»Xerxes« ist eine der letzten italienischen Opern, die Händel für London schrieb. Obwohl sie heute zu den beliebtesten Werken des Komponisten zählt, war sie noch bis ins 20. Jahrhundert hinein dem Vorwurf ausgesetzt, Ernstes und Komisches auf unzulässige Weise zu vermischen. Und tatsächlich beschwört Händel mit seinem »Xerxes« noch einmal den Geist der alten venezianischen Oper herauf – mit der Wahl seiner kompositorischen Mittel zeigt sich die »Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen«.
Der Stoff ist altbekannt: Die Eroberungsfeldzüge des persischen Großfürsten Xerxes gelten nicht fremden Territorien, sondern einer Frau, die er einfach nicht gewinnen kann. Xerxes hat Amastre verlassen und nun Romilda als neues Objekt der Begierde auserkoren. Sie aber ist die Geliebte seines Bruders Arsamene, den wiederum Romildas Schwester Atalanta begehrt.
Für Regisseur Kay Link ist ein Schwerpunkt seiner Deutung das Spiel mit den Geschlechteridentitäten. Auffällig viele Personen verkleiden sich im Verlauf der Handlung, verschleiern ihre Identität und häufig auch ihr Geschlecht. Durch einen kleinen »Dreh« in der Geschichte bringt die Inszenierung noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: Amastre ist hier ein Mann, wodurch sich eine andere Ausgangsposition der Handlung ergibt. Xerxes‘ Zerrissenheit, seine Überreaktionen sind auch der Verunsicherung durch seine sexuelle Orientierung und der Unvereinbarkeit von Willen und Wirklichkeit geschuldet. Es sind auch die Geschlechter-Ambivalenzen, die Barockoper aus heutiger Sicht wieder so modern machen.
In der Titelpartie ist der Sopranist Maayan Licht zu erleben, einer der seltenen Sopranisten weltweit. Er absolvierte ein Gesangsstudium der Alten Musik in Amsterdam und erhielt 2021 sein Diplom mit Auszeichnung. Spezialisiert auf virtuose Opernrollen vor allem der Barockzeit, verleiht er seinen Partien authentische Klangfarbe und Ausdruck.
Xerxes
Oper von: Georg Friedrich Händel
Libretto: nach Niccolò Minato und Silvio Stampiglia
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere: Samstag, 7. Dezember 24 (Großes Haus)
Musikalische Leitung: Thomas Bönisch
Regie: Kay Link
Ausstattung: Olga von Wahl
Licht: Philipp Sonnhoff
Video: Nikolai Schröder
Dramaturgie: Antje Müller
Besetzung:
Xerxes (Serse): Maayan Licht
Arsamene: Anna Dowsley
Amastre: Dorothee Bienert
Romilda: Stephanie Hershaw
Atalanta: Penelope Kendros
Ariodate: Irakli Atanelishvili
Elviro: Seungweon Lee
Opernchor des Oldenburgischen Staatstheaters
Oldenburgisches Staatsorchester
Statisterie des Oldenburgischen Staatstheaters