Hessisches Staatstheater Wiesbaden startet unter neuer Intendanz in ein großes Eröffnungswochenende

Hessisches Staatstheater Wiesbaden ~ Zuschauerraum Großes Haus ~ Foto: Rafael Neff

Mit einem großen Eröffnungswochenende startet das Hessische Staatstheater Wiesbaden in seine erste Spielzeit unter der Intendanz von Dorothea Hartmann und Beate Heine. Von Freitag, den 27. bis Sonntag, den 29. September 24 sind an drei Tagen sieben Premieren der Sparten Musiktheater, Schauspiel und Tanz in den verschiedenen Spielstätten sowie über die Räume des Theaters hinaus im direkten Umfeld und im Landesmuseum zu erleben.

Dorothea Hartmann und Beate Heine
© Maximilian Borchardt

Auf dem Programm stehen Inszenierungen so renommierter Namen wie Doris Uhlich, Pınar Karabulut, Christina Rast, Martina van Boxen, Amalia Starikow, Maëlle Dequiedt und Ersan Mondtag. Im Anschluss an die Vorstellungen lädt das Theater zu Austausch und Begegnung zu den Premierenfeiern ein.


Habitat / Wiesbaden

Den Auftakt macht am Freitag den 27.09. um 17:00 Uhr die Performance „Habitat / Wiesbaden“ von Doris Uhlich, die am Eingang des Kleinen Hauses startet, ehe sie Räume außerhalb und innerhalb des Theatergebäudes erschließt. Die international gefragte österreichische Choreografin beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit der Darstellung von Nacktheit jenseits von Ideologie und Provokation.

Gerade gewann sie den Österreichischen Musiktheaterpreis in der Kategorie Beste Gesamtproduktion Tanz für ihr Stück „Die Sonne ist nicht nur ein Himmelskörper“. In Wiesbaden kreiert sie mit 40 Statist*innen, die dem Aufruf des Staatstheaters gefolgt sind, eine „Hymne an den Körper“ jenseits von kulturellen Einschreibungen und gängigen Schönheitsidealen. Zu elektronischen Klängen des Medienkünstlers Boris Kopeinig feiern die Teilnehmer*innen ihre Einheit und Diversität. Die Performance wird zweimal und nur an diesem Wochenende zu erleben sein. Die zweite Vorstellung findet am Sonntag, den 29. September um 15:00 Uhr statt.

Die Werkstatt der Schmetterlinge

Am Samstag den 28.09. um 15:00 Uhr startet das JUST (Junges Staatstheater) mit „Die Werkstatt der Schmetterlinge“ nach dem Bilderbuch von Gioconda Belli und Wolf Erlbruch in seiner neuen Spielstätte Wartburg in den zweiten Premierentag. Inszenieren wird es die preisgekrönte Regisseurin Martina van Boxen, die u. a. den Deutschen Theaterpreis Der Faust in der Kategorie „Beste Regie im Kinder- und Jugendtheater“ gewann und deren Produktionen seit 20 Jahren regelmäßig zu Theaterfestivals eingeladen werden. Das sinnliche Theatererlebnis mit Live-Musik für alle ab sechs Jahren erzählt eine Geschichte, die Mut macht und Hoffnung weckt auf eine Welt voller Schönheit und Wunder.


Feierliche Eröffnung

Am Samstag den 28.09. findet um 18:30 Uhr in den Kolonnaden die feierliche Eröffnung der neuen Spielzeit mit der Intendanz statt, zu der alle herzlich eingeladen sind.


Le Grand Macabre

Mit der Eröffnungspremiere des Musiktheaters stellt sich um 19:30 Uhr der neue Generalmusikdirektor Leo McFall im Großen Haus dem Wiesbadener Publikum vor: György Ligetis „Le Grand Macabre“ in einer Inszenierung der jungen, viel beachteten Regisseurin Pınar Karabulut, einer, wie er sie nannte, „Anti-Anti-Oper“, die als spielerische Herausforderung der Oper konzipiert wurde, und doch die grundlegenden Weltfragen an Leben, Gesellschaft und Tod verhandelt.

Höllenfürst Nekrotzar verkündet den Menschen den drohenden Weltuntergang, den der Hofastrologe Astradamors in einem sich unaufhaltsam nahenden Kometen ausmacht. Wie die schräge Personage um den Zecher Piet vom Fass, die dominante Astrologengattin Mescalina, Fürst Gogo und seine zerstrittenen Minister sowie die Geheimpolizei-Chefin Gepopo der bevorstehenden Apokalypse begegnen und am Ende alles in ein großes Gelage mündet, erzählt Ligeti in seiner Oper.

Pınar Karabulut, designierte Intendantin des Schauspielhaus Zürich, versteht es virtuos, die Grenzen zur Popkultur zu überschreiten und auch feministische Sichtweisen auf Stoffe herauszuarbeiten. Gäste wie der international gefragte Bariton Seth Carico als Nekrotzar und der Tenor Cornel Frey mischen sich mit dem neu aufgestellten Opernensemble für Ligetis opulente Weltuntergangsfeier. Ein besonderes Highlight: Der Opernpremierenabend beginnt mit einem Weltuntergangsbankett in den Kolonnaden.


Spiel der Illusionen

Parallel eröffnet um 19:30 Uhr das Schauspiel mit der Komödie „Spiel der Illusionen“ von Pierre Corneille seine Spielzeit im Kleinen Haus. Die Schweizer Theaterregisseurin Christina Rast, die an Häusern wie dem Thalia Theater Hamburg und dem Residenztheater München arbeitete, inszeniert das Stück als ein wahres Spektakel der Illusionen, in dem niemand sicher sein kann, was Schein und was Wahrheit ist. Ein Teil der Inszenierung spielt in einem Schaustellerwagen in den Kolonnaden. Eine Video-Übertragung bringt das Geschehen auf die Theaterbühne sowie aus dem Theater ins Freie.


Premierenfeier

Hessisches Staatstheater Wiesbaden: Foyer Großes Haus
© Katrin Binner

Nach den Abendpremieren am Samstag lädt das Staatstheater Wiesbaden zur Premierenfeier ins Foyer des Großen Hauses.


Alte Meister

Die erste Premiere am Sonntag den 29.9. um 15:00 Uhr ist eine Kooperation des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und des Museums Wiesbaden: Das poetische Kammerspiel „Alte Meister“ nach dem Roman von Thomas Bernhard, das auf sensible Weise Aspekte der Kunst und Gesellschaftsfragen reflektiert und ein Plädoyer für die Freundschaft ist, findet in den Ausstellungsräumen des Landesmuseums mit Schauspieler*innen des Staatstheaters statt. Inszeniert wird es von Amalia Starikow, die gerade an der Schaubühne Berlin ihr Regiedebüt gab.


Salon Strozzi

Um 19:30 Uhr feiert mit „Salon Strozzi“ die zweite Premiere des Musiktheaters Premiere im Großen Haus: Im Zentrum steht die italienische Barockkomponistin Barbara Strozzi. Sie trat in Venedig zur Zeit Monteverdis auf ganz eigene Art mit der Stadtgesellschaft in Dialog: In der von Strozzi ausgerichteten „accademia“ – ein privater Salon – wurde musiziert und über Fragen von Kultur und Gesellschaft diskutiert. Die junge französische Regisseurin Maëlle Dequiedt entwickelt inspiriert von diesem Format gemeinsam mit dem Ensemble ein interaktives Musiktheatererlebnis. Das Publikum ist eingeladen, einen Ort zu erobern, der ihm normalerweise vorenthalten bleibt: „Salon Strozzi“ ist ein Sit-In auf der Hauptbühne, wo mehrere Barbaras als schillernde Gastgeberinnen das Publikum willkommen heißen.


Double Serpent

Zeitgleich hat um 19:30 Uhr im Kleinen Haus die Uraufführung „Double Serpent“ in einer Inszenierung von Ersan Mondtag Premiere. Sam Max, Autor*in, Regisseur*in, Musiker*in aus New York, hat als Auftragswerk für das Hessische Staatstheater Wiesbaden einen surrealen Thriller geschrieben. Das intensive Stück mit beklemmend starken Bildern handelt von tabuisierten Zonen der Gesellschaft, in denen traumatische Erinnerungen und sexuelles Begehren sich in eine Traumwelt aus Lust und Schmerz verwandeln. Ersan Mondtag wurde zuletzt für die „beste europäische Opern-Produktion“ beim großen Kritikerpreis Frankreichs für Kurt Weills „Der Silbersee“ ausgezeichnet. In diesem Jahr gestaltete er zusammen mit Yael Bartana den Deutschen Pavillon auf der 60. Biennale in Venedig.


Karten für das Eröffnungswochenende erhält man online unter staatstheater-wiesbaden.de, an der Theaterkasse sowie in der Tourist Information Wiesbaden. Die Premieren von „Die Werkstatt der Schmetterlinge“ und „Alte Meister“ sind momentan leider ausverkauft. Restkarten können an der Tages- bzw. Abendkasse angefragt werden.