Der Spielplan 2023 der Burgfestspiele Bad Vilbel

Burgfestspiele Bad Vilbel ~ Die Wasserburg (© Eugen Sommer)

„Was wird wohl nächstes Jahr hier gespielt?“

Diese Frage beantworteten in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz Intendant Claus-Günther Kunzmann und Bürgermeister Sebastian Wysocki in aufgeräumter Stimmung. Dass die Spielzeitveröffentlichung seine persönliche Premiere sei und er das als „neuer“ Bürgermeister und Kulturdezernent mit Freuden wahrnehme, versicherte Sebastian Wysocki gleich zu Beginn der Pressekonferenz.

Claus Kunzmann gab einen kurzen Einblick in die Überlegungen, die dem Spielplan zugrundeliegen und wie dieser im Laufe der Wochen gewachsen sei. Zunächst sicherte er sich die Rechte für das Stück Der Club der toten Dichter, das in Bad Hersfeld 2020 uraufgeführt worden war und überhaupt erst das zweite Mal auf einer deutschen Bühne zu sehen sein wird. Gerade in der Rhein-Main-Region treffen Altes und Neues vielfach aufeinander, wie die Heranwachsenden damit umgehen und wie sie von Vorbildern und der Begegnung mit Literatur, Poesie und nicht zuletzt dem Theater beeinflusst werden.

Auch die Geschichte um Monsieur Claude und seine Töchter passe gut ins Rhein-Main-Gebiet. Der Film aus Frankreich war überaus erfolgreich. Das Komische im doch sehr ernsthaften Thema zu entfalten, gelingt hier ausgezeichnet. Mit der Eleganz der Franzosen wird die Problematik multikultureller Gesellschaften keineswegs unter den Teppich gekehrt, vielmehr augenzwinkernd präsentiert.

Einer Wiederaufnahme von EWIG JUNG konnten wir uns nicht entziehen, lächelte Claus Kunzmann. Das Publikum war fasziniert von diesem Stück und der Darbietung der SchauspielerInnen. Bei allem Witz hat diese Inszenierung Tiefgang und hält die Balance zwischen Komik und Nachdenken über das Altern.

Und so findet der Intendant in dem Spielplan, ohne dies überstrapazieren zu wollen, den roten Faden eines Reigens, der über die Generationen hinweg sich aufspanne und gleichzeitig das gegenwärtige Motto des Kulturfonds Frankfurt RheinMain aufgreife: “Hier leben.“

Mit My Fair Lady bleiben die Burgfestspiele einerseits dem Gedanken der bekannten Geschichte treu, doch zeitgemäß sei nach wie vor, wie Sprache und bürgerlicher Benimmcode Einfluss nehme auf den gesellschaftlichen Status. Daher sei dieser Stoff in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen, er habe den Charakter einer “Entwicklungs-“ geschichte. Die Protagonistin, eine Blumenverkäuferin, entwickele sich zu einer selbstbewussten Persönlichkeit mit eigenen Zielen. Und dies erfolge über den “richtigen“ Gebrauch der Sprache, so der Intendant. Das wäre in Zeiten, wo immer weniger vorgelesen werden würde und Sprachkitas notwendig sind, keineswegs ein überholtes Thema, verwies Kunzmann auf die aktuelle Nachricht des Tages.

An dem musikalischen Abend SPATZ und ENGEL, der Geschichte um die Freundschaft von Marlene Dietrich und Edith Piaf, interessiere der Gegensatz der beiden Frauen, die aber dennoch ein enges Freundschaftsverhältnis miteinander pflegten. Zwei Diven ihrer Zeit bringen glamourösen Glanz, aber auch den Absturz auf die Bühne. Eine hochspannende Story und wert, dass sie erzählt wird, ungeachtet dessen, wie viel davon real und was darin fiktional sei. Kunzmann möchte damit eine Hommage an diese beiden starken Frauen des 20. Jahrhunderts auf die Bühne bringen.

Theater für Kinder und Familien

Nach wie vor gilt das Augenmerk der Burgfestspiele im besonderen Maße den Kindern! „Für die Kinder greifen wir zu den Klassikern“, schmunzelnd gibt sich Kunzmann selbst als großer Fan von Erich Kästner zu erkennen. Ein selbstbewusstes Mädchen wie Luise Pogge in Pünktchen und Anton, das selbstständig handelt und den eigenen Kompass für sich habe, sei nach wie vor vorbildhaft. Auch in Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer hat Michael Ende bezaubernde Wesen geschaffen, Farben oder Abstammung als unwichtig erklärt und eine auch heute noch höchst anregende Fantasiewelt voller Humanität entwickelt.

… im Theaterkeller

Zwei Komödien im Theaterkeller runden die eigenen Inszenierungen ab: Achtsam morden als Kriminalkomödie mit höchst überraschenden Wendungen und Extrawurst, eine Komödie, bei der es um die (Rinds- oder Schweine-) Wurst geht: Bürgermeister Wysocki freut sich als bekennender Grillmeister ganz besonders auf dieses Stück, das in einem deutschen Tennisvereinsheim spielt.


Insgesamt sind Bürgermeister wie auch Intendant davon überzeugt, einen attraktiven Spielplan für die Burgfestspiele 2023 geschnürt zu haben. 9 eigene Inszenierungen, fünf im Abendprogramm, zwei für das junge Publikum und zwei Inszenierungen im Theaterkeller – das Publikum wird auf vielen Ebenen angesprochen.

Neben dem Spielplan berichtete der Intendant von den derzeitigen Bauarbeiten in und um die Burg herum. Gerade wird eine neue Bühnendachkonstruktion errichtet, der Bühnenboden wird ebenfalls neu aufgebaut und der Burggraben erhält eine stabile Böschung. Alles muss bis Ende März fertgiggestellt sein, damit die Premieren nicht ins Rutschen kommen. Aber, so stellt er zuversichtlich fest, “wir sind im Zeitplan“.

Darüber hinaus verweisen beide darauf, dass für das Publikum gerade nach den Jahren der Pandemie ein Theaterbesuch mehr umfassen soll und darf. Die Burgfestspiele bieten bereits seit langem viel mehr als nur das Gläschen Sekt in der Pause. Eine sehr gute Bewirtung auf dem Festspielgeländer durch Betreiber mit jahrelanger Erfahrung, punktet zusätzlich bei der Entscheidung, eine Karte für einen Theaterbesuch zu kaufen:
Sobald der Gast in die Burg kommt bzw. das Festspielgelände betritt, kann er oder sie den Alltag vergessen. Es lässt sich rund um den Ginkgo vor der Burg vorzüglich essen und trinken oder auch nur sitzen. Die Frösche quaken im Frühsommer, die kleinen Enten, die ihren Eltern hinterherwatscheln und im Laufe des Sommers zu Erwachsenen werden, die einfallende Dämmerung während der Vorstellung bis dann Ende August es bereits zu Beginn der Vorstellung dämmert, die Bewirtung in der Pause und in lauen Sommernächten der Drink danach … Die Hostessen teilen bei Hitze Käppis und Sonnencreme aus, bei Regen gibt es kostenfreie ‚Überzieher‘.
„Unser Ziel ist das Rundum-Sorglos-Paket, damit die jeweils gegebene Vorstellung einfach nur genossen werden kann“, befindet Claus Kunzmann und Sebastian Wysocki bekräftigt mit dem Satz: „Das gute Umfeld macht den Unterschied und gehört bei uns dazu.“


Das Abendprogramm auf der Burgbühne:

Für Kinder und Familien

Im Theaterkeller

Vorverkaufsbeginn


Der Club der toten Dichter

Der neue Englischlehrer John Keating bringt frischen Wind in das erzkonservative Welton-Internat und stellt durch seinen unkonventionellen Unterricht die althergebrachten Werte Tradition, Ehre, Disziplin und Leistung infrage, indem er mithilfe der Literatur die Schüler aufruft, selbstständig zu denken. Ein Plädoyer für die freie Entfaltung des Geistes und der Poesie.

Der Club der toten Dichter

Schauspiel von Tom Schulmann nach dem gleichnamigen Film
Buch: Tom Schulmann
Theaterfassung: Joern Hinkel und Tilman Raabke
Regie: Milena Paulovics
Ausstattung: Pascale Arndtz

Premiere: Freitag, 2. Juni 23


Ewig jung

Sie sind zurück: Diese Alten sind nicht totzukriegen! Die skurril-komische Revue über ein Schauspielensemble im Altersheim lässt die innerlich jung Gebliebenen zu „Born to be wild“ und „Sex bomb“ abrocken und weder Krückstock noch Beinprothese hindern sie daran.

Ewig jung

Musikalische Komödie von Eric Gedeon

Wiederaufnahme-Premiere: Fr. 9. Juni 23

Regie: Katrin Herchenröther
Musikalische Leitung: Jochen Kilian
Choreografie: Kerstin Ried
Ausstattung: Claus Stump

Besprechung von 2022


Spatz und Engel

Die Piaf, „Spatz von Paris“, und die Dietrich, Weltstar aus dem Ufa-Film „Der blaue Engel“: Die eine trinkt Champagner, die andere Bier, die eine arbeitet diszipliniert, an den Exzessen der anderen entbrennt die Liebe des Publikums. „Non, je ne regrette rien.“ ~ „Sag mir, wo die Blumen sind …“

Spatz und Engel

Theaterstück mit Musik
Von: Daniel Große Boyman & Thomas Kahry nach einer Idee von David Winterberg

Premiere: Samstag, 17. Juni 23

Regie: Ulrich Cyran
Musikalische Leitung: Horst Maria Merz
Kostüme: N.N.
Bühne: Dorothea Mines
Choreografie: Isabella Clara Arndt


My Fair Lady

Am Beginn des meistgespielten klassischen Musicals steht eine Wette: Gelingt es dem erfolgreichen Phonetikprofessor Henry Higgins, aus der ungebildeten, schlimmsten Dialekt sprechenden Blumenverkäuferin Eliza Doolittle eine Lady zu machen? Nach wochenlanger Tortur mit merkwürdigen Sprechübungen, wie „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn“, feiert Higgins seinen Erfolg. Doch er hat seine Wette ohne Eliza und vor allem ohne seine Gefühle gemacht: „Wart‘s nur ab, Henry Higgins!“

My Fair Lady

Musical von Frederick Loewe (Musik) und Alan Jay Lerner (Buch)

Premiere: Freitag, 30. Juni 23

Regie: Christian H. Voss
Musikalische Leitung: Philipp Polzin
Bühne: N.N.
Choreografie: Kerstin Ried
Kostüme: Monika Seidl


Monsieur Claude und seine Töchter

Monsieur Claude und Frau Marie sind ein stolzes Ehepaar mit vier Töchtern. Die Hochzeiten ihrer Töchter mit Männern aus anderen Kulturkreisen bringen sie an den Rand der Verzweiflung. Wenn die Schwiegersöhne sich dann noch gegenseitig die klassischen Vorurteile um die Ohren hauen, darf sich das Publikum über die Klischees nicht nur Gedanken machen, sondern vor allem prächtig amüsieren.

Monsieur Claude und seine Töchter

Komödie nach dem gleichnamigen Film von Philippe de Chauveron und Guy Laurent
Theaterfassung: Stefan Zimmermann

Premiere: Samstag, 8. Juli 23

Regie: Adelheid Müther
Bühne: Kathrin Kegler
Kostüme: Marie-Therese Cramer


Für Kinder und Familien:

  • Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
  • Pünktchen und Anton

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Schauspiel ab 5 Jahren nach Michael Ende

Lummerland ist zu klein für so viele Menschen: Jim Knopf, das Findelkind, und Lukas der Lokomotivführer verlassen mit Emma, der Lokomotive, die Insel mit zwei Bergen und machen sich auf die Reise, durch die Wüste, nach Mandala und in die Drachenstadt, um viele Abenteuer zu erleben und neue Freunde zu finden.

Premiere: Sonntag, 14. Mai 23 (12:00 Uhr)

Regie: Kirsten Uttendorf
Ausstattung: Claus Stump


Pünktchen und Anton

Pünktchen hat reiche Eltern, Anton ist bitterarm. Beim Geldverdienen lernt er Pünktchen kennen. Unversehens geraten die beiden in eine spannende Detektivgeschichte. Eltern, Kindermädchen, Lehrer: Erwachsene kommen nicht gut weg in dieser Geschichte. Doch weil die Kinder sich nicht darum scheren, was sich angeblich gehört, wird am Ende alles gut.

Pünktchen und Anton

Musical ab 6 Jahren nach Erich Kästner von Adenberg/Schubring

Premiere: Sonntag, 21. Mai 23 (12:00 Uhr)

Regie: Christian H. Voss
Musikalische Leitung: Philipp Polzin
Bühne: N.N.
Kostüme: Monika Seidl
Choreografie: Martin Ruppel


Im Theaterkeller:

  • Achtsam morden
  • Extrawurst

Achtsam morden

Der Anwalt Björn Diemel sucht vergeblich nach seiner Work-Life-Balance. Um seine Ehe zu retten, besucht er einen Achtsamkeitscoach. Dabei interpretiert er die Regeln auf sehr spezielle Weise: Völlig entspannt bringt er seinen mafiosen Mandanten um, übernimmt dessen Geschäfte und genießt mehr Zeit mit seiner Tochter.

Achtsam morden

Krimikomödie nach Karsten Dusse
Bühnenfassung: Bernd Schmidt

Premiere: Samstag, 6. Mai 23 (20:00 Uhr)

Regie: Ulrich Cyran
Ausstattung: Dorothea Mines


Extrawurst

Im Vereinsheim des Tennisclubs entzündet sich eine heiße Diskussion darüber, wie der türkische Starspieler beim Vereinsfest zu seiner Grillwurst kommt. Das stellt den Verein vor eine Zerreißprobe. Wie viele Rechte muss eine Mehrheit einer Minderheit einräumen? Muss man Religionen tolerieren und sind Vegetarier eine Glaubensgemeinschaft? „Gutmenschen“ und „Hardliner“ stoßen hart, nicht immer fair, und hochemotional aufeinander. Wie aus dem wahren Leben gegriffen!

Extrawurst

Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob

Premiere: Sonntag, 11. Juni 23 (21:00 Uhr)

Regie: Stephan Bestier
Ausstattung: Dorothea Mines


Vorverkaufsbeginn:

Am 6. Dezember ab 9 Uhr steht das Kartenbüro persönlich, am Telefon, per Fax und per Mail zu Verfügung und erfüllt Kartenwünsche, wie immer erst ab 9 Uhr und in der Reihenfolge des Eingangs. Vorher eingehende Bestellungen werden nicht berücksichtigt. Der Spielplan findet sich unter www.kultur-bad-vilbel.de/burgfestspiele.

Kartenbüro Burgfestspiele
Klaus-Havenstein-Weg 1
61118 Bad Vilbel
Tel. 06101 559455
Fax 06101 559430
tickets@bad-vilbel.de

Öffnungszeiten

bis 24. Dezember 2022: Mo – Fr 9 – 18 Uhr | Sa 9 -13 Uhr
ab 27. Dezember 2022 bis 31. März 2023: Mo – Fr 9 -13 Uhr | Sa 9 – 13 Uhr | Mi 9 – 18 Uhr

kultur-bad-vilbel.de