
Manchmal kommt eine Verspätung auch genau zur rechten Zeit, wie die Uraufführung der Oper Dalinda von Gaetano Donizetti zeigt. Mit fast 200-jähriger Verzögerung bringt die Berliner Operngruppe unter Leitung von Felix Krieger die Donizetti-Oper am 14. Mai im Konzerthaus Berlin erstmals auf die Bühne. Und wäre dies nicht musikhistorisches Ereignis genug, ist auch der Inhalt im Jahr 2023 von enormer Aktualität:
Die 1838 geplante Uraufführung der Oper Dalinda in Neapel wurde seinerzeit von der Zensur verboten, denn Gaetano Donizetti erzählt mit Dalinda die Geschichte einer Frau im Iran, die einen illegalen christlichen Sohn hat. Damals wurde das Werk wegen seiner Parallelen zu Donizettis ebenfalls zensiertem Papsttochter-Stück Lucrezia Borgia verhindert, welches inzwischen als Oper über Frauen und Moralvorstellungen zum Kanon der Musiktheaterliteratur gehört.
Gründer und Künstlerischer Leiter der Berliner Operngruppe Felix Krieger begeistert immer wieder mit neuen Fundstücken aus dem Opernrepertoire: „Abermals wurden vom Dirigenten Felix Krieger beste Kräfte gebündelt, um die verlorenen Schätze über die Rampe zu bringen“ (Der Tagesspiegel)
Ein neuer Beweis dafür, dass es sich lohnt, in Nischen zu schauen und auf der Suche nach spannenden Opernaufführungen auch unabhängige Ensembles zu verfolgen wie die Berliner Operngruppe. 2010 gegründet feiert das Ensemble mit dieser Aufführung seine zehnjährige Präsenz im Konzerthaus Berlin – eine Dekade, in der Chefdirigent Felix Krieger den Repertoirekatalog Berlins stetig erweitert hat. Sein Idealismus lohnt sich:
Dass Felix Krieger einhellig von der Fachwelt gefeiert wird, ist kein Wunder, hat der aus Freiburg stammende Musiker doch sein Dirigierhandwerk bei Größen wie Claudio Abbado und Carlo Maria Giulini gelernt und sich italienisches Repertoire mit seinem ursprünglich an Bach, Mozart und Beethoven geschulten Verständnis erarbeitet. Inzwischen weltweit tätig, beeindruckte er in Sao Paulo zuletzt mit seiner Lesart von Strauss‘ Ariadne auf Naxos und eben immer wieder in Berlin, wo er mit seinen Interpretationen auch italienisches Repertoire so überzeugend erschließt, dass ihm und seiner Berliner Operngruppe Uraufführung anvertraut wurde.
Die Aufführung im Überblick:
14. Mai 2023, 19.00 Uhr, Konzerthaus, Berlin
Uraufführung Gaetano Donizetti: Dalinda
Dramma in tre atti, Napoli 1838
(da Felice Romani, Lucrezia Borgia, melodramma in un prologo e due atti)
Kritische RICORDI-Edition von Eleonora Di Cintio
Nicole Chevalier,
Yajie Zhang, Ugo
Luciano Ganci, Ildemaro
Paolo Bordogna, Achmet
David Oštrek, Corboga
Andrés Moreno García, Elemelik
Vier Ritter:
Kangyoon Shine Lee, Garniero
Sotiris Charalampous, Guglielmo
Egor Sergeev, Ridolfo
Kento Uchiyama, Ubaldo
Chor und Orchester der Berliner Operngruppe
Felix Krieger, Dirigent
Steffen Schubert, Choreinstudierung
FABBRICA – Opera di Roma:
Giulia Randazzo, szenische Einrichtung
Gaia Tagliabue, Kostüme
Giulia Bellè, Ausstattung
In Kooperation mit Opera Co-Pro Ltd.
Gefördert u.a. mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
berlineroperngruppe.de / felix-krieger.de / konzerthaus.de