Oper Frankfurt: Jakub Józef Orliński imponiert auch 2019 als Rinaldo

Rinaldo ~ Oper Frankfurt ~ Rinaldo (Jakub Jósef Orliński), Tänzerinnen und Tänzer (© Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de)

Dass eine Oper im Bockenheimer Depot wiederaufgenommen wird, kommt nur selten vor. Zuletzt war es Peter Eötvös’ zeitgenössische Der goldene Drache (2016). Ein Werk aus der Frühzeit der Opern hatte im September 2017 einen riesigen Erfolg bei Publikum und Presse, so dass schnell klar war, das es ebenfalls ein zweites Mal gezeigt werden muss: Rinaldo von Georg Friedrich Händel. Und dies aus mehreren Gründen. Diese erste Arbeit des US-amerikanischen Regisseurs Ted Huffman für ein deutsches Opernhaus ist außergewöhnlich körperbetont und bewegungsreich. Schon während der Ouvertüre liefern sich Rinaldo und ein schwarzer Ritter einen Kampf mit Schwertern und direktem Körperkontakt. Dabei verharren sie öfter wie in einem Standbild, sodass sich aus ihrem Tun besinnliche Momente und kein Actionspektakel ergeben. Neben zusätzlich engagierten Tänzern sind es später insbesondere drei Furien der Zauberin Armida, die mit großer körperlicher Agilität ihre Opfer wie Geister umschleichen und bedrohen.
Dass alle Beteiligte barfüßig auftreten gibt ihnen nicht nur einen guten Halt, ihre Bewegungen fügen sich so der Musik noch besser ein. Annemarie Woods´ Bühne zeigt eine imposante große leere Schräge, auf die lediglich kurz ein herrschaftlicher Stuhl und drei Bäume positioniert werden (und ein großes Geisterschiff nähert sich dann auch noch geheimnisvoll aus dem dunklen Hintergrund) und wie aus diesen wenigen Mitteln dennoch ständig große Optiken entstehen.

Zum großen Erfolg der Produktion in 2017 hat auch besonders das Sängerensemble und das unter Kapellmeister Simone Di Felice spielende Frankfurter Opern- und Museumsorchester beigetragen. In der Titelrolle stellte sich damals der junge polnische Countertenor und Breakdancer Jakub Józef Orliński dem Frankfurter Publikum vor. Er konnte für die Wiederaufnahmeserie erneut gewonnen werden und jeder, der eine Karte für die seit langem ausverkauften Vorstellungen hat, kann sich glücklich schätzen. Orlinski wirkt als Krieger Rinaldo authentisch und beweist das mit hohem körperlichen Einsatz und ohne sich selbst zu schonen. Um dann im nächsten Moment engelhaft, ruhig und voller Hingabe zu singen, als käme er aus einer anderen Welt. Im Oktober 2018 erschien auch sein erstes Soloalbum „Anima Sacra“, laut Warner Classics ein „fulminantes Raritäten-Debüt mit vibrierendem Charisma“. Wer Orliński versäumt hat, kann sich jetzt noch um Karten für Händels Rodelinda, Regina de´ Longobardi kümmern. Diese Oper wird ab Mitte Mai in der Regie von Claus Guth im Frankfurter Opernhaus gezeigt und Orliński wird dabei die Rolle des langobardischen Edler Unulfo übernehmen.


Rinaldo ~ Oper Frankfurt ~ Armida (Elizabeth Reiter), Tänzerinnen (© Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de)

An Orlinskis Seite sind fast dieselben Sänger beteiligt, wie in 2017. Als große Widersacherin und unerwartet in Rinaldo verliebte, lässt Sopranistin Elizabeth Reiter als Armida fulminant und glutvoll ihre Zauberkräfte wirken. Karen Vuong rührt als zarte Tochter von General Goffredo erneut die Herzen im Publikum. Ihre ohnehin nicht kleine Stimme scheint noch voluminöser geworden zu sein, ohne dass sie an lyrischer Qualität eingebüßt hat. Hinter dem tattrigen Goffredo verbirgt sich erneut die junge Mezzosopranistin Julia Dawson. Erhabenes Format mit samtigen Klängen gibt Bass Daniel Mirosław Goffredos Bruder Eustazio. Bassbariton Gordon Bintner ist, mit schwarz gefärbten Haaren, bei seinem Rollendebüt als finstrer König Argante zu erleben.
Kapellmeister Simone Di Felice leitet das um eine Continuo-Gruppe erweiterte und zum Teil auf historischen Instrumenten spielende Frankfurter Opern- und Museumsorchester sehr besonnen und detailverliebt, was sich in einem bezaubernden und sängerfreundlichen Höreindruck widerspiegelt.

Am Ende erneut großer Jubel und lautstarkes Getrampel.


Markus Gründig, Januar 19


Rinaldo
Oper Frankfurt
Rinaldo (Jakub Jósef Orliński; links, mit dem Rücken zum Betrachter)
und Ensemble bei den Sirenen
(© Barbara Aumüller ~ www.szenenfoto.de)

Rinaldo
Oper von Georg Friedrich Händel
Wiederaufnahme an der Oper Frankfurt: 11. Januar 19 (Bockenheimer Depot)

Musikalische Leitung: Simone Di Felice
Regie: Ted Huffman
Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Benjamin Cortez
Bühnenbild: Annemarie Woods
Kostüme: Raphaela Rose
Choreografie: Adam Weinert
Licht: Joachim Klein
Dramaturgie: Stephanie Schulze

Besetzung:

Rinaldo: Jakub Józef Orliński
Armida: Elizabeth Reiter
Almirena: Karen Vuong
Argante: Gordon Bintner
Goffredo: Julia Dawson
Eustazio: Daniel Mirosław

TänzerInnen: Evie Poaros, Natalia Rodina, Ida Kaufmann, Katharina Wiedenhofer, Challenge Gumbodete, Matt Emig, Konrad Plak, Jorge Bascuñan

Frankfurter Opern- und Museumsorchester

www.oper-frankfurt.de