Am Samstag, 18. Januar um 19.30 Uhr hebt sich der sprichwörtliche Vorhang zur nächsten Schauspielpremiere im Großen Haus: „Parzival“, ein Stück des Schweizer Autors Lukas Bärfuss. Mit seiner 2010 uraufgeführten Neufassung des aus dem Mittelalter stammenden Parzival-Mythos‘ gelingt es Bärfuss spielend, die alte Geschichte auch für ein heutiges Publikum erfahr- und nachvollziehbar zu machen.
Erschreckend aktuell klingt Bärfuss‘ Beschreibung der Parzival’schen Welterfahrung: „Eine Welt des Übergangs. Jede Gewissheit ist verloren. Regeln werden nur behauptet. Werte vorgetäuscht, Ehre, Respekt, Aufrichtigkeit – alles leere Worte. Willkür herrscht, und nackte Gewalt ist ihr Instrument.“
Mit Parzival steht hier ein junger Mensch im Zentrum des Geschehens, der zunächst völlig unvorbereitet auf Welt und Gesellschaft trifft – denn seine Mutter hat ihn aus Sorge um sein Leben gezielt in Unwissenheit aufwachsen lassen. Kaum flügge, verlässt er sie und irrt auf der Suche nach Ritterwürde und Lebenssinn durch die Welt. Unterwegs begegnet er den verschiedensten Menschen, die ihn belachen, bewundern, begehren, belehren. Er nimmt sich, was er will, kämpft und tötet ohne Sinn und Verstand. Aber er will lernen, sich bessern, ein guter Ritter sein – vielleicht sogar ein Erlöser. Doch der Weg hin zu Mitleid, Liebe und Verantwortung ist steinig und voller Fehltritte …
Der Parzival-Stoff – in der deutschsprachigen Literaturgeschichte zuerst in Form des mittelhochdeutschen Versromans von Wolfram von Eschenbach aus dem 13. Jahrhundert in Erscheinung getreten – hat die Menschen über Jahrhunderte hinweg fasziniert. Mit seinem an Wolfram orientierten „Parzival“ schlägt der Erfolgsautor Lukas Bärfuss (u. a. Büchner-Preisträger 2019) nun mühelos den Bogen vom Mittelalter zu unserer Gegenwart und präsentiert Parzivals Entwicklungsprozess im Kontext einer Zeit, in der nicht nur die Werte, sondern auch die Worte ihre bindende und erlösende Kraft verloren haben.
Die Inszenierung übernimmt der bekannte Regisseur Jasper Brandis, der nach den Produktionen „Urfaust“, „Shockheaded Peter“, „Ödipus“ sowie „Jugend ohne Gott“ mit „Parzival“ mittlerweile seine fünfte Regiearbeit am Theater Pforzheim vorlegt. Für Bühne und Kostüm zeichnet die Pforzheimer Ausstattungsleiterin Esther Bätschmann verantwortlich. In der Rolle des Parzival ist Jan-Hendrik von Minden zu sehen, der in Pforzheim unter anderem bereits als Woyzeck in Georg Büchners gleichnamigem Drama sowie als Claudio in Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ überzeugt(e).
Parzival
Schauspiel von: Lukas Bärfuss (nach dem Versroman von Wolfram von Eschenbach)
Uraufführung: 16. Januar 2010 (Hannover, Staatstheater Hannover)
Premiere amTheater Pforzheim: Samstag, 18. Januar 25 (Große Haus; Einführung um 19.10 Uhr im Foyer)
Inszenierung: Jasper Brandis
Ausstattung: Esther Bätschmann
Dramaturgie: Ulrike Brambeer
Theaterpädagogik: Meike Anna Stock
Mit: Jacob Hetzner, Joanna Lissai, Markus Löchner, Bernhard Meindl, Andreas C. Meyer, Jens Peter, Timon Schleheck, Sophia van den Berg, Jan-Hendrik von Minden, Nika Wanderer und Markus Wessiack
Öffentliche Probe: Samstag, 11. Januar 2025 um 10.30 Uhr im Foyer und Großen Haus des Theaters Pforzheim
Über Gott, die Welt und uns (Podiumsgespräch) am Sonntag, 16. Februar 2025 um 16.30 Uhr im Foyer des Theaters Pforzheim
Weitere Vorstellungen am Fr, 24. und Fr, 31. Januar; am 1., 4., 9., 12., 15., 25. und 27. Februar sowie an einigen Terminen im März und April, jeweils mit Einführung 20 Min. vor Beginn im Foyer
Karten gibt es ab 16 € (erm. 8 €) an der Theaterkasse am Waisenhausplatz unter Tel. 0 72 31/39-24 40, im Kartenbüro in den Schmuckwelten und auf theater-pforzheim.de.