
Die Welt zu Gast in Frankfurt
Frankfurt LAB und KfW Stiftung begrüßen ab dem 15. September im Rahmen ihres Residenzprogramms „Frankfurt Moves!“ sechs international tätige darstellende Künstler*innen in der Mainmetropole. Ziel von „Frankfurt Moves!“ ist es, multidisziplinäre zeitgenössische Kunstproduktionen zu stärken, kreative Nachwuchstalente zu fördern und interkulturellen Austausch anzuregen.
Für vier Wochen arbeiten Hana Abdelnabi und Hend Abu Hassanein (Palästina), Mehdi Dahkan (Marokko), Wezile Harmans (Südafrika), Omayra Martínez Garzón (Argentinien/Kolumbien) sowie Trần Minh Hải (Vietnam) in den Spielstätten des Frankfurt LAB. Sie erhalten neben einem Honorar dramaturgische Begleitung und können sich mit Kulturschaffenden aus dem Rhein-Main-Gebiet vernetzen.
Über 250 Künstler*innen aus 45 Ländern haben sich um einen Platz im Residenzprogramm beworben. Die hohe Nachfrage zeugt von dem Wunsch nach professionellen Arbeitsbedingungen, der Attraktivität des Programms „Frankfurt Moves!“ und des Kulturstandorts Frankfurt. Von autobiografischen Performances über Klangkunst bis zu zeitgenössischen Tanzstücken – die Bewerbungen deckten ein breites Spektrum künstlerischer Ausdrucksweisen ab. Aktuelle Themen wie Umweltzerstörung, Geschlechtsidentität oder Flucht beschäftigen die Künstlerinnen und Künstler. Alle verbindet der Wunsch nach künstlerischer Begegnung.
Kunstinteressierte können sich die Ergebnisse der Residenzen bei einer Werkstattpräsentation am 14. Oktober 2023 im Frankfurt LAB anschauen.
Über die Künstlerinnen und Künstler
Hana Abdelnabi (Gaza, Palästina, Geschichtenerzählung und Performance) schloss ihr Lehramtsstudium 2010 ab. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit entschied sie sich, ihre schauspielerischen Fähigkeiten bei Theatre Day Productions zu verbessern, die Schauspiel und Regie unterrichten. Seit ihrem Abschluss 2015 ist sie als Schauspielerin, Regisseurin und Geschichtenerzählerin tätig. Sie arbeitet mit Frauen, Kindern und Jugendlichen50 innerhalb und außerhalb des Schulkontextes.
Hend Abu Hassanein (Gaza, Palästina, Geschichtenerzählung und Performance) ist in den darstellenden Künsten engagiert, seit sie sich 2009 bei Theater Day Productions einschrieb. 2014 erhielt sie dort ihren Abschluss als Theaterpädagogin, Regisseurin, Schauspielerin und Geschichtenerzählerin. Sie stand in vielen Stücken auf der Bühne und gibt Workshops in Schulen und Nachbarschaftszentren. Darüber hinaus kooperiert sie mit dem Al-Hakawati (Geschichtenerzähler) Programm, in dem Frauenbiografien gesammelt werden, um daraus Theaterproduktionen zu entwickeln.
Mehdi Dahkan (Tanger, Marokko, Tanz und Performance) ist ein marokkanischer Choreograf und Performer. Er gründete die marokkanische Tanzkompanie Cie Jil Z. In seinen Choreografien befragt er Politiken des Raums und des Körpers durch urbane und zeitgenössische Praktiken. Mit seinen Performances, die durch die sozialen Anliegen der marokkanischen, arabischen und afrikanischen Jugend inspiriert sind, möchte er zum Nachdenken anregen. Seine Arbeiten wurden bereits bei Festivals in Irland, Frankreich, Belgien, Ägypten, Jordanien, Tunesien und Deutschland gezeigt. Zurzeit arbeitet er an der Trilogie „Subject To. Only 14. Kms of Resistance‟, die aus einem Solo, einem Quintett und einer Performance über Immigration und die Idealisierung (unbekannter) Orte besteht.

© Kane Liam Lucas
Wezile Harmans (Port Elizabeth, Südafrika, Performance, Film und Installation) ist ein interdisziplinärer Künstler, der mittels Performance, Film und Installation sozialen Wandel erreichen möchte. Seine Werke beschäftigen sich mit Vorurteilen, setzen ein Zeichen gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeit und schaffen Raum für kritische Selbstreflektion an ungastlichen Orten. Wezile Harmans Arbeiten sind davon beeinflusst, wie Dinge entstanden sind, welche Motivationen bestimmten Bewegungen, Reaktionen und menschlichen Handlungsweisen zugrundeliegen, und insbesondere wie diese zum Symbol werden. Seine Werke wurden an verschiedenen Orten in Südafrika und international gezeigt, er hat mehrfach an Residenzen teilgenommen und Preise erhalten, zuletzt den Prince Claus Fund Building Beyond Award 2023.
Omayra Martínez Garzón (Buenos Aires, Argentinien, Objekttheater und Videomapping) ist eine kolumbianische Schauspielerin, Produzentin und Figurentheaterspielerin. Sie erhielt ihren Abschluss in Theater von der UNSAM Universität in Argentinien. 2019 produzierte sie „The butterfly diaspora“, eine Koproduktion zwischen Brasilien, Chile und Argentinien über Frauen in der Immigration, gefördert durch IBERESCENA. Mit ihren Stücken wurde sie zu einer Reihe von Festivals eingeladen, u. a. der Sommerwerft in Frankfurt und „Women on Stage for Peace“ in Kolumbien.
Trần Minh Hải (Hanoi, Vietnam, Tanz) begann ihre Karriere im zeitgenössischen Tanz 2017 beim Kinergie Studio. Sie möchte neue Wege der Erkenntnis durch Bewegung, Tanz und „Spiel“ eröffnen, um neue und vertiefte Beziehungen zu ermöglichen. Sie war an vielen Produktionen beteiligt und tanzte bei A Touch of Belgium, Krossing Over Arts Festival, der „L’EGO Show“ und anderen Produktionen des Kinergie Studios. Als Ko-Regisseurin und Darstellerin realisierte sie 2021 das zeitgenössische Tanzstück „A wo I man“, im Rahmen der Antigone Saison des Goethe-Instituts Vietnam. 2022 wurde Minh Hải in der Kategorie „active artist“ des Hanoi Grapevine Finest Pandemic Award nominiert.
Über das Residenzprogramm „Frankfurt Moves!“
„Frankfurt Moves!“ ist eine Initiative der KfW Stiftung zur Förderung von künstlerischem Austausch und interkulturellen Dialog. Das Residenzprogramm in Kooperation mit dem Frankfurt LAB fördert internationale aufstrebende Künstler*innen in den Darstellenden Künsten.
Über das Frankfurt LAB
Herzensanliegen des Frankfurt LAB ist es, Nachwuchskünstler*innen Raum und Zeit für die (Weiter-)Entwicklung von künstlerischen Arbeiten zu geben und nachhaltige Synergien zwischen Residenzkünstler*innen und den LAB-Partnerinstitutionen (Dresden Frankfurt Dance Company, Ensemble Modern, Hessische Theaterakademie, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und Künstler*innenhaus Mousonturm) zu schaffen. Einen wichtigen Beitrag leistet dazu das internationale Residenzprogramm „Frankfurt Moves!“, das auch die Diversität der Kulturlandschaft in Frankfurt am Main bereichert.
Über die KfW Stiftung
Die KfW Stiftung ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung, die im Oktober 2012 gegründet wurde. Zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten zählt die Förderung kultureller Vielfalt im Bereich Kunst und Kultur sowie das Engagement in den Bereichen Verantwortliches Unternehmertum, Gesellschaft und Ökologie. Im Bereich Kunst und Kultur werden Kulturschaffende aus dem außereuropäischen Raum gefördert. Gemeinsam mit Partnerorganisationen schafft die KfW Stiftung Plattformen für die internationalen zeitgenössischen Künste, um Kreativität, Meinungsfreiheit und diskursive Kapazität zu stärken und kulturelle Vielfalt zu fördern.