Rückblick auf das 8. Internationale Frauen*Theaterfestival

© Internationales FrauenTheaterfestival

Unter dem Fokus „Safer Spaces – Feminist Culture of Peace“ schuf das 8. Internationale Frauen*Theaterfestival (IF*TF) einen Raum, der weit mehr war als eine Bühne: Das Festival, das vom 16. bis 22. September 2024 auf dem Gelände des Kulturvereins protagon e.V. im Frankfurter Osten stattfand, ließ feministische Utopien zum Leben erwachen.

Die 60 sehr gut besuchten Programmpunkte stärkten das Bewusstsein für die Sichtbarkeit, den Austausch und die Solidarität von Frauen* in der Kunst, die das IF*TF seit 2017 fördert. Als Abschlussritual leisteten alle Frauen* in zehn Sprachen ein bewegendes Versprechen, initiiert von der ehemaligen Kulturministerin Kolumbiens Patricia Ariza, die auch den Workshop WOMXN AND PEACE leitete: „Auf diesen Steinen schwören wir, den Frieden zu verteidigen und das Leben zu schützen.“

Über sieben Tage hinweg bot das Festival eine breite Palette an Programmpunkten, darunter Theateraufführungen, Performances, Tanz, Videokunst, Workshops und ein Symposium. Ziel war es, nicht nur einen sicheren Raum für den künstlerischen Ausdruck von Frauen* zu schaffen, sondern auch über Strategien zu diskutieren, wie feministische Prinzipien den Arbeitsalltag in der Kunst weniger gewaltvoll gestalten können. Im Zentrum standen Themen wie Frieden, Gewalt, Hierarchie und Konfliktbewältigung.

Tina Zapf-Rodríguez, Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt betonte in ihrem Grußwort: „Wir brauchen alle kreativen und klugen Köpfe, um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen und Lösungen zu finden, ungeachtet von geschlechtlicher Identität oder Nationalität. Chancengerechtigkeit und vor allem auch der Blick von Frauen* sind dabei essenziell, um unsere Gesellschaft voranzubringen. Das IF*TF 2024 bietet hierzu eine spannende Möglichkeit, unsere Zeit durch den Blick der Kunst einzufangen und diskutierbar zu machen.“

Ein Highlight der diesjährigen Ausgabe war die Eröffnungsperformance „Über die Wut“ von Anna Konjetzky, die Wut als individuelles Gefühl und gesellschaftliches Phänomen erforscht – beeindruckend umgesetzt von der Tänzerin Sahra Huby.

Auch die Performance „Seeds of Memory” der argentinisch-dänischen Künstlerin Ana Woolf beeindruckte ein vollbesetztes Publikum. Die Performance thematisiert die Abwesenheit des Vaters sowie weiteren Verschwundenen während der argentinischen Militärdiktatur und verwandelt persönlichen Verlust in eine kollektive Erzählung von Leid und Widerstand.

Patricia Ariza, “No estoy sola”
Foto: Katharina Dubno

Ein weiteres Programmhighlight war die One-Woman-Show „No estoy sola“ der fast 80-jährigen Patricia Ariza, heute Direktorin des Teatro La Candelaria in Bogotá. In diesem bewegenden Stück erinnerte Ariza an die unzähligen Frauen, die aufgrund ihrer abweichenden Meinungen oder ihres Kampfes für Frieden und Gerechtigkeit in Kolumbien ermordet wurden. Die Performance hinterließ beim Publikum einen tiefen Eindruck und wurde zu einem unvergesslichen Moment des Festivals.

Mit „Ash Wednesday“ von Bárbara Santos präsentierte das IF*TF einen packenden Film, der im anschließenden Publikumsgespräch viel Raum für Auseinandersetzungen mit dem Jahresfokus bot. Die eindringliche Handlung – eine Mutter, die in einer Favela von Rio de Janeiro verzweifelt nach ihrer Tochter sucht, während eine brutale Militärrazzia das Viertel erschüttert – spiegelte die drängenden Themen von Gewalt, Macht und Widerstand wider, die auch das Festival thematisierte.

Herzstück des Festivals war das zweitägige Symposium, das am Freitag und Samstag in Zusammenarbeit mit internationalen Expert*innen aus Wissenschaft, Kunst und Politik zum Jahresfokus stattfand. Diskutiert wurde die Bedeutung von sicheren Räumen in der Kunst und in der Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven und Disziplinen.

Die künstlerische Leiterin Bárbara Luci Carvalho resümiert: „Der Schwur am Ende des Festivals, den Frieden zu verteidigen und das Leben zu schützen, war ein kraftvoller Moment. Doch ebenso wichtig war die Diskussion, die wir während der gesamten Woche geführt haben: Feministische Perspektiven für die Kunst und darüber hinaus. Unsere Mitwirkenden und Teilnehmenden haben nicht nur die Vorstellungen genossen, sondern intensiv Erfahrungen ausgetauscht – sei es nach den Aufführungen, in Workshops oder in persönlichen Gesprächen. Diese Art von Diskussion braucht unsere Gesellschaft dringender denn je, denn Frauen spielen eine entscheidende Rolle im Friedensprozess und in der Gestaltung einer gerechten Zukunft für alle.“

Das IF*TF ist Teil des weltweiten Netzwerks „The Magdalena Project“ und wird vom Kulturverein protagon e.V. realisiert. Die diesjährige Ausgabe wurde durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das Frauenreferat und Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main gefördert und unterstützt von antagon theaterAKTion, Escuna Criativa e.V., Büro für Staatsbürgerliche Frauenarbeit e. V. und ADAN e.V. Afro Deutsches Akademiker Netzwerk.

iftf-frankfurt.com