Premiere »die Dunkelheit« im Produktionshaus NAXOS

Billinger-Schulz: die Dunkelheit (© Florian Krauss)

Sebastian tanzt! Und er tanzt „die Dunkelheit“: düstere Emotionen, unterdrückte Affekte, Trauer, Aggression, Wut, das „Böse“ – aber auch Party, Exzess und Übergang. Zur Premiere von die Dunkelheit ist das Publikum am Freitag, 15. November 2024, 20 Uhr, ins Produktionshaus NAXOS, Waldschmidtstraße 19, Frankfurt, eingeladen. Anschließend ist die Inszenierung am Samstag, 16. November, 20 Uhr, und am Sonntag, 17. November, 20 Uhr, zu sehen. Mit die Dunkelheit gastieren Billinger & Schulz zum ersten Mal im Produktionshaus NAXOS. Der Eintrittspreis ist solidarisch: Zahl, was du kannst.

In Billinger & Schulz’ neuer Choreografie setzt sich Sebastian Schulz mit sich selbst auseinander. Und mit aktuellen Untiefen abgelehnter und frustrierter Männlichkeit: von der steigenden Anzahl männlicher „deaths of despair“, Toden aus Verzweiflung von Männern, die sich nutz- und wertlos fühlen, über die Epidemie sozial isolierter, psychisch kranker Einzeltäter, die sich als abgehängt und von Frauen zurückgewiesen beschreiben, bis zu dem Zuspruch zu rechten Parteien und nationalistischem Gedankengut.

Zu aufputschenden Nightcore-Songs, einem Genre, das als Internetphänomen Teil männlicher digitaler Echoräume ist, begibt er sich imaginär und physisch in digitale Parallelwelten und gesellschaftliche Rückzugsräume und beschäftigt sich mit der Frage, wie es sich für Männer und Jungs anfühlt und was es mit diesen macht, in einer Gesellschaft zu leben, in der sie sich mit progressiven Infragestellungen von Männlichkeit genauso wie mit pauschal abwertenden, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ausdrückenden Sätzen wie „Männer sind generell böse und toxisch“ und „Männlichkeit ist eine Pathologie“ auseinandersetzen müssen.

Jungyun Bae, Magdalena Dzeco und Camilla Fiumara
(© Florian Krauss)

In dieser Auseinandersetzung wird er unterstützt von Jungyun Bae, Magdalena Dzeco und Camilla Fiumara als dem Internet entsprungene, im Schein Realität gewordene, projektive Animegirls und langjährige Verbündete. Zusammen mit ihnen erforscht er die Spannung zwischen idealisiertem, körperlosem – toten – Bild, das als unwirkliche, passive Cartoonfigur angehimmelt wird, und dem Umstand, dass eine Beziehung nur mit realen Personen möglich ist, die in diesem Bild nicht aufgehen, aus Fleisch und Blut sind, ihren eigenen Kopf haben und eigene Entscheidungen treffen – was natürlich die Möglichkeit der Zurückweisung umfasst.

Konzept, Choreografie: Verena Billinger & Sebastian Schulz
Tanz, Performance Solo: Sebastian Schulz
Tanz, Performance Trio: Jungyun Bae, Magdalena Dzeco, Camilla Fiumara
Projektorganisation: Neele Renzland/transmissions GmbH
Produktion: Billinger & Schulz

Eine Produktion von Billinger & Schulz, in Koproduktion mit dem Produktionshaus Naxos und dem FFT Düsseldorf. Gefördert von Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Konzeptionsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Mit freundlicher Unterstützung durch: Z – Zentrum für Proben und Forschung, ID_ Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt LAB.


Verena Billinger, geboren in Düsseldorf, studierte Szenische Künste in Hildesheim sowie Praxis Performativer Künste am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Sebastian Schulz, geboren in Karlsruhe, studierte Angewandte Theaterwissenschaft, Zeitgenössischen und Klassischen Tanz, Choreografie und Performance in Gießen und Frankfurt am Main.

In ihren Choreografien seit 2009 beschäftigen sie sich mit Gesellschaft und Öffentlichkeit und der choreografischen Konstitution des Menschen.Sie arbeiten multi- und interdisziplinär in verschiedenen Formen und Verformungen von Formen (Choreografien, Performances, Installationen, Collagen u.a.). Immer von ihrer Beschäftigung mit Tanz, Choreografie und deren Geschichte ausgehend, analysieren sie Identitäten und Differenzen, Spannungen, Konflikte, Emotionen und Affekte. Für die künstlerische Modellierung und Inszenierung fokussieren sie sich auf die Rolle des Körpers. Dessen Bewegung verstehen sie als Überträger und Lebenszeichen.

Ihre Arbeiten entstehen vor allem in Kooperation mit dem Forum Freies Theater Düsseldorf, bis 2023 mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt am Main und im Jahr 2024 zum ersten Mal mit dem Produktionshaus NAXOS. Bisher waren sie in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Bulgarien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Schweden, der Slowakei, Slowenien, Südkorea, Thailand und den USA zu sehen. 2014 wurde das Duo mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und von der Fachzeitschrift tanz im Jahrbuch 2015 als „Hoffnungsträger für den Tanz“ ausgezeichnet.

Ihre Arbeit Romantic Afternoon * gewann 2012 den Preis des Favoriten Festivals in Dortmund. Zusätzlich wurden sie drei Mal für den Förderpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf nominiert (2015, 2017, 2021). Die ChoreografieViolent Event wurde u.a. zur Tanzplattform Deutschland und dem Bangkok International Performing Arts Meeting (TH) eingeladen. Mehrere ihrer während der Pandemie entstandenen Tanzfilme aus dem ProjektTanzabend/N.N. wurden international präsentiert und ausgezeichnet: untitled (mirror) wurde beim Greensboro Dance Film Festival in North Carolina, USA, prämiert und Picknick gewann den 1. Preis in der Kategorie „Best Movement (Choreography)“ im Rahmen der California Music Video & Film Awards.

Weitere Informationen unter billingerschulz.de


Jungyun Bae, geboren in Daegu, Südkorea, studierte Koreanischen Tanz an der Hanyang Universität in Seoul sowie den MA Choreografie und Performance an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Als freischaffende Tänzerin, Performerin, Tanzlehrerin und Choreografin arbeitete sie in verschiedenen Tanzprojekten im Raum Frankfurt am Main, u.a. mit Tümay Kılınçel und Paula Rosolen. Jungyun Bae performt bereits seit 2010 in den Projekten von Verena Billinger & Sebastian Schulz und arbeitete mit ihnen zusammen in Romantic Afternoon *, Kummerkasten Menschenstadt, UNLIKELY CREATURES (1) who we are, UNLIKELY CREATURES (II) we dance for you – für ihre Performance in diesem Stück war sie für den Förderpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf nominiert –, UNLIKELY CREATURES (drei) us hearing voices und Geteilter Abend.


Magdalena Dzeco, geboren in Leipzig, ist deutsch-mosambikanischer Herkunft. Sie studierte Zeitgenössischen und Klassischen Tanz in an der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden, an der AHK in Amsterdam, Niederlande, und an der HfMDK in Frankfurt am Main. Zudem absolvierte sie den internationalen Masterstudiengang Religion and Culture an der HU Berlin. Magdalena arbeitet als Tänzerin, Choreografin und leitet Tanzworkshops für Kinder und Jugendliche.

Sie ist seit vielen Jahren Mitglied der Gunter Hampel Music and Dance Improvisation Company und Mitgründerin des Sphere Collectives. Engagements führten sie bereits in Zusammenarbeiten mit Avatâra Ayuso, Marja Burchard, Johannes Schleiermacher, Paula König, Cavana Lee Hampel, Olga Tabitha Xavier, Gal Fefferman, Anna-Lena Perenthaler u.a. Seit 2017 arbeitet sie regelmäßig mit Billinger & Schulz zusammen und performte bereits in vielen ihrer Stücke: UNLIKELY CREATURES (drei) us hearing voices, Zeit / Temps, Tanzabend/N.N. (Picknick, Car Walk, untitled (mirror), Videotanz), Stories/Sketches (Geschichte/andere Zeiten) und als Umbesetzung für UNLIKELY CREATURES (II) we dance for you und Romantic Afternoon *.


Camilla Fiumara, geboren in Florenz, Italien, studierte Klassisches Ballett und Tanz am Kaos Balletto di Firenze und der Iwanson International School of Contemporary Dance in München sowie Wirtschaftswissenschaften an der Università Uninettuno in Rom. Freie Projekte im Bereich Oper, aber v.a. in experimentellem, zeitgenössischem Tanz und für junges Publikum führten sie nach München, Brüssel, Hannover, Karlsruhe und Frankfurt am Main, wo sie derzeit lebt und mit dem Theaterhaus Ensemble, Leandro Kees und Simon Möllendorf kooperiert. Seit 2018 arbeitet sie mit Verena Billinger & Sebastian Schulz zusammen und performte bereits in deren Projekten Zeit / Temps, Tanzabend/N.N. (Picknick, Winter Song), Stories/Sketches (Geschichte/andere Zeiten), hip piece und Geteilter Abend.


Termine:

  • Freitag, 15. November 2024, 20 Uhr (Premiere), die Dunkelheit
  • Samstag, 16. November 2024, 20 Uhr, die Dunkelheit
  • Sonntag, 17. November 2024, 20 Uhr, die Dunkelheit

Tickets: Solidarischer Eintrittspreis: Zahl, was du kannst. Reservierung unter: studionaxos.de
Im Produktionshaus NAXOS, Waldschmidtstraße 19, 60316 Frankfurt am Main


Produktionshaus NAXOS

Das Produktionshaus NAXOS ist aus der Kooperation von THEATER WILLY PRAML und studioNAXOS hervorgegangen. Getragen wird es von den Gruppen DORFPRODUCT und ELEGANZ AUS REFLEX, dem Ensemble THEATER WILLY PRAML, das bereits seit 2000 die Naxoshalle bespielt, sowie freien Produktionen von Künstler*innen mit Arbeitsschwerpunkt in Frankfurt am Main und Hessen.

Das Verbindende ist der gemeinsame Wunsch, der Vielfalt Raum zu geben sowie die Begeisterung für die Originalität und die Möglichkeiten des Ortes – dem Industriedenkmal Naxoshalle.

Das Produktionshaus NAXOS ist für den Betrieb der gemeinsamen Spielstätte zuständig und stellt diese auch für das naxos.Kino und die Naxos Hallenkonzerte sowie für Kooperationen bereit.