Die Performing Arts Season der Berliner Festspiele präsentiert während der Herbst- und Wintermonate ein Panorama internationaler Produktionen aus Tanz, Theater und Performance. In ihrer zweiten Ausgabe von Oktober 2024 bis Januar 2025 blickt die Programmreihe unter der künstlerischen Leitung von Yusuke Hashimoto insbesondere auf Fragen von Erinnerung und Überlieferung in der zeitgenössischen darstellenden Kunst. Ein Fokus liegt dabei auf der New Yorker Tanz- und Performanceszene.
Das Gesamtprogramm ist auf der Website (berlinerfestspiele.de) veröffentlicht, der Ticketvorverkauf startet heute.
Zum Auftakt der Performing Arts Season kehren Taylor Mac, Matt Ray und ihre künstlerische Community mit der Europapremiere der opulenten Konzertshow „Bark of Millions“ ins Haus der Berliner Festspiele zurück. Die Reihe würdigt zudem zwei Avantgarde-Ikonen des New Yorker Judson Dance Theater: Lucinda Childs zeigt ihre legendäre Choreografie „Dance“ aus dem Jahr 1979 sowie „Four New Works“, die Anfang August auf Kampnagel in Hamburg Weltpremiere feierten.
Die Trisha Brown Dance Company präsentiert zwei Schlüsselwerke ihrer 2017 verstorbenen Gründerin – „Glacial Decoy“ (1979) und „Working Title“ (1985) – sowie die Auftragsarbeit des Choreografen Noé Soulier mit dem Titel „In the Fall“ (2023). Zwei weitere Tanzhighlights sind in deutscher Erstaufführung zu erleben: „MOMO“ von Ohad Naharin mit der Batsheva Dance Company und „Il Cimento dell’Armonia e dell’Inventione“ von Anne Teresa De Keersmaeker / Rosas in Zusammenarbeit mit Radouan Mriziga.
Zwei Theaterinszenierungen komplettieren das Programm:
Zum Auftakt einer langfristig angelegten Zusammenarbeit der Berliner Festspiele mit dem Regisseur Thorsten Lensing ist sein erstes selbst geschriebenes Theaterstück „Verrückt nach Trost“ erneut in Berlin zu sehen. Philippe Quesne präsentiert gemeinsam mit Vivarium Studio seine aktuellste Theaterkreation „Der Garten der Lüste“, inspiriert vom gleichnamigen Triptychon des niederländischen Malers Hieronymus Bosch.
PROGRAMMVORSCHAU
Oktober 2024
Nach dem erfolgreichen Gastspiel mit der Pop-Odyssee „24-Decade History of Popular Music“ im Jahr 2019 kehren Taylor Mac und Matt Ray gemeinsam mit ihrer künstlerischen Community zur Eröffnung der Performing Arts Season 2024/2025 am 9., 11. & 12. Oktober mit der Europapremiere ihrer Konzertperformance „Bark of Millions“ ins Haus der Berliner Festspiele zurück. In opulenten Fantasiekostümen von Machine Dazzle singt, spielt und tanzt ein Ensemble aus 20 Künstler*innen insgesamt 55 Songs – einen für jedes Jahr seit der ersten Pride Parade in New York 1970. Inspiriert sind die von Taylor Mac getexteten und von Matt Ray komponierten Songs von queeren Persönlichkeiten der Weltgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart. „Bark of Millions“ wurde von den Berliner Festspielen koproduziert.
Zur Einstimmung ist bereits am 6. Oktober im Gropius Bau Kino der Dokumentarfilm „Taylor Mac’s 24-Decade History of Popular Music“ der oscarprämierten Regisseure Rob Epstein und Jeffrey Friedman zu sehen, der Macs 24-stündiges Marathon-Theatererlebnis noch einmal auf der Leinwand Revue passieren lässt.
Als Deutsche Erstaufführung ist die gemeinsame Kreation „Il Cimento dell’Armonia e dell’Inventione“ der belgischen Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker mit dem marokkanischen Choreografen Radouan Mriziga am 19. und 20. Oktober im Festspielhaus zu erleben – ebenfalls eine Koproduktion der Berliner Festspiele. In der Auseinandersetzung mit Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ befragen die beiden Choreograf*innen gemeinsam mit vier Tänzern der Kompanie Rosas die beunruhigenden Entwicklungen im Verhältnis von Mensch und Natur, finden aber auch Gelegenheit zur Kontemplation in vertrauten Klängen.
November 2024
Zum Auftakt einer langfristig geplanten Zusammenarbeit der Berliner Festspiele mit Thorsten Lensing bringt der in Berlin ansässige Autor und Regisseur seine jüngste Inszenierung „Verrückt nach Trost“ vom 13. bis 16. November zurück nach Berlin. Mit dabei ist sein brillantes Ensemble aus langjährigen künstlerischen Weggefährt*innen: Sebastian Blomberg, André Jung, Ursina Lardi und Devid Striesow.
In Lensings erstem selbst geschriebenen Theaterstück begleitet das Publikum zwei Geschwister durch surreale, berührende und komische Episoden von der Kindheit bis ins hohe Alter. Dabei geht es um nichts weniger als die große Sehnsucht nach dem Gefühl, wirklich am Leben zu sein.
Mit der Inszenierung „Der Garten der Lüste“ – inspiriert durch Hieronymus Boschs berühmtes gleichnamiges Triptychon – feiern der französische Regisseur und Bühnenbildner Philippe Quesne und seine Kompanie Vivarium Studio ihr 20-jähriges Bestehen. Das großformatige, retro-futuristische Epos lässt uns die Zukunft der Welt irgendwo zwischen mittelalterlichen Tierwelten, Öko-Science-Fiction und modernem Western erahnen. Die Produktion kam beim Festival d’Avignon 2023 zur Uraufführung, wurde von den Berliner Festspielen koproduziert und wird am 26. und 27. November im Haus der Berliner Festspiele auf die Bühne gebracht.
Dezember 2024
Vom 3. bis 5. Dezember steht mit „Dance“ ein zentrales Werk von Lucinda Childs auf dem Programm, in dem postmoderner Tanz mit der minimalistisch-treibenden Musik von Philip Glass und Projektionen von Sol LeWitt zu einem meditativen Rausch verschmelzen. 2009 rekonstruierte die Choreografin die bereits im Jahr 1979 uraufgeführte Arbeit mit ihrem aktuellen Ensemble. Seitdem treffen in „Dance“ das Ursprungsensemble um die Choreografin selbst – in LeWitts Projektionen – und die Tänzer*innen der heutigen Lucinda Childs Dance Company auf der Bühne aufeinander und treten in einen spannenden, performativen Dialog. Mit einem bewusst reduzierten Bewegungsvokabular aus schnellen Läufen, Sprüngen und Drehungen widmet sich Childs in „Dance“ der Erforschung des Tanzes in seiner körperlichen Essenz.
In ihrem Vortrag „Lecture by Lucinda Childs“ am 4. Dezember schildert die Choreografin ihren Werdegang und erläutert dabei ihren einzigartigen choreografischen Ansatz sowie einige ihrer richtungsweisenden Kollaborationen.
Am 7. und 8. Dezember präsentiert Lucinda Childs gemeinsam mit ihrer Kompanie ihre jüngsten Arbeiten „Four New Works“ erstmals in Berlin, in Kollaboration mit dem Künstler Anri Sala, dem Pianisten Anton Batagov und den Komponist*innen Philip Glass und Hildur Guðnadóttir. Neben neuen Kurzstücken für die Tänzer*innen der Lucinda Childs Dance Company ist auch ein Solo der Choreografin selbst zu erleben. „Four New Works“ wurde von den Berliner Festspielen koproduziert und feierte im August 2024 beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg Weltpremiere. Es sind die ersten der jüngsten Arbeiten, die Lucinda Childs seit beinahe einer Dekade gemeinsam mit ihrem künstlerischen Team entwickelt hat.
Januar 2025
Die Batsheva Dance Company war zuletzt vor 16 Jahren im Haus der Berliner Festspiele zu Gast – nun kehrt sie zurück und präsentiert vom 16. bis 18. Januar Ohad Naharins neueste Choreografie erstmals in Deutschland: „MOMO“, uraufgeführt im Dezember 2022 in Tel Aviv, thematisiert den ständigen Widerstreit zwischen der archaischen Erdgebundenheit und dem Streben des modernen Individuums nach Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Vernetzung. Zur Musik von u. a. Laurie Anderson und Philip Glass entfaltet sich auf der Bühne eine gemeinsame Leidenschaft von Trauer und Schönheit.
Vom 23. bis 25. Januar feiert die zweite Ausgabe der Performing Arts Season ihren Abschluss und widmet diesen mit drei ausgewählten Arbeiten der im Jahr 2017 verstorbenen amerikanischen Choreografin und Tänzerin Trisha Brown. Die zu erlebenden Choreografien sind über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren entstanden und zeigen sowohl die Bandbreite ihres künstlerischen Erbes als auch dessen fortwährende Bedeutung über ihren Tod hinaus. So umfasst das Programm neben ihren Schlüsselwerken „Glacial Decoy“ (1979) und „Working Title“ (1985) mit „In the Fall“ die 2023 in Frankreich uraufgeführte, erste Zusammenarbeit der Trisha Brown Dance Company mit dem französischen Choreografen Noé Soulier. „In the Fall“ ist als Deutsche Erstaufführung in Berlin zu sehen und spürt dem Bewegungsvokabular Browns nach, verbindet es jedoch zugleich mit Souliers eigenen choreografischen Prinzipien zu einer kraftvollen und berührenden zeitgenössischen Kreation.
Im Rahmen ihres Berlin-Gastspiels bietet die Trisha Brown Dance Company zwei Workshops für Tanzbegeisterte an: Am 20. Januar „Trisha Brown Technique and Repertory: Working Title“ für Einsteiger*innen unter der Leitung von Jennifer Payán und am 21. Januar „Trisha Brown Technique and Repertory: Glacial Decoy“ für Fortgeschrittene unter der Leitung von Cecily Campbell. Beide Workshops geben einen Einblick in das künstlerische Schaffen Trisha Browns und finden in der Tanzfabrik Berlin statt.