Camil Navarro.
Vom 2. bis 4. August 2024 konnte das Berliner Publikum 18 multidisziplinäre Projekte von Künstler*innen, Musiker*innen, Performer*innen und Designer*innen im Radialsystem erleben. Bereits vor diesem öffentlichen Wochenende arbeiteten die Mentor*innen und ihre Nominees eng zusammen, um die verschiedenen Präsentationen zu verfeinern, sich in transdisziplinären Workshops mit den Themen der anderen zu beschäftigen und sich mit Praktiker*innen und Institutionen in Berlin zu vernetzen. Am Ende des Forums wählte jede*r Mentor*in ein Projekt aus, das bis März 2025 begleitet wird.
Die sechs ausgewählten Mentees – Mehdi Dhakan, Johanna Seelemann, Mei Liu, Trà Nguyễn, Hao Zhou und Camil Navarro – beginnen nun ihre individuelle Mentoring-Phase. Zusätzlich zum laufenden Austausch wird sich jedes Mentor*in-Mentee-Tandem zu einem kreativen Austausch im Rahmen eines mehrtägigen Work-Stays in verschiedenen Partnerinstitutionen von Forecast auf der ganzen Welt treffen. Die endgültigen Produktionen werden der Öffentlichkeit auf dem Forecast Festival am 14. und 15. März 2025 im Radialsystem in Berlin vorgestellt.
Open Minded Body
Die Choreografin Alice Ripoll wird den marokkanischen Tänzer und Choreografen Mehdi Dahkan bei der Entwicklung seines Solostücks KMs of Resistance begleiten, das den Akt des Feierns als eine Form des Protests und des Widerstands untersucht. Alice Ripoll: „Im Zeitalter der virtuellen Begegnungen schreien die persönlichen Begegnungen nach Räumen. Tanz kann uns daran erinnern, dass wir aus Fleisch bestehen, dass wir eine Textur haben, einen Geruch, eine Temperatur, einen Muskel, der in der Brust pulsiert, und den überwältigenden Strom von Luft, der unermüdlich in unsere Lungen ein- und ausströmt. Das Atmen, das uns erotisch verbindet, indem es ungezwungen von unseren Mündern und Nasen zu denen der anderen übergeht, ist der Schlüssel, den mein Mentee Mehdi Dahkan mitgebracht hat, um sich einer einzigartigen Erfahrung von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit durch Tanz zu nähern.“
A Place Beyond Fear
Der Dokumentarfilmer Tomer Heymann wird mit dem aus dem Südwesten Chinas stammenden Filmemacher Hao Zhou weiter an seinem Film Correct me if I’m Wrong arbeiten. Tomer Heymann: „Jede*r meiner Nominees hat ein faszinierendes Projekt voller Potenziale präsentiert, mit einzigartigen erzählerischen Fähigkeiten. In Zhous Projekt habe ich eine tiefgründige persönliche Geschichte mit einer einzigartigen Sichtweise entdeckt, verbunden mit einer hochwertigen filmischen Ästhetik. Zhou hat den Mut, unbekannte Orte der Familie und der Geschlechtsidentität zu erforschen, ohne Angst zu haben oder zu urteilen. Zhou’s Material offenbart seine herausfordernde Konfrontation, sowohl als Regisseur als auch als Protagonist, mit seinen familiären Traumata und Spannungen in einer furchtlosen Art und Weise, die auf einen vielversprechenden visionären Regisseur hinweist. Es ist mir eine Freude, Zhou bei den nächsten Schritten seines Projekts zu beraten.“
Images Invisible to Our Naked Eye
Die Fotografin Lieko Shiga wird mit der in Amsterdam lebenden Künstlerin und Filmemacherin Mei Liu weiter an ihrem Multimediaprojekt Homesick for Another World arbeiten, einem spekulativen Drehbuch, das die Auswirkungen von unfreiwilliger Gefangenschaft auf die Psyche fiktiver Charaktere untersucht. In einer meditativen und hypnotischen, bildbasierten Reise wird das Projekt eine Erfahrung über Gefangenschaft und Emanzipation in neuen Dimensionen vermitteln. Lieko Shiga: „Im Wesentlichen
versucht Mei Liu zu vermitteln, was in dieser Welt nach ihren Überzeugungen geschieht, und nutzt verschiedene Arten und Methoden der Medienproduktion, um uns von der Berührung der essenziellen Freiheit unseres Geistes zu erzählen. Ich glaube, dass wir als Publikum, durch Meis Arbeiten befragt werden, was wir denken.“
Expanding Your Voice
Die Komponistin und Performerin Ute Wassermann wird das Projekt Ecological Assemblage des in Paris lebenden chilenischen Künstlers Camil Navarro begleiten. Ute Wassermann: „Ich freue mich sehr, dass ich die Gelegenheit hatte, mit allen drei Nominees zu arbeiten. Sie alle haben sehr unterschiedliche Perspektiven auf die Beziehungen, die ihre Stimmen mit unserer heutigen Welt eingehen können. Inés Terras Vocal Self-Portrait begeisterte das Publikum mit ihrer facettenreichen Stimme und deren verschiedenen Darstellungen. Shasha Chen bewies mit H(er)-istory Mut und Durchhaltevermögen und ein herausragendes Talent für die Komposition elektronischer Klänge und deren Einsatz in einer visuell überzeugenden Live-Performance. Alle zeigten zudem eine natürliche und außergewöhnliche Bühnenpräsenz. Camil Navarros’ Recherchen für ihr Projekt zu einer Umweltkatastrophe haben mich sehr bewegt. Mit ihrer intensiven somatischen Performance untersuchte sie, wie eine abwesende ökologische Entität in der
eigenen Wahrnehmung präsent sein kann. Dieser Ansatz macht mich sehr neugierig, was ich als eine gute Voraussetzung für ein Mentoring sehe. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Camil und darauf, die Komplexität ihrer Arbeit zu erforschen.“
Paradoxical Imaginings: Ideas and Objects
Die Designerin Fiona Raby wird die in Deutschland und Island lebende Designerin Johanna Seelemann bei ihrer Erkundung von transformativen Ansätzen in der Landwirtschaft im Rahmen des Projekts De agri cultura begleiten. Fiona Raby: „Wir sind in die sehr sorgfältig recherchierten Welten von drei sehr talentierten Design-Erzähler*innen eingetreten – Justin Bean, der das HyperObjekt des Klimawandels mit Humor, Satire und Schärfe konfrontiert. Mali Weil nutzt poetische Rituale, um sich die Diplomatie zwischen den Arten durch neue Gesetze und institutionelle Strukturen vorzustellen. Und Johanna Seelemann lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die mikroskopischen und mikrobiellen Prozesse der Verdauung,
die für die ökologische Gesundheit unerlässlich sind. Natürlich möchte ich mit ihnen allen arbeiten! Aber Johanna Seelemanns Fokus auf Materialtransformationen aus ihrer Industrial Design-Ausbildung ist ungewöhnlich. In Anbetracht dieses besonderen Zeitfensters für Experimente in diesem sehr spezifischen Kontext von Forecast bietet sich die Gelegenheit, die Rolle von Objekten, Geschichten und spekulativem Denken zu vertiefen, Fragen zu nicht-menschlichen Welten aufzuwerfen und das Paradoxon einer
unerkennbaren lebenden Ökologie innerhalb der trägen Materialität des Designs zu thematisieren.“
Shapes of the Unknown
Der Künstler Theo Eshetu wird die vietnamesische Theatermacherin Trà Nguyễn bei der Entwicklung ihres Stücks Mother doesn’t know Mnemosyne begleiten. Theo Eshetu: „Die drei Nominees haben sich alle der Herausforderung gestellt, verschiedene Medien zu nutzen, um Aspekte ihres Innenlebens zu erforschen und auszudrücken. Léllé Demertzi hat auf brillante Weise ein dionysisches Ritual wiederbelebt, das sie als Kind in Griechenland miterlebt hat, und es für ein Video neu inszeniert, das sie in einer kargen, von Waldbränden verwüsteten Landschaft gefilmt hat. Mudassir Sheikh nutzte seine Erfahrungen in Deutschland als Sprungbrett für eine vielschichtige Analyse der Riten und Rituale seiner Heimatstadt in Pakistan und der kulturellen Einflüsse, die er während seines Aufenthalts in Weimar aufnahm.
Trà Nguyễn grub tief in Kindheitserinnerungen, um ein kraftvolles, emotionales Werk zu entwickeln, das sich auf Stille und Wiederholung stützt, um seine Stärke zu vermitteln. Sie zeigte eine Selbstbeobachtung mit einem seltenen Selbstvertrauen, was mich glauben lässt, dass sie diejenige sein könnte, die am meisten von dem Austausch profitieren könnte, den Forecast bietet. Ich freue mich darauf, ihre Entwicklung in der nächsten Phase des Programms zu unterstützen und zu leiten, und erwarte weitere Überraschungen von ihr.“
Über das Forecast Mentoring-Programm
Das Forecast Mentoring-Programm wurde 2014 von Freo Majer initiiert und ist in seiner Form und seinem Anliegen einmalig. Forecast lädt renommierte Künstler, Architektinnen, Kuratoren, Designerinnen, Musiker und andere renommierte Kreative ein, Talente unterschiedlichster Couleur zu fördern.
Forecast bietet den Fragestellungen und Methoden dieser ingeniösen Geister einen transdisziplinären Kontext und übersetzt sie in eine konkret fassbare Form wie Konzerte, Performances, Installationen, Filmscreenings oder Ausstellungen.
Zu den bisherigen Mentor:innen gehören die Architektin Tatiana Bilbao, der Filmkünstler Omer Fast, die Musikerin Holly Herndon, die Choreografin Florentina Holzinger, die Kuratorin Koyo Kouoh, die Musikerin Okkyung Lee, der Publizist Evgeny Morozov und der Künstler Emeka Ogboh, um nur einige zu nennen. Mit seinen öffentlichen Formaten Forum und Festival findet Forecast seit 2015 jährlich statt. Zunächst im Haus der Kulturen der Welt (HKW) Berlin beheimatet ging Forecast 2019 mit dem Berliner Radialsystem eine langfristige Kooperation ein.