»Liliom« im Februar neu am Schauspiel Kassel

© Jonathan Gelez auf Pixabay

1909 uraufgeführt, ist „Liliom“ das berühmteste Stück des ungarischen Dramatikers Ferenc Molnár. Mit großer psychologischer Tiefe ist das Werk mehr als nur eine Geschichte über Leidenschaft und Zerstörung; es ist eine tiefgründige Untersuchung der menschlichen Natur und der Frage nach Schuld und Sühne.

Liliom ist Ausrufer auf einem Rummel und bandelt dort mit Julie an. Das sieht Frau Muskat nicht gerne. Sie möchte, dass er dem Dienstmädchen den Rücken kehrt. Aber Anweisungen befolgen mag Liliom nicht, deshalb lässt er sich lieber herausschmeißen und brennt mit Julie durch. Das anfängliche Feuer erlischt jedoch schnell: Liliom bleibt arbeits- und antriebslos, trinkt und schlägt Julie. Ihre Freundin und ihre Tante versuchen Julie zu überzeugen, das Weite zu suchen, doch sie bleibt. Als sie schwanger wird, merkt Liliom, dass sich etwas ändern muss. Er lässt sich auf einen Raubüberfall ein, der gewaltig schiefgeht und begeht Suizid, anstatt sich mit den Konsequenzen seines Handelns auseinanderzusetzen.

Im himmlischen Gericht legt er die Gründe für seine Gewalttätigkeit dar: „Weil sie recht gehabt hat, hab’ ich nichts zu antworten gewusst, da ist mir halt die Wut aufgestiegen“. Nach 16 Jahren Buße im Fegefeuer darf Liliom kurz zurück auf die Erde, um bei seiner Tochter etwas gut zu machen. Schafft er es, für seine Überforderung einen anderen Kanal als die rohe Gewalt zu finden und seiner Tochter fürsorglich zu begegnen?

Molnár zeichnet Figuren, die Unrecht sehen können, es auch benennen und dann trotzdem geschehen lassen. Liliom ist bei weitem kein moralisches Lehrstück, sondern vielmehr eine Charakterstudie mit komplexen Beziehungsgeflechten und Abhängigkeiten.

Genau das interessiert auch Regisseurin Julia Prechsl an dem Stoff: die Not und Unzufriedenheit, die entstehen, wenn Geld und Aufgaben fehlen. Die Sturheit und die Unmöglichkeit der Figuren, Gefühle zu kommunizieren und zuzugeben – sogar über den Tod hinaus: Themen, die zeitlos ihre Relevanz behalten. Prechsl inszeniert mit großer Genauigkeit in ihrer Figurenzeichnung und einer spielerischen Vielfalt an Bildern.

Im Fachmagazin “Die Deutsche Bühne“ wurde sie in der Jahresbilanz 2018/19 für ihre Inszenierungen am Theater Regensburg in der Kategorie “bestes Schauspiel“ nominiert. Ihre Inszenierung von “Die Nibelungen“ nach Friedrich Hebbel in eigener Bearbeitung wurden in die 10er Auswahl des digitalen Nachtkritik-Theatertreffens 2022 gewählt. Seit 2014 arbeitet sie als freischaffende Theaterregisseurin, u.a. am Staatstheater Nürnberg, dem Staatstheater Darmstadt, dem Staatstheater Stuttgart, dem Residenztheater München u.v.m. „Liliom“ ist Julia Prechsls erste Arbeit am Staatstheater Kassel.


Liliom

Vorstadtlegende
Von: Ferenc Molnár

Premiere am Staatstheater Kassel: Samstag, 8. Februar 25 (Schauspielhaus)

Regie: Julia Prechsl
Bühne: Valentin Baumeister
Kostüme: Luisa Wandschneider
Musik: Fiete Wachholtz
Licht: Brigitta Hüttmann
Dramaturgie: Carlotta Huys

Besetzung:
Liliom: Günther Harder
Julie: Nora Quest
Marie: Annalena Haering
Frau Muskat: Lisa Natalie Arnold
Ficsur: Emilia Reichenbach
Wolf Beifeld: Daniel Friedl
Luise Linzmann: Emma Bahlmann
Der Drechsler: Aljoscha Langel

Sneak In: Montag, 3. Februar, 19 Uhr, Schauspielhaus

Nächste Termine: Mi 12. Feb., 19:30 Uhr, Fr 14. Feb., 19:30 Uhr, Di 18. Feb., 19:30 Uhr, Mi 19. Feb., 19:30 Uhr u.v.m.

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