Großer Hersfeldpreis für Charlotte Schwab und Hersfeldpreis für Sophia Euskirchen

König Lear ~ Bad Hersfelder Festspiele ~ Närrin (Bettina Hauenschild), Närrin (Beatrix Doderer), Lear (Charlotte Schwab), Närrin (Anna Graenzer) ~ © BHF/ S. Sennewald

Jedes Jahr fiebern nicht nur die Ensemblemitglieder dem Termin an einem Sonntag-Vormittag entgegen, auch die Festspielgäste sind gespannt, wem die Jury aus Kultur-Journalistinnen und -Journalisten die begehrten Preise zuerkennt. Aber auch das kurzweilige Bühnen-Programm rund um die Preisverleihung begeistert immer wieder.

Es war keine leichte Entscheidung, denn alle Produktionen der Bad Hersfelder Festspiele werden sowohl Abend für Abend vom Publikum in der Stiftsruine mit sehr viel Applaus gefeiert als auch fast durchgehend von den Kritikern gelobt. Doch die Jury ist wieder zu einem Ergebnis gekommen und so wurden am Sonntagvormittag (16. Juli), die Hersfeldpreise in der Stiftsruine vergeben.

Der Große Hersfeldpreis 2023 wurde an Charlotte Schwab als König Lear in der gleichnamigen Inszenierung von Tina Lanik verliehen.

Die Jury begründet ihre Entscheidung so:

Mit ihrer ersten Rolle in der Stiftsruine wird sie zur prägenden Figur der 72. Bad Hersfelder Festspiele.
In ihrer raumfüllenden Präsenz dominiert Charlotte Schwab die Bühne. Mit eindrucksvoller Stimmkraft verkörpert sie einen alternden, getriebenen König, der fassungslos dem Zerfall seiner eigenen Macht ausgeliefert wird. Gewohnt, Befehle zu erteilen, muss ihr Lear feststellen, wie hilflos er ist. Der König wird in ergreifender Weise Opfer der Mechanik der Macht. Im Spannungsfeld von Herrschen und beherrscht werden zeigt Charlotte Schwabs Lear im Scheitern letztlich Größe.

Mit dem Großen Hersfeldpreis werden Darstellerinnen und Darsteller ausgezeichnet, die die weiträumige Bad Hersfelder Festspielstätte in Spiel und Sprache beherrschen und die sich in ihr als rollenausschöpfende Schauspielerpersönlichkeiten erweisen. Der erste Preisträger war im Jahr 1962 Hans Caninenberg.


Der Hersfeldpreis 2023 geht an Sophia Euskirchen in der Hauptrolle in Oliver Urbanskis Inszenierung und Bühnenfassung von „Das kleine Gespenst“ nach dem Kinderbuch von Otfried Preußler.

In ihrer virtuosen Verkörperung der Titelfigur verzaubert sie sowohl das junge als auch das ältere Publikum. Akrobatisch und mit ausdrucksvoller Stimme trägt sie das Stück mit Temperament und viel Verve. Sie überzeugt mit Witz, Esprit und ihrem Gesang.

Das kleine Gespenst
Bad Hersfelder Festspiele
Sophia Euskirchen
© BHF / S. Sennewald

Der Hersfeldpreis wird an Darstellerinnen und Darsteller vergeben, die sich durch ihre Leistung profiliert haben, wobei die Auszeichnung insbesondere den Nachwuchs-Schauspielern und/oder für „beste Nebenrolle“ zuerkannt werden soll. Der Hersfeld Preis wurde 1969 zum ersten Mal vergeben: Albert Hormann erhielt ihn.

Im letzten Jahr ging der Große Hersfeldpreis an das Tanzensemble des Musicals „Goethe!“. Den Hersfeldpreis erhielten Robert Nickisch als Quasimodo und Karla Sengteller als Ziege Djali in Joern Hinkels Inszenierung und Bühnenfassung von „Notre Dame“ nach dem Roman von Victor Hugo.

Im Jahr 2021 wurde Götz Schubert mit dem Großen Hersfeldpreis für seine Darstellung des Lehrers John Keating in Joern Hinkels Inszenierung der Bühnenfassung des Filmklassikers „Der Club der toten Dichter“ ausgezeichnet. Der Hersfeldpreis 2021 wurde an Till Timmermann als Neil Perry und Nico Kleemann als Todd Anderson in „Der Club der toten Dichter“ verliehen.


Die Moderation der Preisverleihung 2023 übernahm Markus Pfromm (Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine). Ehrengast und Vertreter des Ministerpräsidenten waren der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Kassel, Mark Weinmeister. Im Rahmenprogramm der Preisverleihung traten Mitglieder des Ensembles, unter anderen Sidonie Smith (Maria Magdalene in „Jesus Christ Superstar“) und die GBO-Oldtimer-Bigband, auf.


Hintergrund:

Die undotierten Hersfeldpreise werden seit 1962 von der Stadt Bad Hersfeld und der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine e.V. alljährlich vergeben. Eine unabhängige Jury entscheidet über die Vergabe der Preise. Die Hersfeldpreis-Jury: Bettina Fraschke (HNA), Marion Schwarzmann (z.B. Gießener Allgemeine), Thomas Kobbe (WLZ), Hermann Diel (HR) und Pit Rampelt (ZDF).


72. Bad Hersfelder Festspiele
30. Juni bis 27. August 2023
Intendant Joern Hinkel

„König Lear“
von William Shakespeare
Inszenierung Tina Lanik
Premiere 30. Juni 2023
Stiftsruine

„Jesus Christ Superstar“
Gesangstexte von Tim Rice, Musik von Andrew Lloyd Webber
Deutsch von Anja Hauptmann
Inszenierung Stefan Huber
Musikalische Leitung Christoph Wohlleben
Choreografie Melissa King
Premiere 1. Juli 2023
Stiftsruine

„Der Club der toten Dichter“
nach dem Drehbuch von Tom Schulman
Theaterfassung von Joern Hinkel und Tilman Raabke
Inszenierung Joern Hinkel
Premiere 21. Juli 2023
Stiftsruine

„Die Rache der Fledermaus“
von Johann Strauss
in einer Bearbeitung von Stefan Huber und Kai Tietje
Inszenierung Stefan Huber
Musikalische Leitung Kai Tietje
Eine Produktion des Casinotheaters Winterthur
ab 11. August 2023 (21:00 Uhr)
Stiftsruine

„Das kleine Gespenst“
von Otfried Preußler
Familienstück – für Kinder jeden Alters
Premiere 7. Juli 2023
Stiftsruine

„Nein zum Geld!“
Komödie von Flavia Coste
Regie: René Heinersdorff
Premiere: 28. Juli 2023

hr3 präsentiert:
Stefanie Heinzmann
“XV – Celebrating 15 years of love & live”
31. Juli 2023
20:00 Uhr
Stiftsruine

VR-Bankenverein Bad Hersfeld-Rotenburg präsentiert:
Yvonne Catterfeld und Band
17. August 2023
20:00 Uhr
Stiftsruine

Tickets und Informationen:
Telefon +49 6621 640200
ticket-service@bad-hersfelder-festspiele.de
bad-hersfelder-festspiele.de