Bilanz und Ausblick zum Jahreswechsel der Komödie am Kurfürstendamm

Theaterintendant Martin Woelffer im Theater am Potsdamer Platz (© Franziska Strauss)

Martin Woelffer: gespannt, wie Ernst-Reuter-Saal als Komödienstandort angenommen wird; irritiert, wie Berlin sein Renommee als Kulturstandort aufs Spiel setzt

„Die beste Nachricht für mich im vergangenen Jahr war, dass sich auf der Baustelle am Kurfürstendamm wieder die Kräne drehen und dass wir es jetzt mit einem Investorenteam zu tun haben, mit dem wir auf Augenhöhe kommunizieren können. Mein Team und ich hoffen sehr, dass jetzt zügig zu Ende gebaut wird und wir 2026 zurück an unseren Stammsitz ziehen können, um am Kurfürstendamm wieder Theater machen zu können.“

Zu den geplanten Kürzungen im Kulturbereich

„Es hat mich sehr irritiert, wie leichtfertig der Berliner Senat im Zuge der Etatkürzungen den Kulturstandort Berlin durch die geplanten Sparmaßnahmen aufs Spiel setzt. Wir selbst sind nur marginal von den Kürzungen betroffen, doch an dieser Stelle sind alle Kulturinstitutionen miteinander solidarisch. Ich kann nur hoffen, dass sich die Politik darauf besinnt, dass die Kultur eines der wenigen Pfunde ist, mit dem die Hauptstadt wuchern kann.“

Rückblick

Meinen Vater Jürgen und mich hat es unendlich gefreut, dass wir zum 100. Geburtstag der Komödie im November so viel Wertschätzung von unserem treuen Publikum, den Medien und der Politik erfahren haben. Um ehrlich zu sein, war es überwältigend“, äußert sich Theaterchef Martin Woelffer.
Mit den Besucher:innenzahlen des Jahres 2024 ist der Theaterchef zufrieden. In die drei Spielstätten, Theater am Potsdamer Platz, Ernst-Reuter-Saal in Reinickendorf und Heimathafen Neukölln, kamen in 179 Vorstellungen 101.151 Besucher:innen. 2023 waren es bei 162 Vorstellungen über 90.000. „Gerne wären wir wieder mindestens sechs Mal pro Woche für unsere Zuschauer:innen da, doch das wird erst wieder möglich sein, wenn wir das neue Haus am Kurfürstendamm bezogen haben“, ist Woelffer sich sicher. Der größte Erfolg der Komödie ist immer noch Katharina Thalbachs Inszenierung „Mord im Orientexpress“, die seit der Premiere im Jahr 2021 bereits mehr als 123.000 Menschen gesehen haben.

Ausblick

Woelffer ist sehr gespannt, wie sich die Besucher:innenzahlen im Ernst-Reuter-Saal in Reinickendorf entwickeln werden. Mit den geplanten Premieren von „Keiner hat gesagt, dass Du ausziehen sollst“, „Sherlock Holmes: Der Fall Moriarty“ sowie „Miss Merkel – Mord in der Uckermark“ plant er ein ambitioniertes Programm für die Ausweichspielstätte. Er hofft, dass die Zuschauer:innen das honorieren und sich auf den Weg nach Reinickendorf machen bzw. viele Nordberliner:innen, die den Weg in die Komödie bisher gescheut haben, jetzt die Chance nutzen. „Außerdem freue ich mich besonders auf unsere Produktion im Neuen Haus des Berliner Ensemble. Dass Oliver Reese uns diese Chance ermöglicht, ist großartig. Auch das ist Solidarität“, sagt Woelffer. Hier ist Oliver Mommsen in der Deutschen Erstaufführung von Simon Stephens‘ „Vanya“ zu sehen.

Etwas wehmütig macht Woelffer die Tatsache, dass der „Orientexpress“ im Mai zum letzten Mal über die Bühne rollen wird. „Diese Produktion war bisher unser größtes Wagnis. Katharina Thalbachs Inszenierung wurde eine der größten Erfolge in der an Publikumsrennern reichen Historie der Komödie. Schade, dass es damit 2025 zu Ende geht“, bedauert der Theaterchef.

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