»Komödie mit Banküberfall« belustigt am Staatstheater Mainz

Komödie mit Banküberfall ~ Staatstheater Mainz ~ Caprice (Elena Berthold), Mitch (Daniel Mutlu), Sam (Sebastian Brandes) (© Andreas Etter)

So etwas Bescheuertes gibt es nicht alle Tage zu sehen. Schon gar nicht in den städtischen Häusern, wenn, dann eher in Boulevardtheatern. Komödie mit Banküberfall bietet ein solches Übermaß an platten Witzen und Wortspielen, dass es zum Himmel schreit und manch ernsten Theaterbesucher in der Pause das Weite suchen lässt. Allein der Titel ist so offensichtlich alles sagend, wie dann auch das Feuerwerk an dummen Sprüchen die dämlichste Comedyshow im Privatfernsehen in den Schatten stellt. Die Aussage im Ankündigungstext, dass die temporeiche Farce in ihrem Humor an die Komikergruppe Monty Python und die Filmtrilogie Die nackte Kanone erinnert, trifft ins Schwarze. Sie wurde vor drei Jahren im Londoner Westend zu einem großen Erfolg für das Autorentrio Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields. Vergangenen Oktober feierte die deutschsprachige Erstinszenierung Premiere am Staatstheater Nürnberg. Die angesetzte Zahl von fünfzehn weiteren Aufführungsterminen am Staatstheater Mainz, wo das Stück jetzt in einer Inszenierung von Niklas Ritter erstmals gespielt wird, zeigt, dass man auch hier mit einem Erfolg rechnet (und dies, obwohl das Stück dem Publikum unbekannt ist).

Ein großer Gebäudeblock auf der Drehbühne zeigt die vier wichtigsten Handlungsorte: Gefängnis, Bank, Apartment und Tresorraum. Damit es jeder versteht, sind sie durch Leuchtschilder zusätzlich gekennzeichnet und warten mit manch technischen Details auf, wie einem Bett, das freiwillig und unfreiwillig stets aufs Neue umgeklappt wird (Bühne: Alexander Wolf). Wenn die Gangster (derer es nicht mangelt) in Anlehnung an Mission Impossible per Seilen in den elektronisch geschützten Tresorraum eindringen, um einen kostbaren Diamanten zu stehlen, wird die Parodie auf Actionfilme am deutlichsten. Ungewöhnlich ist der Vogelperspektivenblick auf das Büro des Bankdirektors, während die Ganoven auf dem Weg zum Diamanten im Lüftungsschacht stecken (einer von ihnen wird gar in den Ventilator gezogen und klein gehackt). Eine Verfolgungsfahrt wird mit maximal reduzierten Mitteln dargestellt. Nachdem die Verfolgten aus dem Wasser, in das ihr Wagen gestürzt ist, aufgetaucht sind, ist ein kleiner Fisch mit von der Partie.
Regisseur Niklas Ritter hat die Handlung in die 1930er Jahre verlegt, was nicht nur am Design der Bankfiliale deutlich wird, sondern auch am Kleidungsstil (Kostüme: Ines Burisch).


Komödie mit Banküberfall
Staatstheater Mainz
Mr. Hanrutty (Thorsten Rodenberg), Mr. Mreyman (Martin Herrmann),
Mrs. Monogham (Andreas Quirbach)
© Andreas-Etter

Fast alle spielen in Mehrfachbesetzung. Eine Ausnahme bildet die junge Elena Berthold, die die mittellose, dafür aber umso verführerischere, Caprice Freyman mit Charme und Elan gibt (und nebenbei einmal in einem Spagat landet). Um ihre Miete zahlen zu können, hat die Tochter des Bankdirektors stets mehrere Beziehungen laufen, ihr Geschäftsmodell scheint zu funktionieren. Zumindest bis der flinke Taschendieb Toni (herrlich tollpatschig: Sebastian Brandes; auch Monoghan) in ihr Leben tritt und sie sich in ihn verliebt. Damit hat ihr Ex Mitch (dominant und potent: Daniel Mutlu; auch Gangster 2 und Chefinspektor) mächtig was dagegen, ausgerechnet jetzt konnte er aus dem Gefängnis fliehen. Den Bankdirektor Mr. Steals Freyman (aristokratisch anmutend: Martin Herrmann; auch Schließer 4 und Generalinspektor) für sich zu gewinnen, scheitert für Mitch daran, dass es diesen gar dreifach gibt. Diesbezüglich ist auch Inspektor Randal Shuck (kernig: Johannes Schmidt; auch Russel und Prinz Ludwig) zunehmend verwirrt. Dick hinter den Ohren hat es die scheinbar sittsame Bankangestellte Ruth Monoghan (souverän: Andrea Quirbach; auch Frau im Knast, Rose und Polizeipräsidentin). Ein schweres Los trägt der Langzeitpraktikant und Prügelopfer Warren Slax (Klaus Köhler; auch Warden, Kellner, Eddie, Irving, Gunther), der es noch nicht einmal schafft, sich umzubringen (wozu es eine gemeinschaftliche Songeinlage „Suizid is difficult“ gibt). Nicht der Allerhellste, dafür umso mehr von seinem schauspielerischen Können überzeugt, ist Cooper (stets präsent: Stefan Hartmann; auch Gangster 1 und Oberinspektor). Einen ständig einschlafenden Aufpasser Marc gibt Thorsten Rodenberg (auch Raul, Gus, Wartungstechniker, Hauptinspektor, Mr Hanratty und Blumenverkäufer). Von der Seite untermalt Til Ritter das Geschehen musikalisch und mit unterstützenden Geräuschen (etwa bei Schlägen).

Es ist kein Leichtes, Komödien erfolgreich zu inszenieren und es bedarf zudem hervorragender Darsteller. Niklas Ritter und dem Ensemble vom Staatstheater Mainz ist es geglückt, die Geschichte um einen geplanten Banküberfall voller Esprit und Spielleidenschaft darzubieten.

Kräftiger, lang anhaltender Applaus.

Markus Gründig, Februar 19


Komödie mit Banküberfall
Staatstheater Mainz
Sam (Sebastian Brandes), Caprice (Elena Berthold),
Randel (Johannes Schmidt), Cooper (Stefan-Hartmann)
© Andreas Etter

Komödie mit Banküberfall (The Comedy About a Bank Robbery)
Von: Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields (2016)
Deutsch von: Maria Harpner und Anatol Preissler

Uraufführung: 21. April 2016 (London, Criterion Theatre)
Deutschsprachige Erstaufführung: 20. Oktober 2018 (Nürnberg, Staatstheater Nürnberg)

Premiere am Staatstheater Mainz (Kleines Haus): 9. Februar 19

Inszenierung: Niklas Ritter
Bühne: Alexander Wolf
Kostüme: Ines Burisch
Musik: Til Ritter
Licht: Dieter Wutzke
Dramaturgie: Boris C. Motzki

Besetzung:

Sam Monoghan/Toni: Sebastian Brandes
Mr. Steals Freyman/Schließer 4/Generalinspektor: Martin Herrmann
Randal Shuck/Russel/Prinz Ludwig: Johannes Schmidt
Mitch Ruscitti/Gangster 2/Chefinspektor: Daniel Mutlu
Caprice Freyman: Elena Berthold
Ruth Monoghan/Frau im Knast/Rose/Polizeipräsidentin: Andrea Quirbach
Warren Slax/Warden/Kellner/Eddie/Irving/Gunther: Klaus Köhler
Cooper/Gangster 1/Oberinspektor: Stefan Hartmann
Alle anderen ~ Raul/Marc/Gus/Wartungstechniker/Hauptinspektor/Mr. Hanratty/Blumenverkäufer: Thorsten Rodenberg
Bühnenmusiker: Til Ritter/Hans Kaul

www.staatstheater-mainz.de