
„Zu Pfingsten 2023 begeben wir uns diesmal auf eine Reise in die Unterwelt – und erleben aufs Neue die Geburt der Oper aus der Trauer des Orpheus um den Verlust seiner geliebten Eurydike. Cecilia Bartoli und ihre Gäste spüren dem Mythos von der betörenden Klage des Orpheus, von dessen bewegendem Gesang und Spiel in Werken von Monteverdi, Gluck und Haydn nach. „Als Musikerin und Sängerin glaube ich fest an die Kraft der Musik und der menschlichen Stimme. So ist der Mythos von Orpheus natürlich eine der antiken Sagen, die mich am meisten faszinieren. Ich fühle mich ermutigt, wenn ich von der wunderbaren Wirkung von Orpheus’ Musik lese: wie sie die bedrohlichsten Feinde – und sogar den Tod – besänftigen konnte, wie sie Leben auf eine Weise veränderte, die undenkbar gewesen wäre, wenn Orpheus nicht verzweifelt gewagt hätte, die ewigen Weltgesetze herauszufordern.“, beschreibt Cecilia Bartoli, Künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele, das von ihr ersonnene Programm.
Der letzte Tag der Pfingstfestspiele soll außerdem mit einer Schubertiade und einem Benefizkonzert Daniel Barenboim gewidmet sein, dem Cecilia Bartoli auf besondere Weise künstlerisch und freundschaftlich verbunden ist: „Ich bin ihm für immer dankbar, dass er mich in der Frühzeit meiner Karriere entdeckte und beriet und mir seit nunmehr 35 Jahren als unendlich inspirierender musikalischer Partner und treuer Freund erhalten geblieben ist“, beschreibt sie das Verhältnis zu einem ihrer wichtigsten musikalischen Mentoren und Förderer. Als Ausnahmemusiker bereichert Daniel Barenboim sowohl als Pianist und Dirigent als auch als Initiator von Kulturprojekten seit unglaublichen sieben Jahrzehnten die Musikwelt.
„Menschen wie Daniel Barenboim sind für mich ein Beweis, dass große Mythen nicht bloß Hervorbringungen unseres hochstrebenden Geistes sind. Offensichtlich können sie sehr real sein und ihre Ursprünge in von tiefer Humanität erfüllten Personen haben“, charakterisiert sie die herausragende Persönlichkeit Daniel Barenboims weiter.
Als szenische Neuproduktion ist Orfeo ed Euridice in der selten gespielten Parma-Fassung (1769) und in der Regie von Christof Loy zu erleben. Glucks Oper um den Mythos vom thrakischen Sänger Orpheus, der Eurydike ins Jenseits folgt, um sie mithilfe seines Gesanges aus der Unterwelt zurückzugewinnen, konzentriert sich – trotz des Titels – auf eine einzelne Figur: Orfeo. Das Werk zeigt einen Künstler in seiner Einsamkeit, für den der Tod einer geliebten Person zum zentralen Thema wird. Dabei stellt Gluck seine Musik ganz in den Dienst des dramatischen Ausdrucks. Das Werk gilt seither als Prototyp der „Reformoper“. Eine wichtige Rolle nimmt in Orfeo ed Euridice der Tanz ein. Tanz darf im Sinne von Regisseur Christof Loy aber keinesfalls als Fremdkörper gesehen werden: Die Grenzen zwischen Tanz und Text, Musik und Bewegung müssen fließend sein. Diesen Gedanken betont auch die Bühne, die einen Weg evoziert, der immer wieder von Neuem beginnen könnte. Cecilia Bartoli singt die Partie des Orfeo, an ihrer Seite sind Mélissa Petit (Euridice) und Madison Nonoa (Amore) zu hören. Gianluca Capuano leitet das von Cecilia Bartoli gegründete Orchester Les Musiciens du Prince — Monaco sowie das Ensemble Il canto di Orfeo, Premiere ist am 26. Mai im Haus für Mozart, die zweite Vorstellung findet am 28. Mai statt.
Nach fast 30 Jahren am fürstlichen Hof Eszterháza stand Joseph Haydn 1790 plötzlich ohne Dienstherrn da. Als Impresario Johann Peter Salomon davon erfuhr, verpflichtete er ihn für London. Neben zwölf Symphonien sollte er eine Opera seria für das Haymarket Theatre komponieren. Obwohl Haydn als Instrumentalkomponist gilt, war er ein erfahrener Opernkapellmeister, der sich am fürstlichen Hof durch das Einrichten fremder Werke ebenso wie mit 17 eigenen Opern profiliert hatte. Als Librettist für L’anima del filosofo wurde Haydn Carlo Francesco Badini zur Seite gestellt, als Sujet wollte man die Sage um Orpheus. Dieser Stoff war seit 1600 unzählige Male vertont worden, doch galt Glucks Reformoper Orfeo ed Euridice als absoluter Maßstab: Reduziert auf den mythologischen Kern steht die Macht der Liebe im Fokus. So waren die beiden gezwungen, neue Wege zu gehen. Badini konstruierte eine verwickelte Handlung mit dramatischem Ausgang. Haydn schrieb ausgeprägte Chorsätze, verzichtete aber weder auf Intermezzi und Balletteinlagen noch auf reich verzierte Koloraturen in traditionellen Da-capo-Arien und forderte die größte Orchesterbesetzung, die man in seinem Euvre findet. Die Uraufführung wurde abgesagt, da König Georg III. Die Konzession verweigerte. Es sollte 160 Jahre dauern, bis L’anima del filosofo in Florenz erstmals gezeigt wurde. Cecilia Bartoli singt die Rolle der Euridice, in weiteren Rollen sind Thomas Hampson (Creonte), Rolando Villazón (Orfeo) und Mélissa Petit (Genio) zu erleben. Die konzertante Aufführung findet am 27. Mai in der Felsenreitschule statt.
Christoph Willibald Glucks Bestrebungen, gemeinsam mit dem Textdichter Ranieri de’ Calzabigi den vorherrschenden Opernstil von musikalischen Auswüchsen und komplizierten Nebenhandlungen zu befreien, gipfelten 1762 in Orfeo ed Euridice. Das Werk gilt seither als Prototyp der „Reformoper“, die in nur einem Handlungsstrang menschliche Emotionen fokussiert. Zwölf Jahre nach der Wiener Uraufführung erstellte Gluck mit Orphée et Eurydice eine auf den Pariser Geschmack zugeschnittene Fassung, übertrug die Kastratenrolle des Orphée einem Tenor und ergänzte zahlreiche Ballettszenen. Diese Version bildet die ideale Grundlage für eine „Ballett-Oper“, deren Handlung John Neumeier in einen modernen Ballettsaal verlegt. In der Ouvertüre erzählt er die Vorgeschichte: Während einer Probe kommt es zum Streit zwischen der Primaballerina Eurydice und dem Choreografen Orphée. Sie verlässt wütend den Saal und stirbt wenig später bei einem Autounfall. Nun setzt die bekannte Handlung ein. Aber nicht Orphée zweifelt am Gelingen, sondern Eurydice stellt seine Liebe in Frage, bringt ihn dazu, sich umzudrehen und entschwindet. Erschüttert stimmt Orphée das Klagelied „J’ai perdu mon Eurydice“ an, doch entgegen dem Mythos beugt sich Gluck der Pariser Konvention und lässt Amor positiv in den Ausgang des Geschehens eingreifen. In den Titelrollen sind Maxim Mironov/Edvin Revazov (Tenor/Tänzer) und Andriana Chuchman/Anna Laudere (Sopran/Tänzerin) zu erleben, Kazuki Yamada übernimmt die musikalische Leitung der Camerata Salzburg und des Bachchors Salzburg. Zur Aufführung kommt das Gastspiel am 27. Mai im Großen Festspielhaus.
Claudio Monteverdis L’Orfeo stellt den ersten gewichtigen Beitrag der Gattung Oper dar; man kann dieses Werk als „Urknall der Operngeschichte“ bezeichnen. Monteverdi arbeitete seine Komposition auf bis dahin nicht dagewesene Weise aus, indem er Personen oder Vorgänge mit bestimmten Motiven oder Klangfarben des Instrumentariums charakterisierte. So wird Orfeos Gesang von Harfenklängen begleitet und die Musik der tanzenden Hirten durch Flöten und Geigen erhellt, während ein Posaunenchor die düstere Stimmung der Unterwelt skizziert. In ungewöhnlicher Gestalt, nämlich in Zusammenarbeit mit der seit 200 Jahren bestehenden Mailänder Marionettenkompanie Carlo Colla & Figli hat Cecilia Bartoli Monteverdis Meisterwerk nach Salzburg geholt. Die SängerInnen – ausnahmslos Alte-Musik-SpezialistInnen – werden sich mit dem Orchester im Graben befinden: Zu hören sein werden die Stimmen von Renato Dolcini (Orfeo), Carlotta Colombo (La Musica/Euridice) und Sara Mingardo (La Messagera/La Speranza), während die Handlung von den italienischen PuppenspielerInnen zum Leben erweckt wird und in sorgfältig entworfenen Miniatur-Bühnenbildern und -kostümen eine farbenfrohe Umsetzung erfährt. Gianluca Capuano leitet die Ensembles Les Musiciens du Prince — Monaco und Il canto di Orfeo. Aufgeführt wird Monteverdis „favola in musica“ in fünf Akten am 28. Mai im Haus für Mozart.
Bei Cecilia Bartolis Planungen für 2023 schwebte ihr eigentlich ein Festival vor, in dem Daniel Barenboim zu Ehren seines kürzlich begangenen 80. Geburtstages aktiv als Dirigent und Musiker mitwirken sollte. Auch wenn dies aufgrund seines Gesundheitszustands nicht in der ursprünglich geplanten Form möglich ist, möchte sie den letzten Tag der Pfingstfestspiele zu einer Hommage an Daniel Barenboim machen.
Neben seinen Auftritten als Solist und Dirigent drängte es den beseelten und leidenschaftlichen Kommunikator Barenboim stets zur intimsten Form des musikalischen Miteinanders, des Dialogs und Aufeinander-Hörens, des Gebens und Nehmens: zur Kammermusik. Cecilia Bartoli hat Daniel Barenboim nun eingeladen, sich gemeinsam mit ihr und Martha Argerich (die er seit seinen Kindheitstagen in Buenos Aires kennt) im Rahmen einer Schubertiade erneut einem Komponisten zu widmen, der ihn schon sein ganzes Leben begleitet. Schuberts Musik ist für Barenboim von faszinierender emotionaler Komplexität: „Sie gibt uns die Möglichkeit, Gefühle und Gedanken, die vollkommen widersprüchlich sind, gleichzeitig zu erfahren.“
Als Finale ist am Montagabend im Großen Festspielhaus eine Benefizgala zu Ehren von Daniel Barenboim zu erleben. Zahlreiche künstlerische Freunde und WegbegleiterInnen – wie noch einmal Martha Argerich, Plácido Domingo, Lang Lang und Sonya Yoncheva – würdigen den Maestro. Zubin Mehta leitet das Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino.
supported by Rolex
Seit mehr als einem halben Jahrhundert trägt Rolex durch Partnerschaften mit einigen der talentiertesten Künstlerinnen und Künstlern und führenden kulturellen Institutionen der Welt dazu bei, das künstlerische Erbe zu bewahren. Im Rahmen der Rolex Perpetual Arts Initiative, die eine breite Palette künstlerischer Aktivitäten in den Sparten Musik, Architektur und Film sowie das Rolex Mentoringprogramm umfasst, bekräftigt die Marke ihr langjähriges Engagement für die globale Kultur. Bei all diesen Vorhaben fördert Rolex künstlerische Exzellenz und die Weitergabe von Wissen an kommende Generationen und leistet so einen dauerhaften Beitrag zur Kultur in aller Welt. Zu den Botschaftern der Marke im Bereich Musik gehören international renommierte Künstler wie Cecilia Bartoli, Benjamin Bernheim, Gustavo Dudamel, Juan Diego Flórez, Jonas Kaufmann, Rolando Villazón und Sonya Yoncheva. Seit 2012 ist Rolex Hauptsponsor der Salzburger Festspiele und Exklusivsponsor der Salzburger Pfingstfestspiele. Dank dieser doppelten Partnerschaft ist es möglich, alljährlich zu Pfingsten eine Opern-Neuproduktion herauszubringen, die anschließend ins Sommerprogramm der Salzburger Festspiele übernommen wird. Darüber hinaus unterstützt Rolex seit 2021 den Herbert von Karajan Young Conductors Award.
Internetverkauf
Seit dem 9. Dezember 2022 können Abonnements direkt online gebuch werden.
Einzelkarten sind ab 24. Januar 2023 direkt online buchbar (Bezahlung mit Kreditkarte).
salzburgerfestspiele.at
Abonnement
Bei Buchung von mindestens einem Termin der Neuinszenierung Orfeo ed Euridice, der Ballett-Oper Orphée et Eurydice sowie mindestens drei der folgenden Veranstaltungen:
L’anima del filosofo, L’Orfeo, Schubertiade oder Hommage Daniel Barenboim wird eine Preisermäßigung von 15% gewährt. Dieses Abonnement kann in den Preiskategorien 1 bis 5 gebucht werden.