Die São Paulo Dance Company vergoldete das tanzmainz festival # 3

Die São Paulo Dance Company: Ngali (© Arthur Wolkovier)

Vor Beginn des letzten großen Gastspiels im Rahmen des 3. tanzmainz festivals wies, mit einem gewissen Stolz, Intendant Markus Müller darauf hin, dass elf tolle Tage in Mainz gefeiert wurden und dies außerhalb der Fastnachtszeit! Auch Honne Dohrmann, Direktor von tanzmainz, zeigte sich sichtbar erfreut über den großen Erfolg des Festivals.

Am letzten Tag gastierte die brasilianische São Paulo Dance Company im großen Haus und präsentierte dabei drei sehr unterschiedliche Stücke. Mit ihren ruhigen Grundstimmungen stellten Sie einen Kontrast zum lebhaften Auftaktgastspiel der britischen Company Wayne Mcgregor dar. Zudem wurden im ersten Stück, der Suite für zwei Klaviere, auf Spitze getanzt (was bei einem Festival über modernen Tanz eher seltener der Fall ist). Es stammt vom deutschen Choreograph Uwe Scholz (1958-2004), der es 1987 für das Ballett Zürich erschaffen hat. Für die São Paulo Dance Company wurde es von Giovanni Di Palma einstudiert. Zu Sergei Rachmaninows Klaviermusik, in einer Aufnahme von Martha Argerich und Nelson Freire, interpretierten drei Tänzerinnen und sechs Tänzer vier Bilder des Expressionisten Wassily Kandinsky, die im Hintergrund im großen Format in schwarzweiß projiziert wurd. Schwarzweiß waren hierbei auch die Kostüme von KM 36 Confeccoes – Kris Driscoll, die geschlechterweise jeweils gespiegelt getragen wurden (die Frauen in weißen Hosen und schwarzen Shirts, die Herren in schwarzen Hosen und weißen Shirts). Weiche, fließende Formen prägten diese sehr klassisch anmutenden und poetischen Szenen, bei denen die Damen oftmals auf Händen getragen wurden und dabei ihre elastischen Körper mit graziler Anspannung vorführten. Sie zeigten auch zwei Männer mit eleganten und weiten Sprüngen in Rivalitäten, die sich schließlich in Freundschaft trennten.


Sao Paulo Dance Company ~ Suite für zwei Klaviere
© Wilian Aguiar

Als deutsche Erstaufführung folgte im zweiten Programmteil Melhor Único Dia (der „eine schönste Tag“) vom künstlerischen Leiter der Quasar Company of Dance, Henrique Rodovalhos (zu Musik von Puplio). Hierbei waren vierzehn Tänzerinnen und Tänzer beteiligt. Sie bildeten nicht nur sieben Paare, sondern eine große Gruppe, die sich immer wieder neu zusammenfand, bei der einzelne Tänzer herausbrachen, um dann wieder in die Gruppe aufgenommen zu werden (hierbei stellten sich Erinnerungen an Sharon Eyals Soul Chain ein).

Südamerikanische Liebesstimmung brachte nach der Pause der dritte Programmpunkt, Jomar Mesquitas Ngali. Das von den australischen Aborigines stammende Wort bedeutet so viel wie „Wir beide, du eingeschlossen“ und korrespondierte mit dem Wort „Ngalju“ („wir beide, du ausgeschlossen“). Ausgehend von Arthur Schnitzlers Reigen zeigten zwölf Tänzerinnen und Tänzer intensive und sinnliche Szenen über intime Liebe, entfesselter Leidenschaft und vehementer Sehnsucht. Die von acht verschiedenen Künstlern stammende Musik (moderne Balladen, Bossa Nova- und Samba-Rhytmen) unterstützte dabei den emotionalen Faktor enorm (auch wenn man mangels portugiesischer Sprachkenntnisse den Text nicht verstehen konnte).

Am Ende tosender Applaus und Standing Ovations für die São Paulo Dance Company und ihre Künstlerische Leiterin Inês Bogéa.

Markus Gründig, April 19


Ausblick: In der kommenden Spielzeit wird tanzmainz im Rahmen von FranceDanse mit dem französischen Choreografen Pierre Rigal die abendfüllende Kreation Welcome Everybody uraufführen.


SUITE FÜR ZWEI KLAVIERE / MELHOR ÚNICO DIA* / NGALI

São Paulo Dance Company (Brasilien) / *Deutsche Erstaufführung
Künstlerische Leitung: Inês Bogéa

Suite für zwei Klaviere
Choreografie: Uwe Scholz
Tanz: São Paulo Dance Company (Ana Roberta Teixeira, André Grippi, Bruno Veloso, Diego de Paula, Geivison Moreira, Luciana Davi, Thamiris Prata, Vinicius Vieira und Yoshi Suzuki)
Musik: Suite für 2 Klaviere von Sergei Rachmaninoff, gespielt von Martha Argerich, Nelson Freire
Licht: André Boll
Kostüme: KM 36 Confeccoes – Kris Driscoll
Einstudierung: Giovanni Di Palma

Melhor Único Dia
Choreografie, Licht: Henrique Rodovalho
Tanz: São Paulo Dance Company (Ammanda Rosa, Ana Paula Camargo, Bruno Veloso, Hiago Castro, Joca Antunes, Luiza Yuk, Leticia Forattini, Luciana Davi, Michelle Molina, Nielson Souza, Otávio Portela, Renata Peraso, Vinicius Vieira und Yoshi Suzuki)
Musik: Puplio
Gesang: Ceu

Ngali
Choreografie: Jomar Mesquita
Tanz: São Paulo Dance Company (Ammanda Rosa, Ana Roberta Teixeira, André Grippi, Daniel Reca, Geivision Moreira, Joca Antunes, Leticia Forattini, Michelle Molina, Nielson Souza, Otávio Portela, Renata Peraso, und Thamiris Prata)
Musik: Tom Jobim, Vinícius de Moraes, Assucena Açucena, Johnny Hooker, Lupicínio Rodrigues, Celso Sim, Pepê Mata, Adriana Calcanhoto
Licht: Joyce Drummond
Kostüme: Fernanda Yamamoto

www.staatstheater-mainz.de / www.spcd.com.br/en/