Premiere von G. Rossinis »Il viaggio a Reims« am Staatstheater Augsburg

Stefania Bonfadelli (© Mariana Moreira)

Mit ihrer ungewöhnlich großen Zahl virtuoser Gesangspartien erscheint Gioachino Rossinis opulenter Einakter »Il viaggio a Reims« nur selten auf den Spielplänen der Opernhäuser. Das Staatstheater Augsburg bringt das quirlige Meisterwerk ab dem 3. Dezember im martini-Park auf die Bühne, inszeniert von der italienischen Rossini-Spezialistin Stefania Bonfadelli.

Mit der Regisseurin Stefania Bonfadelli, die als Koloratursopranistin jahrelang international auf großen Bühnen gastierte, wird das anspruchsvolle Werk von einer wahren Expertin realisiert. Bonfadelli stand selbst viele Male in »Il viaggio a Reims« (jeweils in einer der weiblichen Hauptpartien) auf der Bühne und beschäftigt sich seit langem intensiv mit dem Œvre Rossinis. Zum zweiten Mal zeichnet sie nun für die Inszenierung dieses Werkes verantwortlich, wobei sie für Bühnenbild und Kostüm erneut auf die bewährte Zusammenarbeit mit Serena Rocco und Valeria Donata Bettela setzt.

In ihrer Interpretation entfaltet sich – in einem humorvollen, zeitgenössischen Zugriff – die Absurdität dieses rasanten Stücks, eine »follia organizzata«, also ein geordneter Wahnsinn, der für Bonfadelli, wie sie mit einem Augenzwinkern verrät, der Inbegriff ihres Heimatlandes Italien ist. Zugleich atmet diese Oper für sie eine faszinierende Internationalität, die ebenfalls in ihrem Regie-Konzept ihren Niederschlag findet.

Auch musikalisch gesehen ist für Kurzweiligkeit gesorgt, da Rossini in den von ihm angelegten siebzehn Solorollen nicht nur höchst virtuose Ansprüche stellt, sondern auch ganz unterschiedliche Arientypen erklingen lässt.

In Augsburg wird die Inszenierung von dem Publikum bestens vertrauten Sängerinnen und Sängern wie Jihyun Cecilia Lee (Corinna), Olena Sloia (Marchesa die Folleville), Wiard Witholt (Lord Sidney), Alejandro Marco-Buhrmester (Barone di Trombonok) und Lázló Papp (Don Alvaro) realisiert. Gleichzeitig bietet sich aber die Gelegenheit, die neuen Ensemble-Mitglieder Ekaterina Aleksandrova (Marchesa Melibea), Claudio Zazzaro (Conte di Libeskof) und Avtandil Kaspeli (Don Profondo) endlich richtig kennenzulernen. Als Gäste sind in den Hauptpartien Jeannette Wernecke (Madame Cortese) und Niklas Meyer (Cavalier Belfiore) vertreten.

Über Il viaggio a Reims:

Die Menschen strömen zur Krönung des französischen Königs nach Reims. Doch plötzlich steht alles still! Alle Transportmittel sind ausgebucht, im Hotel drängen sich Menschen aus aller Welt, Gepäckstücke stapeln sich, alle sitzen fest und schließlich überschlagen sich in aberwitzigem Tempo die Ereignisse: Die verlorene Garderobe führt zu einer Ohnmacht; das Liebesleben dreier Paare gerät in Unruhe; es droht ein Duell, während nach Antiquitäten mythologischen Ursprungs geforscht wird. Vergeblich versucht das Hotelpersonal, dem Chaos Herr zu werden. Einzig der zauberhafte Gesang der Sängerin Corinna vermag die erhitzten Gemüter zu besänftigen.

»Il viaggio a Reims« entstand anlässlich der Krönung Charles X. in Reims. Anstelle einer klassischen Krönungsoper schrieb Gioachino Rossini jedoch eine Persiflage auf die Oberflächlichkeit des Adels und die Künstlichkeit der Gattung Oper, in der er das Überkochen der Emotionen ohne angemessenen äußeren Anlass bloßstellt. Die Krönungsfeierlichkeiten verkommen dabei zur Nebensache, die lediglich die Absurdität der Situation unterstreicht.


Il viaggio a Reims

(Die Reise nach Reims)
Dramma giocoso in einem Akt

Von: Gioachino Rossini
Uraufführung: 19. Juni 1825 (Paris, Théâtre-Italien)

Premiere am Staatstheater Augsburg: Samstag, 3.Dezember 22 (martini-Park)

Musikalische Leitung: Ivan Demidov
Inszenierung: Stefania Bonfadelli
Bühne: Serena Rocco
Kostüme: Valeria Donata Bettella
Licht: Dieter Zimmermann
Dramaturgie: Sophie Walz

Besetzung:

Corinna: Jihyun Cecilia Lee
Marchesa Melibea: Ekaterina Aleksandrova
Contessa di Folleville: Olena Sloia
Madama Cortese: Jeannette Wernecke
Cavalier Belfiore: Niklas Mayer
Conte di Libenskof: Claudio Zazzaro
Lord Sidney: Wiard Witholt
Don Profondo: Avtandil Kaspeli
Barone di Trombonok: Alejandro Marco-Buhrmester / Janusz Nosek
Don Alvaro: László Papp
Don Prudenzio: Diego Savini
Don Luigino: George Aleksandria
Maddelena: Masumi Ishii
Delia: Sandra Schütt
Modestina: Luise von Garnier
Antonio: Irakli Gorgoshidze
Zefirino: Roman Poboinyi

Augsburger Philharmoniker

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