
Aus aktuellem Anlass nimmt das Hessische Staatstheater Wiesbaden die szenische Lesung ENDSIEG von Elfriede Jelinek ins Programm. Mit ENDSIEG antwortet die österreichische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek unmittelbar auf den erneuten Wahlsieg Donald Trumps im November 2024. Paul Ansmann bringt den Text mit Mitgliedern des Schauspielensembles am Donnerstag, den 10. April um 20:00 Uhr auf die Studiobühne.
Den Text ENDSIEG, den sie ein „Gedicht“ nennt, veröffentlichte Elfriede Jelinek kaum zwei Wochen nach Bekanntgabe des US-Wahlergebnisses in deutscher und englischer Sprache auf ihrer Homepage. Bereits nach dem ersten Wahlsieg Trumps im Jahr 2017 hatte sich die Autorin in ihrem Text „Am Königsweg“ auf satirisch-groteske Art mit dem 45. US-Präsidenten auseinandergesetzt.
ENDSIEG legt den Fokus nun auf das „auserwählte Volk“, das seinem von Gott auserwählten Erlöser, dem König, blind folgt und ihn kultisch verehrt. Gerade seine gewaltbereiten und demokratieverachtenden Absichten treiben das Volk in seine Arme. Auch wenn der König versucht geltendes Recht auszuhebeln und über Krieg und Frieden zu entscheiden, bleibt es an seiner Seite.
In düsteren, spöttischen, metaphorisch dichten Bildern zeichnet Jelinek das Entstehen einer Autokratie, die – wie die Ereignisse der letzten Monate deutlich zeigen – nicht nur massiv in den Lebensalltag vieler Amerikaner*innen eingreift, sondern uns alle angeht: „Das Ersatzklassenbewusstsein der Deklassierten ist der Faschismus, der letztlich staatsfeindlich ist. […] Wenn man sich nichts und niemand zugehörig fühlen kann, dann hat man immer noch einen morschen Patriotismus, der alles trügerisch vereint, das ist Donald Trump gelungen: „Make Amerika Great Again“. Diese Anziehungskraft für die Massen, die alles überleben wird, auch den Wärmetod des Universums, ist mir letztlich rätselhaft,“ schreibt Elfriede Jelinek in ihrer Vorbemerkung zu ENDSIEG.
Die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Elfriede Jelinek zählt zu den bedeutendsten und produktivsten deutschsprachigen Autor*innen der Gegenwart. Ihre Dramen, Hörspiele und Essays sind messerscharfe Beobachtungen und nicht selten provokante Kommentare zu politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen und Ereignissen in Österreich und der Welt.
Inszeniert wird die szenische Lesung im Studio von Paul Ansmann. Paul Ansmann studierte Theater- und Musikwissenschaften in Mainz und arbeitet als Regieassistent am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Es lesen und spielen Evelyn Faber, Sybille Weiser und Jonas Grundner-Culemann.
Alle Termine auf einen Blick:
- Donnerstag, den 10. April, 20:00 Uhr (Premiere)
- Freitag, den 25. April, 20:00 Uhr
- Freitag, den 06. Juni, 19:30 Uhr (buchbar ab 20. April)
- Montag, den 30. Juni, 19:30 Uhr (buchbar ab 20. April)