
Wollte man die Gefühlslage des Teams nach sieben musikerfüllten Tagen beschreiben, würde die Kurzfassung schlicht „sehr, sehr glücklich“ lauten. Denn die 13. Auflage der Cello Akademie Rutesheim – erstmals wieder ohne organisatorische Einschränkungen durch die Pandemie – markierte in vielerlei Hinsicht einen Höhepunkt in der Geschichte des 2009 gestarteten Cello-Festivals.
Nach der Corona-bedingten Absage 2020 und der „Kammermusik-Ausgabe“ 2021 war der künstlerische und pädagogische Nachholbedarf groß. Entsprechend setzte Cello-Akademie-Chef Matthias Trück diesmal verstärkt auf fordernde Programme mit zeitgenössischen oder weniger bekannten Werken sowie auf große Formate, inklusive zwei Konzerte mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen und dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim.
Und bewies damit einmal mehr, wie gut er das aufgeschlossene und über die Jahre immer versiertere Publikum in Rutesheim einschätzen kann. Auch das Konzept des Abschlusskonzerts erwies sich als äußerst gelungen. Nicht nur waren sechs der zwölf ausgewählten Stücke originale Arrangements der Cello-Akademie. Das Line-up der Studierenden zwischen 11 und 25 Jahren bot auch eine perfekt austarierte Balance von Alter, Persönlichkeit und Stückauswahl.
Eine wahre Sternstunde durfte das Publikum beim Orchesterkonzert der Dozenten am 3. November 2022 erleben, das dem Andenken des 2020 gestorbenen Komponisten Krzysztof Penderecki gewidmet war. Auf dem Programm stand sein Concerto grosso Nr. 1 für 3 Celli und Orchester. Die „3 Celli“ waren keine Geringeren als Claudio Bohórquez, Arto Noras und Jakob Spahn. Sie alle hatte eine enge Zusammenarbeit mit diesem Meister der musikalischen Moderne verbunden, besonders Arto Noras, der Pendereckis Cello-Werke bereits lückenlos eingespielt hat. Umso mehr packte die Aufführung die Interpreten, aber auch das Publikum, bei ihren Emotionen. Einen Touch von Familientreffen erhielt das Konzert zudem durch die Anwesenheit von Cornelia Much, der Künstlerischen Leiterin des Ludwig van Beethoven Easter Festival Warschau, die die erkrankte Witwe von Krzysztof Penderecki vertrat.
Wobei das Prädikat „Familientreffen“ bei Licht betrachtet für die gesamte Veranstaltung zutrifft. Schließlich gilt die Cello Akademie Rutesheim längst als bedeutender Fixpunkt im Kalender der internationalen Cello-Szene, die das hochkarätige Line-up der Dozent*innen ebenso zu schätzen weiß wie das kollegiale und familiäre Flair des Festivals.
Atmosphärisch blieben jedenfalls auch diesmal keine Wünsche offen. Zumal das Akademie-Leben von einem ausgesprochen sympathischen Jahrgang geprägt war, so die einhellige Meinung von Team und Lehrenden. Solch aufgeschlossene, nette Teilnehmer*innen seien selbst in Rutesheim selten. Das belegten nicht nur die zahlreichen gegenseitigen Besuche in den Meisterkursen, sondern auch die Beteiligung von erstaunlichen 45 Studierenden an den Akademie-Ensembles im Konzert am 4. November 2022.
Dabei spielte vielleicht auch eine Rolle, dass die Teilnehmer*innen diesmal im Schnitt jünger waren denn je. Umso mehr profitierten sie von dem dezidiert pädagogischen Ansatz der Cello-Akademie, die sich stets stark auf die künstlerische Entwicklung der jungen Musiker*innen konzentriert.
Eine erfolgreiche Bilanz zieht die Cello Akademie Rutesheim 2022 aber auch in ganz handfester Hinsicht. Bereits die Kammermusikabende zu Beginn des Festivals waren sehr gut besucht. Ausverkauft waren dann die Orchesterformate am Donnerstag, am Freitag mit gleich zwei Aufführungen der Akademie-Ensembles und des Cello-Orchesters Baden-Württemberg sowie am Samstag. In diesen Tagen eine alles andere als selbstverständliche Leistung, wie die auf den internationalen Konzertpodien sehr präsenten Dozent*innen bestätigten. Und ein schöner Beleg dafür, auf welch tragfähige, begeisterte Basis in der Region sich die Cello-Akademie stützen kann.
Einen filmischen Eindruck von der Cello-Akademie in Aktion vermittelt eine Reportage von Niko Vialkowitsch in SWR Kunscht!.