Bregenzer Festspiele: Opernstudio-Premiere und Opernatelier-Uraufführung

Probeneinblick "Hold Your Breath" beim Pressetag am 8. August 24 bei den Bregenzer Festspielen (© Bregenzer Festspiele / Anja Köhler ~ anjakoehler.de)

Rossini, Puccini und ein Publikum unter dem Oktopus

In den letzten zehn Tagen der diesjährigen Festspielsaison feiern zwei besondere Musiktheaterabende Premiere: Im Theater am Kornmarkt ist ab 12. August Der Ehevertrag | Gianni Schicchi zu sehen, die letzte Produktion des Opernstudios unter der Intendanz von Elisabeth Sobotka. Auf der Werkstattbühne wird am 15. August nach dreijähriger Vorbereitungszeit im Rahmen des Bregenzer Opernateliers die Oper Hold Your Breath uraufgeführt.

Zwischen Brauthandel, Erbschleichern und einem riesigen Oktopus bewegen sich die Höhepunkte der zweiten Programmhälfte der Bregenzer Festspiele: Im Theater am Kornmarkt ist ab 12. August der Doppelabend Der Ehevertrag | Gianni Schicchi zu sehen. Regie bei dieser Produktion des Bregenzer Opernstudios führt wieder die Grande Dame des deutschsprachigen Musiktheaters Brigitte Fassbaender.

Die Werkstattbühne wird am 15. und 17. August zum Schauplatz für Hold Your Breath, der zweiten zeitgenössischen Uraufführung des Festspielsommers 2024. Es ist die dritte Produktion des Bregenzer Opernstudios in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Bregenz, gemeinsam entwickelt von der irischen Komponistin Éna Brennan, dem aus Portugal stammenden bildenden Künstler Hugo Canoilas und dem ehemaligen Festspielintendanten, Regisseur und Librettisten David Pountney.


Pressetag am 8. August 24 bei den Bregenzer Festspielen
Babette Karner, Elisabeth Sobotka, Brigitte Fassbender, Claire Levacher
© Bregenzer Festspiele / Anja Köhler ~ anjakoehler.de

Ironische Situationskomik und bezaubernde Nachwuchsdarsteller:innen

14 Sänger:innen und eine einzigartige Regisseurin gestalten einen besonderen Opernabend: Obwohl zwischen Gioachino Rossinis erster öffentlich aufgeführter Oper Der Ehevertrag (La cambiale di matrimonio) und Giacomo Puccinis Einakter Gianni Schicchi mehr als 100 Jahre liegen, lassen sich beide Werke gut vereinen. Sie überzeugen mit ihrer Fülle an musikalischem Humor, Wortwitz und Situationskomik. Inszeniert wird diese ebenso amüsante wie ungewöhnliche Kombination von Kammersängerin Brigitte Fassbaender.

Der Ehevertrag ist die erste öffentlich aufgeführte Oper Rossinis, mit der sich der gerade einmal Achtzehnjährige 1810 in Venedig dem Publikum präsentierte. Obwohl er damals noch über sehr wenig Erfahrung verfügte, zeichnen sich bereits die Elemente seines unverwechselbaren Stils ab. Auch sein komödiantisches Naturtalent ist deutlich zu erkennen. In dem witzigen Einakter will der Kaufmann Tobia Mill seine Tochter Fanní an seinen reichen Geschäftspartner Slook aus Kanada vermitteln. Doch die junge Frau liebt Edoardo Milfort, den sie schließlich – dank der unerwarteten Großzügigkeit Slooks – tatsächlich zum Mann nehmen darf.

Mehr als 100 Jahre später war in New York Puccinis Gianni Schicchi erstmals auf der Bühne zu erleben. Die Geschichte des gleichnamigen Erbschleichers stammt ursprünglich aus Dante Alighieris Inferno, dem ersten Teil der Göttlichen Komödie und bildet den dritten Teil von Puccinis Dreiteiler Il trittico. Der reiche Buoso Donati ist gestorben. Gierig und gespannt versammeln sich die Hinterbliebenen an seinem Totenbett und erfahren entsetzt, dass sie leer ausgehen. Da erscheint der gewitzte Gianni Schicchi. Er legt sich in Donatis Sterbebett, mimt vor dem Notar den Verstorbenen und verteilt das Erbe großzügig unter den anwesenden Verwandten. Die besten Besitztümer vermacht sich Schicchi jedoch kurzerhand selbst.

„In beiden Opern geht es um Liebe und Gier. Und in beiden siegen Witz und Schlauheit“, sagt Fassbaender und betont, dass bei ihren Inszenierungen in Bregenz stets die jungen Künstler:innen im Zentrum stehen: „Ich möchte spannende, kluge, kurzweilige Geschichten erzählen“. Wie funktionieren die Proben bei so vielen jungen Sänger:innen und zwei so unterschiedlichen Stücken? „Wir haben beide Stücke parallel geprobt, damit das Ensemble ständig beschäftigt ist und niemand Leerlauf hat. Es ist eine große Herausforderung, zwei so unterschiedliche Musikstile zu erarbeiten und an einem Abend aufzuführen. Aber es ist auch reizvoll, schauspielerisch lehrreich und spannend in so unterschiedliche Rollen zu schlüpfen“.

Schon in anderen Inszenierungen für das Bregenzer Opernstudio hat Brigitte Fassbander das Publikum mit ihrem perfekten Gespür für Komik begeistert. Wie gelingt es ihr, junge Künstler:innen mitzureißen? „Das Komische ist schwerer auf die Bühne zu bringen als das Dramatische, weil es ungeheure Präzision und perfektes Timing erfordert. Ich glaube, das fällt niemandem leicht, egal ob jung oder alt. Es braucht Handwerk und Können.“ (bk)


Die Bregenzer Festspiele 2024 finden von 17. Juli bis 18. August statt.
Tickets und Infos unter bregenzerfestspiele.com und Telefon 0043 5574 4076.