Joël Pommerats »Die Wiedervereinigung der beiden Koreas« ab 3. März am Theater Pforzheim

© Gerd Altmann auf Pixabay

Lustvolles Beziehungskarussell im Podium

„Es gibt keine Liebe zwischen uns“, sagt die Frau über ihre Ehe in der ersten Szene. „Es hat sie nie gegeben.“ Aber als sie von ihrem Mann gefragt wird, was und wie diese Liebe denn sein soll, kann sie nur antworten, dass sie „das nicht wüsste, denn wie soll man etwas beschreiben, was man nicht kennt.“ In rund zwanzig Szenen geht es in „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ um die Liebe, um ihre Macht und ihre Abwesenheit, um Begegnungen und Trennungen. Alle Lebenslagen werden gestreift, von der Schwangerschaft bis zum Tod, vom ersten süßen Kennenlernen bis zur bitteren Trennung. Hoch komisch und skurril, schockierend und tief traurig.

Von einer heiklen oder absurden Situation wirft uns das welthaltige Beziehungskarussell mit neun Schauspielerinnen und Schauspielern in 51 Rollen in die Nächste, wir erleben das große Glück ebenso wie die große Katastrophe, die kleinen Zankereien ebenso wie die kleinen Schritte aufeinander zu, wie im wirklichen Leben – und doch immer wieder neu: Auf dem Standesamt behauptet plötzlich die Schwester der Braut, der Bräutigam würde in Wahrheit sie lieben. Ein Ehepaar stellt eine Babysitterin für Kinder ein, die es gar nicht gibt. Tag für Tag aufs Neue ringt ein Mann um seine Frau, die an Gedächtnisverlust leidet. Als sie ihn nach ihrer früheren Beziehung fragt, antwortet er: „Es war, als wenn Nordkorea und Südkorea ihre Grenzen öffnen und sich wiedervereinigen würden, als wenn Leute, die sich jahrelang nicht sehen durften, wieder zusammenkommen würden“.

Joël Pommerat, geboren 1963, gehört zu den bedeutendsten Dramatikern Frankreichs. Für sein Werk wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Grand Prix du Théâtre der Académie Française, dem Prix Molière und dem Europäischen Theaterpreis. „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“, das Pommerat vor fast zehn Jahren mit seinem Schauspielensemble gemeinsam am Pariser Odéon-Théâtre entwickelte, erhielt 2013 den Prix Beaumarchais für das beste Theaterstück.

Die Inszenierung für das Podium im Theater Pforzheim liegt in den Händen von Sascha Mey („Der Trafikant“, „Die Vermessung der Welt“), die Ausstattung übernimmt Esther Bätschmann.


Die Wiedervereinigung der beiden Koreas

(La Réunification des deux Corées)
Schauspiel von: Joël Pommerat
Deutsch von: Isabelle Rivoal

Uraufführung: 2013 (Paris, Odéon – Théâtre de l’Europe)
Deutschsprachige Erstaufführung: 2014 (Linz, Landestheater Linz)
Deutsche Erstaufführung: 22. Mai 2015 (Frankfurt/M, Schauspiel Frankfurt -> Besprechung)
Premiere am Theater Pforzheim: Freitag, 3. März 23 (Podium)

Inszenierung: Sascha Mey
Ausstattung: Esther Bätschmann
Dramaturgie: Andreas Frane

Mit: Michaela Fent, Joanna Lissai, Bernhard Meindl, David Meyer, Johanna Miller, Jens Peter, Max Ranft, Myriam Rossbach und Kristine Walther

Weitere Vorstellungen am 8., 10., 11., 18., 22., 25. und 30. März

Veranstaltungsreihe „Über Gott, die Welt und uns“ zu „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ am 12. März im Podium.

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