Münchner Förderpreis für neue Dramatik 2023 an »Drinnen« von Matthias van den Höfel

Münchner Kammerspiele ~ Münchner Förderpreis für neue Dramatik: Matthias van den Höfel (Foto: Judith Busse)

Der Publikumspreis ging an Paula Kläy für „Oberland“

Mit dem Festival „Neue Zeit, neue Dramatik“ stellten die Münchner Kammerspiele ihrem Publikum eine internationale junge Generation Dramatiker*innen vor. Vier Autor*innen und ein Autor*innenkollektiv waren Gäste in einer Residenz, die am 1.7.2023 in einer „Langen Nacht der Neuen Dramatik“ und der Vergabe des „Münchner Förderpreis für neue Dramatik“ gipfelte. Nominiert waren das DIEZEN kollektiv, Laura Santos, Paula Kläy, Alexey Sinyaev und Matthias van den Höfel.

Mit Lesungen, Performances, einer Installation und der Preisverleihung des „Münchner Förderpreis für neue Dramatik“ stand das Wochenende ganz im Zeichen des Theaters der Stadt München als Produktionsstätte für zeitgenössische Literatur und ihrer Veröffentlichung.

Gemeinsam mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Drei Masken Verlag vergaben die Münchner Kammerspiele den auf 10.000 Euro dotierten „Münchner Förderpreis für neue Dramatik“ an Matthias van den Höfel für das Stück Drinnen:

Drinnen
Münchner Kammerspiele / Münchner Förderpreis für neue Dramatik 2023
Foto: Judith Buss

David hat seit seiner Geburt mehrere schwere Behinderungen und ist auf ständige Betreuung angewiesen. Davids Pfleger Olli sagt: Anderswo ist es schlimmer. Regina sagt: David braucht eine gewohnte Umgebung, und er braucht mich, seine Mutter; wie soll er ohne mich leben. Als Reginas Lebensgefährte Michael ein Jobangebot in Peru erhält, weiß Regina nicht, wie sie damit umgehen soll. Die Freundinnen sagen: Regina denk doch auch mal an dich. Und: Bald Peru, wie verrückt. Und Regina findet kaum mehr die Kraft, die Kühlschranktür zu öffnen.

Matthias van den Höfels Verse seines Stückes Drinnen sollen nicht groß sein, sagt er. Oft wie nebenbei gesprochen. Sowie das Thema Liebe Fürsorge und häusliche Pflege und die unsichtbare und unbezahlte Carearbeit von Frauen unserer Gesellschaft oft unbemerkt bleiben.

Gestiftet wird der Förderpreis von der Edith und Rieder Stiftung.

Begründung der Jury:

Das Stück Drinnen von Matthias van den Höfel  beeindruckt besonders durch seine ganz eigene, inhaltlich und formal ausgearbeitete Sprache. Dem voran gehen eine äußerst genaue Recherche und Beobachtung von sozialen, geschlechtsspezifischen und also gesellschaftsbedingten Aspekten, die mit der Care-Arbeit von Menschen mit Behinderung einhergehen. Drinnen ist spannungsgeladen bis zum Schluss, doch der Autor unterläuft die großen dramatischen Ausbrüche, er operiert sehr geschickt mit dem Unterlaufen von Dramatischen Höhepunkten – er deckelt sie und bringt so in der Form zum Ausdruck, was die Figuren ebenso charakterisiert: das Deckeln und Unterdrücken von Emotionen. Zugleich gelingt ihm dadurch eine ebenso komplexe wie subtile Dramatik. Das Stück ist thematisch von großer Relevanz – es ist neuartig und einzigartig – ein mit viel Geduld und Präzision meisterhaft geschriebenes Stück.

Die Jury bestand aus:

  • Maxi Obexer
  • Dirk Olaf Hanke, Drei Masken Verlag
  • Fridolin Schley, Kulturreferat der Landeshauptstadt München
  • Tobias Schuster, Münchner Kammerspiele

Oberland
Münchner Kammerspiele / Münchner Förderpreis für neue Dramatik 2023
Foto: Judith Buss

Der Publikumspreis ging an Paula Kläy für Oberland.


Kurzbeschreibungen zu den nominierten Arbeiten finden sich unter muenchner-kammerspiele.de und Biographien unter muenchner-kammerspiele.de.

Nähere Informationen gibt es auf der Homepage muenchner-kammerspiele.de.