Musikwirtschaft wächst und lässt andere wachsen

Die deutsche Musikwirtschaft ist ein erheblicher und dynamisch wachsender Wirtschaftssektor, der im Jahr 2023 Umsätze in Höhe von etwa 17,4 Mrd. Euro erwirtschaftete. Die damit verbundene Bruttowertschöpfung lag bei ca. 6,6 Mrd. Euro. Was die Musikwirtschaft dabei zusätzlich besonders macht: Die Branche generiert ihren wirtschaftlichen Erfolg im Schulterschluss ihrer einzelnen Teilbereiche. Von ihren Erfolgen profitieren unmittelbar und in steigendem Maße auch benachbarte Wirtschaftszweige wie Tourismus, Rundfunk, Technik oder Equipment.

Die weitreichenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie führten zu einem massiven Umsatzeinbruch in der Musikwirtschaft. Die vorliegende Studie zeigt, dass die Musikwirtschaft im Jahr 2023 ihr Vor-Corona-Niveau inzwischen ein- und sogar überholen konnte. Trotz der schwierigen Bedingungen konnte die Musikwirtschaft insgesamt im Vergleich zum Jahr 2019 ein Umsatzwachstum von 18 Prozent erzielen und ihre Bruttowertschöpfung um 20 Prozent erhöhen.

Mit insgesamt 156.000 Erwerbstätigen im Jahr 2023 hat auch ihre Rolle als bedeutender Arbeitgeber weiter zugenommen (+4 %). Die wirtschaftliche Relevanz der stark untereinander verflochtenen Musikwirtschaft steigt somit insgesamt weiter. Diese Verflechtung zeigt sich vor allem daran, dass Musikunternehmen von insgesamt 10,5 Mrd. Euro an Vorleistungen[1] im Jahr 2023 etwa 80 %, also 8,5 Mrd. Euro, von anderen Unternehmen in der Musikwirtschaft bezogen (vertikal integrierte Branche).

Und dieses Netzwerk bringt auch andere zum Strahlen: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Musikwirtschaft mit ihren untereinander eng verflochtenen Teilbereichen „Musikveranstaltungen“, „Musikaufnahmen“, „Musikverlage“, „Musikinstrumente“, „Kreative“, „Musikunterricht“ und „Verwertungsgesellschaften“ gehen weit über ihre eigene Tätigkeit und Nachfrage hinaus.

Ganze Branchen basieren auf den Produkten der Musikwirtschaft oder wären ohne diese undenkbar. Beispielsweise dienen Musikinhalte als wesentliche Inputs oder Musikequipment als notwendige Technik für die wirtschaftliche Aktivität in Branchen wie dem Rundfunk oder als Komplementärgüter für Konsumenten auf Musikreisen oder von Elektronikgeräten. Im Jahr 2023 lagen diese sogenannten Ausstrahlungseffekte bei etwa 28 Mrd. Euro.

Dies sind Ergebnisse der Studie „Musikwirtschaft in Deutschland 2024“, die heute im Hamburger Atlantic Haus im Vorfeld des „Musikdialogs“ vorgestellt wurde. Damit liegen wieder aktuelle Zahlen des musikwirtschaftlichen Gesamtmarktes mit seinen wichtigsten Teilsektoren vor.

Die Untersuchung wurde vom volkswirtschaftlichen Beratungsunternehmen Oxford Economics unter der Leitung von Johanna Neuhoff durchgeführt. Auftraggeber sind die zentralen Verbände und Verwertungsgesellschaften der Musikwirtschaft, Förderer sind die Hamburger Behörde für Kultur und Medien und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg: „Die Musikwirtschaftsstudie belegt wieder einmal eindrucksvoll, dass Musik nicht nur von grundsätzlicher kultureller Bedeutung ist, sondern auch ein starker Wachstumszweig mit einem hohen ökonomischen Stellenwert für unsere Gesellschaft. Die Umsätze der Branche haben inzwischen sogar das Vor-Corona-Niveau übertroffen. Die Studie analysiert auch die engen Verflechtungen der Teilbereiche innerhalb der Musikwirtschaft und zeigt, dass diese eine wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg und die Dynamik der Branche darstellen.“

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Ansprechpartner der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft: „Ich freue mich, dass die Musikwirtschaft wieder wächst. Nach den schweren letzten Jahren geht es aufwärts. Das ist gut für die gesamte Kultur und Kreativwirtschaft.“

Die Studie „Musikwirtschaft in Deutschland 2024“ hat das Ziel, die volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Musikwirtschaft in ihrer Gesamtheit zu erfassen und darzustellen. Die Musikwirtschaft, wie auch andere Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft, wird nur unzureichend in den amtlichen Daten der nationalen Statistikbehörden erfasst. Die Studie liefert daher einen wichtigen Beitrag, indem sie relevante Stakeholder besser über die Bedeutung der Musikwirtschaft in Deutschland informiert und fundiertere Entscheidungen ermöglicht. Sie baut methodisch auf Studien aus den Jahren 2015 und 2020 auf und erlaubt damit auch einen zeitlichen Vergleich.

Zur Berechnung der wirtschaftlichen Aktivität der Musikwirtschaft wurde ein Multi-Methoden-Ansatz verwendet. Um detaillierte Informationen zu den einzelnen Teilbereichen der Musikwirtschaft zu erheben, wurde eine Online-Umfrage unter deutschen Musikunternehmen und Selbstständigen der Musikwirtschaft durchgeführt. Es wurden Informationen zum Tätigkeitsbereich, den Umsätzen sowie der Einnahmen-, Kosten- und Beschäftigungsstrukturen abgefragt. Die Umfrageergebnisse wurden anschließend mit Daten der amtlichen Statistik, wie der Umsatzsteuerstatistik, Daten der Künstlersozialkasse, weiteren Studien und öffentlich verfügbaren Geschäftsberichten von relevanten Unternehmen hochgerechnet, um die gesamte Musikwirtschaft sowie ihre einzelnen Teilbereiche zu quantifizieren.

Der Studienbericht wird nach Fertigstellung im Dezember auf den Websites der herausgebenden Verbände und Verwertungsgesellschaften, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK sowie der Behörde für Kultur und Medien der Stadt Hamburg zur Verfügung gestellt.

[1] Vorleistungen beinhalten Einkäufe von Waren und Dienstleistungen.


Kommentar des Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Musikindustrie, Dr. Florian Drücke, zur Musikwirtschaftsstudie 2024:

„Eines der erfreulichsten Ergebnisse der Musikwirtschaftsstudie 2024 ist sicherlich, wie sich der von den Pandemie-Folgen schwerstbetroffene Live-Bereich erholt hat! Gerade für eine Branche, die auch in ihrer Wertschöpfung so eng verzahnt ist, ist das eine gute Nachricht auch für jede einzelne Teilbranche. Der Recorded-Bereich bleibt der Studie zufolge mit rund 4,2 Mrd. Euro Gesamtumsatz nach der Musikwirtschaftsstudie 2024 stabil der zweitgrößte Teilmarkt. Er wächst in Deutschland seit fünf Jahren kontinuierlich.

Aus unseren eigenen Zahlen wissen wir, dass wir nominal noch nicht wieder auf dem Niveau des Spitzenjahres 1997 sind, aber die Marktdynamik hält an, maßgeblich getragen von innovativen Partnerschaften zwischen Musikunternehmen und Künstler:innen in einem hochwettbewerbsintensiven Markt. Für weiteres Wachstum ist mit Blick auf die aktuelle Evolutionsstufe – generative KI – für unsere Mitgliedsfirmen entscheidend, dass die Nutzung von Inhalten mit ihrer Zustimmung erfolgt und sie insofern an der Wertschöpfung beteiligt werden.“


Über den Bundesverband Musikindustrie e.V.:

Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) vertritt die Interessen von rund 200 Tonträgerherstellern und Musikunternehmen, die mehr als 80 Prozent des deutschen Musikmarkts repräsentieren. Der Verband setzt sich für die Anliegen der Musikindustrie in der deutschen und europäischen Politik ein und dient der Öffentlichkeit als zentraler Ansprechpartner zur Musikbranche. Neben der Ermittlung und Veröffentlichung von Marktstatistiken gehören branchennahe Dienstleistungen zum Portfolio des BVMI. Seit 1975 zeichnet er die erfolgreichsten Künstler:innen in Deutschland mit GOLD und PLATIN aus, seit 2014 auch mit DIAMOND und seit 1977 werden die Offiziellen Deutschen Charts im Auftrag des BVMI erhoben. Zur Orientierung der Verbraucher:innen bei der Nutzung von Musik im Internet wurde 2013 die Initiative PLAYFAIR ins Leben gerufen.

Weitere Informationen: musikindustrie.de