
Eugen Ruge ist am Freitag, 13. März
2020, als neuer Mainzer Stadtschreiber in sein Amt eingeführt
worden. Anne Reidt, Leiterin der Hauptredaktion Kultur im ZDF, und
die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse begrüßten im kleinen
Kreis Eugen Ruge in der Mainzer Zitadelle. Der 1954 in Soswa in der
Sowjetunion geborene Eugen Ruge wird wie seine Vorgängerin Eva
Menasse gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier
Themenwahl produzieren und die Stadtschreiberwohnung im Mainzer
Gutenberg-Museum beziehen. Der mit 12.500 Euro dotierte
Literaturpreis wird 2020 zum 36. Mal von ZDF, 3sat und der Stadt
Mainz vergeben.
Bei Eugen Ruge werde aus Biografie große
Literatur, so die Jury in ihrer Begründung. Mit Empathie für seine
oft widersprüchlichen Figuren, die der Zeitgeschichte ausgesetzt
sind, erzähle Ruge von Loyalität und Verrat in Zeiten der Diktatur.
Er sei ein Meister im Schildern von Familienbeziehungen und
Lebensentwürfen, er schreibe in einer klaren Sprache mit souveränem
Gespür für Dialoge, Tempo und Pointe.
Der diplomierte
Mathematiker Eugen Ruge, der zunächst als Wissenschaftler in der
Erdbebenforschung arbeitete und 1988 in die Bundesrepublik ausreiste,
begann seine schriftstellerische Laufbahn mit Theaterstücken und
Hörspielen. Sein Debütroman “In Zeiten des abnehmenden
Lichts”, den die Kritikerin Iris Radisch als
“DDR-Buddenbrook-Roman” lobte, wurde zum Bestseller und mit
dem Deutschen Buchpreis 2011 ausgezeichnet. 2017 wurde die Geschichte
über (s)eine ostdeutsche Familie mit Bruno Ganz in einer seiner
letzten Rollen von Matti Geschonneck als ZDF-Koproduktion
eindrucksvoll verfilmt. Zuletzt erschienen die Bände “Theaterstücke”
(2015) und “Annäherung” (2016) sowie die Romane “Cabo
de Gata” (2014) und “Follower” (2017). Ruges 2019
erschienener Roman “Metropol” über das Exil seiner
Großmutter im Moskau der Stalinzeit avancierte ebenfalls zum
Bestseller.
Eugen Ruge, der sich auch mit Bühnenstücken,
Hörspielen und als Übersetzer von Anton Tschechows Dramen einen
Namen gemacht hat, lebt in Berlin und auf Rügen. Neben dem Deutschen
Buchpreis und dem “aspekte”-Literaturpreis (beide 2011)
erhielt er unter anderem 2009 den Alfred-Döblin-Preis.
Die
Antrittslesung von Eugen Ruge wird bis auf Weiteres verschoben.