
Es ist einen Tag vor der Premiere und die Nerven liegen blank: Nach gerade mal zwei Wochen Probenzeit für die Boulevardkomödie Nackte Tatsachen lassen sich Bühnentüren nicht schließen, taucht der Teller mit den Sardinen immer wieder an der falschen Stelle auf, verschwindet ein Schauspieler auf der Suche nach Whiskey, werden Grundsatzfragen zum Stück gestellt. Aber das Team bemüht sich nach Kräften um Zusammenhalt.
Nein, das passiert gerade nicht am Theater Bielefeld – oder zumindest nicht wirklich. Das ist vielmehr der Beginn der Handlung von Michael Frayns Komödie Der nackte Wahnsinn, die am 11. März im Stadttheater zur Premiere kommen wird. Das Stück aus dem Jahr 1982 hat mittlerweile Kultstatus – sowohl unter Zuschauer*innen als auch unter Theaterschaffenden. Gefeiert wie gefürchtet ist dieser wilde Bühnenritt, dessen komplizierte Verwicklungen, wechselnde Ebenen und virtuose Slapstick-Pointen von den Schauspieler*innen höchste Präzision erfordern. Klaus Schreiber, der dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Schauspieler das Bühnenhandwerk in- und auswendig kennt, inszeniert diese Liebeserklärung an das Theater. In einen überdrehten 80er-Jahre-Look getaucht hat diese Inszenierung eines der komischsten Stoffe der Theatergeschichte das Potential, für einen ordentlichen Lachmuskelkater zu sorgen.
Frayns Nackter Wahnsinn endet nicht bei der Premiere: Schauspieler*innen, Regieassistentin und Inspizient haben eine lange Tournee vor sich, auf der sie viel Zeit miteinander verbringen werden – auf der Bühne und privat. Irgendwann dann eine mäßig besuchte Nachmittagsvorstellung irgendwo im Nirgendwo: Der Stückbeginn verzögert sich wegen amouröser Verwicklungen und Eifersüchteleien. Als es endlich losgeht, finden die wahren Dramen hinter der Bühne statt, Verletzungsgefahr und verpasste Auftritte eingeschlossen. Zur letzten Vorstellung ist der Irrsinn perfekt: Rutschgefahr durch Sardinen auf dem Boden, Türen ohne Klinken, dem Double eines Schauspielers (der Techniker!) folgt der Schauspieler folgt ein weiteres Double des Schauspielers (der Regisseur!). Alle finden sie sich auf der Bühne wieder – in unvorhergesehenen Konstellationen und mit dem gemeinsamen Wunsch, dass auch diese Vorstellung ein hübsches Happy End haben möge.
Der nackte Wahnsinn
(Noises Off)
Komödie
Von: Michael Frayn
Uraufführung: Februar 1982 (London, Lyric Theatre Hammersmith)
Deutsche Erstaufführung: Oktober 1983 (Wiesbaden, Hessisches Staatstheater Wiesbaden)
Übersetzerin: Lyn, Ursula
Premiere am Theater Bielefeld: Samstag, 11. März 23 (Stadttheater)
Inszenierung: Klaus Christian Schreiber
Bühne: Alexander Grüner
Kostüme: Wicke Naujoks
Dramaturgie: Franziska Eisele
Besetzung:
Doris Ottersbach (Mrs. Clackett): Carmen Witt
Gabor Jung (Roger Tramplemain): Simon Heinle
Bibiane (Bibi) Aschmann (Vicki): Susanne Schieffer
Frederic (Freddy) Freund (Philip Brent): Alexander Stürmer
Linda Blau (Flavia Brent): Christina Huckle
Sven-Eric Mosebach (Einbrecher): Oliver Baierl
Tillmann Oldenburg, Regisseur: Georg Böhm
Rose Nothelfer-Nagel, Regieassistentin: Fabienne-Deniz Hammer
Leo Guth, Inspizient: Thomas Wehling
Weitere Termine: 17.03. / 04.04. / 08.04. / 26.04. / …
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de