Offenbachs »Fantasio« ab 10. November am Staatstheater Wiesbaden

Fantasio ~ Staatstheater Wiesbaden ~ Fantasio (Fleuranne Brockway) ~ Foto: Thomas Aurin

Mit „Fantasio“ entdeckt das Staatstheater Wiesbaden einen vergessenen Schatz von Jacques Offenbach.
In der Inszenierung von Anna Weber feiert die Opéra-comique am 10. November im Großen Haus eine Ode an das Theater.

Die Premierenwerkstatt am Montag, 4. November, lädt vorab zum Gespräch mit dem Team und einem Probenbesuch ein.

Die Handschrift der jungen Regisseurin Anna Weber ist bereits unverkennbar: Handlung und Text nahezu unbekannter Operetten werden einem heutigen Personal in den Mund gelegt. So auch bei der Premiere von Jacques Offenbachs „Fantasio“ am 10. November (18.00 Uhr) im Großen Haus des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden.

Anna Weber
© Nicola Fegg

Weber, die sich auf die Ausgrabung von Operettenstoffen und deren Überführung in ein zeitgenössisches Umfeld spezialisiert hat, verlegt die Handlung der im Königreich Bayern spielenden Operette in ein heutiges Theater. Die Textfassung für die Offenbach-Operette wurde mit Dramaturgin Hanna Kneißler neu geschrieben. Statt einem vernichtenden Kriegszug durch den Prinzen von Mantua droht dem Theater ein Privatinvestor mit der Übernahme des Theaters und damit verbunden dem Ausverkauf der künstlerischen Freiheit. Prinzessin Theres, in Webers Inszenierung eine Sängerin des Theaters, soll den Aufschneider heiraten und blickt in eine düstere Zukunft. Doch Fantasio gelingt es, unerkannt ins Theater zu schleichen und alles auf den Kopf zu stellen. Denn es geht längst nicht mehr nur um die Befreiung von Theres …

Wie auch in der Uraufführung 1872 in Paris wird am Staatstheater Wiesbaden die titelgebende Figur Fantasio von einer Mezzosopranistin verkörpert. Fleuranne Brockway debütiert als weibliche Anführerin einer studentischen Gruppe.

Ihr Widersacher, Prinz von Mantua und in Webers Inszenierung privater Investor, wird vom neuen Ensemblemitglied Jack Lee gesungen. Lee errang im September den Publikumspreis beim renommierten Operalia Wettbewerb. Als des Prinzen ständiger Begleiter Marinoni ist Sascha Zarrabi zu erleben. Die Partie von Theres, die mit einer Heirat den drohenden Bankrott abwenden soll, übernimmt Josefine Mindus. Nicht der König Bayerns, aber der König des Theaters ist in Wiesbaden Jonathan Macker.

In weiteren Rollen debütieren die Ensemblemitglieder Inna Fedorii (Flamel), Schauspieler Michael Birnbaum (Rutten), James Young (Sparck), Joshua Sanders (Facio) und Wooseok Shim (Hartmann).

Um die Fantasiewelt des Theaters von der Realität der Studierenden auf der Bühne und des Abendpublikums zu trennen, hat Bühnenbildnerin Sina Manthey eine große Spiegelwand entworfen. Dahinter entstehen – ganz im Sinne des Theaterzaubers – barock anklingende Kulissen im Stil eines Gartens, eines Schlosses oder eine ganze Hochzeitskulisse. Die Kostüme von Laura Kirst greifen die gemalte Barocktheater-Optik der Bühne und gleichzeitig Offenbachs feinen Humor auf. So sind neben den handelnden Figuren auch zahlreiche Gegenstände und Fantasiewesen aus dem Theaterkosmos unterwegs, die zur finanziellen Rettung des Theaters versteigert werden sollen oder ihr Eigenleben führen.

Neben den Solist*innen, dem Opernchor und dem Hessischen Staatsorchester wirken auch Mitglieder des Jungen Staatsmusicals und Gäste in „Fantasio“ mit. Für deren Tanzszenen und akrobatische Einsätze zeichnet Choreografin Paulina Alpen verantwortlich.

Als Musikalischer Leiter einer Produktion, die unterschiedliche Genres miteinander verbindet, stellt sich der 1. Kapellmeister Chin-Chao Lin am Pult vor. Von 2018 bis 2022 war er GMD am Theater Regensburg, wo er u. a. die Uraufführungen „Elizabetta“ (Gabriel Prokofiev) und „Minona“ (Jüri Reinvere) sowie ein breites Opern-Repertoire leitete. In der Spielzeit 2023 24 war er als 1. Kapellmeister und stellvertretender GMD am Staatstheater Meiningen tätig, ab der Spielzeit 2025 26 wird er Chef-Dirigent des Kärntner Sinfonieorchesters am Stadttheater Klagenfurt.

Die Gewinnerin des Reinhold-Otto-Mayer Preises, Regisseurin Anna Weber, arbeitet genreübergreifend im Musik- und Sprechtheater. Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs für zeitgenössische Operette tutti d*amore. Im Mai 2022 debütierte sie auf der großen Bühne am Deutschen Nationaltheater Weimar mit der Offenbach-Operette „Die Prinzessin von Trapezunt“. Im Sommer 2023 folgte Anna Weber mit ihrem Team einer Einladung des Goethe-Instituts nach Vietnam, um dort an der Oper in Ho-Chi-Minh-Stadt „Die lustige Witwe“ zu inszenieren. In der Spielzeit 2023/2024 inszenierte sie Klassiker ebenso wie Ausgrabungen, u.a. am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin „Carmen“, an den Theatern Chemnitz „Der Tenor der Herzogin“ und am Theater Münster „Doktor Ox“. In dieser Spielzeit inszeniert sie neben „Fantasio“ Mozarts „Die Zauberflöte“ am Deutschen Nationaltheater Weimar als Open-Air Sommerspektakel. Mit tutti d*amore entwickelt sie „Ab in den Ring!“ nach Oscar Straus „Lustigen Nibelungen“ für die Tischlerei der Deutschen Oper Berlin.


Fantasio

Opéra-comique in drei Akten

Von: Jacques Offenbach (1819–1880)
Libretto: Paul de Musset und Charles Nuitter nach der Komödie von Alfred de Musset

Uraufführung: 18. Januar 1872 (Paris, Opéra-Comique, Salle Favart)

Premiere am Staatstheater Wiesbaden: Sonntag, 10. November 24 (Großes Haus)

In einer Übersetzung von Carsten Golbeck, Fassung von Anna Weber und Hanna Kneißler
Altersempfehlung: 13+

Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin
Inszenierung: Anna Weber
Bühne: Sina Manthey
Kostüme: Laura Kirst
Choreographie: Paulina Alpen
Licht: Marcel Hahn
Chor: Albert Horne
Dramaturgie: Hanna Kneißler

Besetzung:

Fantasio: Fleuranne Brockway*/Camille Sherman
Theres: Josefine Mindus*/Galina Benevich
Ein Prinz: Jack Lee
Marinoni: Sascha Zarrabi
König vom Theater: Jonathan Macker*/Fabian-Jakob Balkhausen
Flamel: Inna Fedorii
Rutten: Michael Birnbaum
Sparck: James Young
Facio: Joshua Sanders
Hartmann: Wooseok Shim
* Premierenbesetzung

Mitglieder des Jungen Staatsmusicals und Gäste
Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden


In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Termine im November FR 15.11. 19.30 Uhr, SO 17.11. 18 Uhr, SA 23.11. 19.30 Uhr

Weitere Vorstellungstermine und mehr Informationen unter: staatstheater-wiesbaden.de