Generalintendant am Theater Magdeburg zieht Halbzeitbilanz

Opernhaus Magdeburg (© AndreasLander.de)

Seit September 2022 ist Julien Chavaz Generalintendant des Theaters Magdeburg. Aus diesem Grund blickt er zurück auf die erste Hälfte seiner Intendanz in der Landeshauptstadt. Mit dem Ende der Spielzeit 26/27 endet seine erste Intendanz in Magdeburg. „Ich bin sehr stolz auf das Engagement des gesamten Teams für die bisher geleistete, fantastische Arbeit: Gemeinsam bringen wir Poesie und Träume auf die Bühne und beflügeln unsere Vorstellungskraft“, resümiert der Intendant.

Schaut Intendant Chavaz zurück auf seine ersten Jahre in Magdeburg, schaut er auch auf die einnahmenstärksten Jahre in der Geschichte des Theater Magdeburg zurück. Die Auslastung aller Vorstellungen stieg auf 85,7 Prozent und 2024 wurden 3,4 Millionen Euro Einnahmen erwirtschaftet, die einer Eigendeckungsquote von etwa 10 Prozent entsprechen.

Theater Magdeburg: Generalintendant Julian Chavaz
(© Nilz Böhme)

Neue Ideen

Die erste Spielzeit eröffnete Chavaz mit dem ersten und neueingeführten Theaterfest in beiden Häusern und mit Fussball-Fangesängen für den 1. FCM. Mit dem Beginn seiner Intendanz wollte Chavaz ein weiterhin gutes und partnerschaftliches Betriebsklima fördern. Dazu führte er drei Gleichstellungsbeauftragte und einen Wertekodex ein. Eine weitere zentrale Neuerung ist das „Composer in Residence“-Programm ein. Die ersten Residenz-Künstler:innen waren Gerald Barry und Elena Kats-Chernin.

Das neue Konzertformat „Happy New Ears“ lädt Zuhörende ein, zwischen den Musikerinnen und Musikern Platz zunehmen. So erleben sie die Musik aus einer neuen Perspektive und in neuer Klangmischung. Erstmalig ermöglichte das Theater Magdeburg in der Spielzeit 23/24 Blinden und Sehbeeinträchtigten mittels Tastführung und Audiodeskription eine Operninszenierung noch intensiver mitzuerleben.

Das Team der Künstlerischen Vermittlung öffnet das Theater in die Stadt und holt Menschen aus Magdeburg und dem Umland auf die Bühnen, beispielsweise durch die neuen Formate Open-Stage „Kerben“, die Kunstprojektwoche „BANDE“, „Mонітор Ukraine“, die Bürger:innenbühne sowie die Klubkultur. Seit 2022 arbeitet das Schauspiel mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Kunst zusammen und gründeten 2024 das Institut für Künstliche Intelligenz und Bühne (IKIB).

Auszeichnungen und Nominierungen

Die Inszenierung „Blutbuch“ ist zum Theatertreffen 2025 eingeladen. Damit ist erstmals in der Geschichte des Theaters eine Inszenierung aus Magdeburg bei diesem seit 1964 bestehenden, renommiertesten Theaterfestival im deutschsprachigen Raum vertreten. Zum Festival Radikal jung reisten die Inszenierung „Woyzeck“ 2023 und „Blutbuch“ 2024, letztere gewann den Publikumspreis. Die Produktion „Jagdszenen“ schaffte es unter die zehn ausgewählten Inszenierungen des nachtkritik-Theatertreffens.

Zudem gewann Luisa Wandschneider für die Kostüme dieser Inszenierung den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2024. Zahlreiche Nominierungen erhielt das Theater Magdeburg in den Spielzeitbilanzen der Fachzeitschrift Die deutsche Bühne, Opernwelt und Theater Heute. Auch das neue Theaterdesign gewann den Wettbewerb 100 beste Plakate 2022, den internationalen Preis STA 100 sowie die Goldmedaille des European Design Award.

Die Magdeburger Uraufführung der Oper „Grete Minde“ war für die renommierten International Opera Awards 2022 in der Kategorie „Uraufführung“ nominiert. Die CD-Aufnahme wurde von der Fachzeitschrift Opernwelt als „CD des Monats August 2023“ ausgezeichnet und schaffte es auf die Bestenliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie „Oper II“. Mit dem OPUS KLASSIK gewann die Inszenierung den wichtigsten deutschen Preis für klassische Musik in Deutschland in der Kategorie Weltersteinspielung des Jahres. Nominiert war sie auch in der Kategorie „Operneinspielung des Jahres“.

Gastspiele und Koproduktionen

Magdeburger Inszenierungen wurden für Gastspiele an das größte Theater Italiens nach Palermo, zur „Woche junger Schauspieler*innen 2024“ nach Bensheim und im Frühjahr 2025 an das Grand Théâtre de Genève (Schweiz) eingeladen. Inszenierungen entstanden in Koproduktion mit der französischen Opéra national de Lorraine in Nancy (Frankreich), dem Theater St. Gallen (Schweiz), der Opera Ballet Vlaanderen (Belgien), dem OSTEN-Festival Bitterfeld-Wolfen, der NOF – Neue Oper Freiburg (Schweiz). Die Telemannoper „Sieg der Schönheit“ wurde in Kooperation mit der Akademie für Alte Musik Berlin und dem Telemannzentrum Magdeburg aufgeführt.

Nachhaltigkeit und Bauprojekte

Das Theater Magdeburg konnte den Energie- und Papierverbrauch verringern sowie eine Nachhaltigkeits-Arbeitsgruppe gründen. Die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt und ein Photovoltaikprojekt ist in Planung. Ressourcen sollen zukünftig noch besser genutzt werden, indem Materialien im eigenen Spielbetrieb mehrfach verwendet und mit anderen Kulturinstitutionen ausgetauscht werden. Im Laufe der Intendanz wurde der Proberaum der Ballettkompagnie mit einem speziellen Tanzboden ausgerüstet, die Theaterkasse im Opernhaus modernisiert und die Opernhausfassade saniert, auf Grund von altersbedingten Schäden und Verschmutzungen. Die Planung eines neues Orchestersaals hat begonnen.

DomplatzOpenAir

Nach den vielen verschiedenen Erfolgen in den Spielzeiten endeten die letzten zwei Theaterjahre mit Open-Air-Höhepunkten auf dem Domplatz. Das Theater Magdeburg konnte sowohl 2023 mit „Catch Me If You Can“ und 2024 mit „Love Never Dies“ grandiose Auslastungen von 99,5 % und 100 % erzielen.

„Ich danke der Stadt Magdeburg, dem Land Sachsen-Anhalt, unseren internationalen und regionalen Partnerinstitutionen, der Philharmonischen Gesellschaft, dem Förderverein des Theaters Magdeburg und vor allem den Mitarbeitenden des Theaters, die jeden Tag mit Leidenschaft und Konsequenz daran arbeiten, dieses Abenteuer möglich zu machen. Dank ihnen träumen wir weiter und bauen an der Zukunft unseres Theaters“, resümiert Generalintendant Julien Chavaz nach der ersten Hälfte seiner Intendanz am Theater Magdeburg.


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