Deutschsprachige Erstaufführung von »ZOV – Der verbotene Bericht« am Altonaer Theater

Copyright: Altonaer Theater

„Sie haben Barbaren aus uns gemacht“, so das Fazit des ehemaligen Fallschirmjägers Pawel Filatjew, der mit russischen Invasionstruppen im Februar 2022 am Einmarsch in die Ukraine teilnahm.

Sein spektakulärer Bericht „ZOV“ über unhaltbare Zustände in der Truppe, inkompetente Befehlshaber, marode Militärtechnik, Informationschaos, Willkür, Korruption, Mangelernährung, Drill, Mord und Verwüstung, ist benannt nach der Markierung „Z“ auf russischen Armeefahrzeugen, die als Kriegssymbol der Invasoren traurige Berühmtheit erlangte.

Der im vergangenen Jahr zunächst in Frankreich erschienene Bericht sorgte weltweit für Aufsehen und führte monatelang internationale Bestsellerlisten an. Er zwang Filatjew ins Exil nach Tunesien. Dann tauchte er in Frankreich unter, von wo er voraussichtlich nie mehr nach Russland zurückkehren kann.

Dem Altonaer Theater ist es gelungen, sich die Rechte für die deutschsprachige Erstaufführung zu sichern, in kürzester Zeit eine Bühnenadaption zu erarbeiten und das Theaterprojekt zu realisieren. Regisseur und Schauspieler Kai Hufnagel steht für Regie und Bühnenfassung, Tobias Dürr (Mitglied des sog. Offenen Ensembles des Altonaer Theaters) spielt den Erzähler und Soldaten Pawel Filatjew.

Herausgekommen ist ein hochaktuelles Stück über einen Mann, der durch die Erlebnisse an der Front zu einem vehementen Gegner des Ukraine-Krieges geworden ist. Es berichtet auch davon, wie der kriegserfahrene Pawel Filatjew nicht etwa aus Patriotismus, sondern aus finanzieller Bedrängnis zurArmee zurückkehrt, ohne mit einem Fronteinsatz zu rechnen, dessen schockierende Realität ihn umso unvorbereiteter traf. Dabei entstammt Pawel Filatjew einer Familie, die das Kriegshandwerk seit Generationen ausübt.

Mit der deutschsprachigen Erstaufführung von „ZOV – Der verbotene Bericht“ setzt das Altonaer Theater auf der Foyerbühne im Café Oelsner seine Reihe mit politisch anspruchsvollen Zeitthemen fort, die sich um Krieg, Vertreibung, Migration und Exil drehen. „ZOV“ gehört wie „Kind aller Länder“ nach dem Exilroman von Irmgard Keun und „Finsternis“ nach Davide Enias Romanbericht „Schiffbruch vor Lampedusa“ in diesen Themenkreis. Es sind kleine, ambitionierte Produktionen, die ihr Publikum erst finden müssen. Da ist es besonders hilfreich, dass die letzte Vorstellung von „ZOV“ am 25. Juni 2023 im Rahmen der diesjährigen altonale und der Altonaer Kulturmeile im Galionsfiguren-Saal des Altonaer Museums gezeigt werden kann.

Ausdrücklich wird bei deutsch-ukrainischen Institutionen und Initiativen um Aufmerksamkeit und Zuschauer*innen geworben, da „ZOV“-Autor Filatjew selbst eine zentrale Botschaft des Stückes verkörpert: Seine Stimme gehört zu jenen, die nach dem Ende des Ukraine-Krieges einen Beitrag zur Verständigung leisten können


ZOV – Der verbotene Bericht

Theaterstück nach dem Augenzeugenbericht von: Pawel Filatjew
Aus dem Russischen von: Maria Rayer

Premiere / Deutschsprachige Erstaufführung am Altonaer Theater: Montag, 1. Mai 23

Bühnenfassung und Regie: Kai Hufnagel
Mit: Tobias Dürr

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