Neuigkeiten von den Bregenzer Festspielen (14. Juli)

Probeneinblick mit Regisseurin Jana Vetter zu »Werther« (© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis)


Wie geht es nach Werthers Tod weiter?

Regisseurin Jana Vetten setzt bekannten Stoff in neues Licht

Seit knapp zwei Wochen probt das Ensemble von Werther, der diesjährigen Produktion des Opernstudios. In der ersten Woche ging es rein um musikalische Aspekte, am Montag startete im Festspielhaus mit der Ankunft von Regisseurin Jana Vetten der szenische Teil. Sieben junge Musiker:innen aus aller Welt erarbeiten sich mit ihr, der musikalischen Leiterin Claire Levacher und Camilla Hägebarth (Bühne/Kostüme) das im Jahr 1892 entstandene Werk von Komponist Jules Massenet. Anfang August zieht das Ensemble ins Theater am Kornmarkt um, wo die Oper Mitte des Monats zu sehen sein wird.

Besseres Verständnis dank Internationalität

Der Inhalt ist anspruchsvoll, die Gesangspartien sind es sowieso – und die verschiedenen verwendeten Sprachen machen die Arbeit nicht unbedingt einfacher. Das zeigt beispielsweise der Besuch einer Probe am Mittwochvormittag: Auf der Bühne stehen der ukrainische Bariton Yuriy Hadzetskyy alias Albert sowie die Sopranistin Sarah Shine. Die Irin verkörpert Sophie. Das Libretto ist auf Französisch verfasst, Jana Vetten bespricht die Szene mit den beiden Sänger:innen auf Englisch. Für die Regisseurin ist diese Internationalität ein Vorteil: „Wenn ich nur mit deutschsprachigen Menschen probe, gibt es manchmal den Trugschluss, dass man sich automatisch versteht. Das stimmt aber eben nicht immer. In der Situation hier geht man einen Schritt zurück, das ist gut so.“ Für die Deutsche mit Wohnsitz in Wien ist Werther nach Lohn der Nacht im Theater KOSMOS (2021) die zweite Produktion bei den Bregenzer Festspielen.

Erweiterung der Perspektiven

Der zugrundeliegende Stoff, Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werther, hatte bei seiner Veröffentlichung 1774 für einen Skandal gesorgt. Schließlich begeht der Titel-Held wegen unerwiderter Liebe zu seiner Angebeteten Charlotte am Ende Selbstmord. In den darauffolgenden Jahren stieg die Suizid-Rate – noch heute kennt man den sogenannten „Werther-Effekt“.

Der Titelheld akzeptiert Charlottes „Nein“, das sie mehrmals deutlich formuliert, einfach nicht. Neben seinen eigenen Gefühlen hat keine zweite Perspektive Platz. Jana Vetten ist es wichtig, den Fokus zu verschieben: Sie möchte sich auf Charlotte und die Hinterbliebenen generell konzentrieren. Schließlich bleiben mit Werthers Tod jede Menge Schuldgefühle zurück. „Das ist das Tolle an der Oper. Während der Briefroman nur Werthers Sicht wiedergibt, haben in der Oper alle Figuren eine Stimme“, sagt sie.

Werther feiert Premiere am Montag, 14. August. Weitere Vorstellungen folgen am 16., 18. und 19. August – jeweils im Theater am Kornmarkt. Regisseurin Jana Vetten ist außerdem beim Festspielfrühstück 2 (Sonntag, 6. August, 9.30 Uhr) zu erleben. In der entspannten Atmosphäre des Seefoyers spricht sie mit der ORF-Journalistin Jasmin Ölz.


Start der 77. Bregenzer Festspiele

Eröffnungsfeier am Mittwochvormittag

Am kommenden Mittwoch ist es so weit: Die 77. Bregenzer Festspiele werden von Bundespräsident Alexander van der Bellen eröffnet. Die Vielfalt der Bregenzer Festspiele – von der See- bis zur Werkstattbühne, vom klassischen Orchesterkonzert bis zur zeitgenössischen Oper – gelangt in der rund einstündigen Eröffnungsfeier auf die Bühne des Festspielhauses. Start ist um 10.30 Uhr. Neben dem Bundespräsidenten werden als Festredner erwartet Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler sowie Festspielpräsident Hans-Peter Metzler.

Eröffnung Bregenzer Festspiele‘
(Foto: Karl Forster)

Höhepunkte des diesjährigen Festspiel-Sommers

Die Zeremonie wird live auf ORF 2 und 3sat übertragen. Den 1.850 geladenen Gästen, dem TV-Publikum werden Höhepunkte des diesjährigen Festspiel-Sommers präsentiert. Es spielen die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Enrique Mazzola und Claire Levacher, Nikolaus Habjan und seine Puppe führt durch das Programm.

Nach 70 Minuten schließt sich der Kreis: Gab es Landes- und Bundeshymne ganz zu Beginn der Feier, erklingt zum Abschluss die Europahymne, Beethovens „Ode an die Freude“. Anschließend gehen die Feierlichkeiten mit dem Festspielempfang – früher „Volksempfang“ genannt – auf dem Platz der Wiener Symphoniker weiter. Die Organisation dieses Teils der Zeremonie liegt vor allem beim Land Vorarlberg.


40 Jahre Liebesglück

Zwei Tänzer kehren zurück zur Seebühne

Michael und Ivana Dymek haben sich als Tänzer beim Spiel auf dem See Kiss me, Kate im Sommer 1983 kennen gelernt. Aus der beruflichen Zusammenarbeit erwuchs Liebe, zwischenzeitlich ist das aus Prag stammende Paar verheiratet und hat zwei Kinder. Vierzig Jahre später kehrten die Beiden zurück zu einem Besuch auf die Seebühne.

Michael und Ivana Dymek
(© Bregenzer Festspiele /Elena Sutter)

Nach Probenschluss ins Wasser

Empfangen wurden die beiden ehemaligen Tänzer von Festspiel-Betriebsdirektor Michael Csar, der zu einer Führung auf die Seebühne lud. „1983 war ein wunderschöner Sommer“, beschreibt Michael Dymek seine Zeit auf der Seebühne, „eine sehr unbeschwerte Zeit, wir hatten viel Unsinn im Kopf.“ Die Rückkehr zur Seebühne ist für Michael und Ivana der Besuch mit vielen Erinnerungen und sichtlich auch Emotionen verbunden. Höhepunkt abseits des Rampenlichts seien die lauen Sommerabende mit ihren Tänzerkolleg:innen im „Hirschen“ und in der Festspielhaus-Kantine gewesen – sowie das ein oder andere Bier am Steg zur Seebühne. Oftmals seien sie nach Probenschluss zur Abkühlung ins Wasser gesprungen.

Kiss me, Kate ~ Bregenzer Festspiele 1983
(© Bregenzer Festspiele Photo Winsauer)

Flucht aus Prag

Michael und Ivana sind fünf Jahre nach Kiss me, Kate geflüchtet zur Zeit des kalten Kriegs. Das Tanzen haben sie hobbymäßig weiter betrieben, sogar als Schuhplattler beim Oktoberfest. Mittlerweile leben beide mit ihren Kindern wieder in Prag. Michael ist heute Senior Prozessanalytiker bei einem Startup-Unternehmen. Er selbst bezeichnet sich als „Zahlen- und Technikmensch“, der ursprünglich hätte Elektrotechnik studieren sollen, sich in letzter Sekunde jedoch fürs Tanzen entschieden habe. Ivana ist für ein Unternehmen tätig, das Inneneinrichtungen gestaltet. „Wir beide tanzen heute nur noch in der eigenen Wohnung“, lacht Michael.


Festival-Potpourri

Geburtstagsparty. Der Milchpilz Bregenz feiert seinen 70. Geburtstag. Am 20. Juli 2023 um 10.00 Uhr steigt die große Geburtstagsparty. Genießt die leckeren Milchshakes. Für die Kleinsten gibt es einen Malwettbewerb. Einfach mit dem selbst gemalten Bild vom Milchpilz direkt dort vorbeikommen und eine kleine Überraschung erhalten (nur solange der Vorrat reicht). vmilch.at

Ton in Ton. Enrique Mazzola posiert mit dem roten Festspiel-„B“ und freut sich wieder mit seiner “theatre and music family“ vereint zu sein. instagram.com

Everywhere butterflies – Annalisa Stroppa (Suzuki) schenkt Barno Ismatullaeva (Cio-Cio-San) zuckersüße Ohrringe mit Schmetterlingsmotiven. instagram.com


Die Bregenzer Festspiele 2023 finden von 19. Juli bis 20. August statt.

Tickets und Infos unter bregenzerfestspiele.com und Telefon 0043 5574 4076.