
Zum Abschluss der Co-Intendanz von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg zeigte das Schauspielhaus Zürich eine breite Auswahl des künstlerischen Spektrums und der Regiehandschriften der vergangenen fünf Jahre. Die Inszenierungen begeisterten nicht nur das Zürcher Publikum, sondern auch rund 28’000 Menschen außerhalb der Stadt und im Ausland. Sie bescherten dem Haus zahlreiche internationale Einladungen und Auszeichnungen. Sponsoring und Fundraising entwickelten sich positiv, dank treuer Partnerschaften und neuer Förder*innen.
Trotz der Doppelbelastungen rund um den Intendanzwechsel konnte das Geschäftsjahr 2023/24 mit kleinem Gewinn abgeschlossen werden.
Mit der Spielzeit 2023/24 verabschiedete sich das Team um die Co-Intendanten Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg nach fünf Jahren vom Schauspielhaus Zürich und dem Zürcher Publikum. Ihre letzte Spielzeit war geprägt durch ein breitgefächertes Angebot an Premieren, viele Sonderveranstaltungen und Kooperationen sowie mehrere Uraufführungen. Mit knapp 8000 Zuschauer*innen am meisten Publikum generierte Leonie Böhms Inszenierung BLUTSTÜCK, in der auch die mit dem Deutschen und dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnete Autorenperson Kim de l’Horizon auftrat. An den Wiener Festwochen und den Autor:innentheatertagen in Berlin begeisterte die Produktion nochmals 3500 Menschen.
Auch weitere Zürcher Inszenierungen gingen auf Reisen: Christopher Rüpings GIER mit Wiebke Mollenhauer, Schauspielerin des Jahrs 2023, wurde am Prager Theaterfestival Deutscher Sprache gezeigt. Einladungen zum Schweizer und Berliner Theatertreffen gingen an DIE MÖWE von Christopher Rüping und an RIESENHAFT IN MITTELERDE™ von Theater Hora, Das Helmi Puppentheater und Schauspielhaus Zürich in der Regie von Nicolas Stemann, Stephan Stock, Florian Loycke und Der Cora Frost. Wu Tsang war mit CARMEN am Holland Festival zu Gast, während der an der Venedig Biennale Danza 2024 mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnete Trajal Harrell und sein Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble mit THE KÖLN CONCERT und THE ROMEO auf internationaler Tournee an 17 Stationen Halt machten.
Zum Abschlussfestival im Juni 2024 waren nochmals alle Hausregisseur*innen in Zürich präsent und zeigten eine Arbeit, die sie während ihrer Zeit am Schauspielhaus entwickelt hatten.
Theaterpädagogik/Nachwuchsförderung
Das Schauspielhaus pflegt eine langjährige Zusammenarbeit mit dem städtischen Schulamt und der kantonalen Bildungsdirektion, sodass auch in der vergangenen Spielzeit 335 Schulklassen eine Vorstellung am Schauspielhaus Zürich besuchen konnten. Zusätzliche 55 Klassen kamen von Schulen ausserhalb der Kantonsgrenzen. Weiter wurden mit 131 Klassen inszenierungsbezogene Workshops durchgeführt.
Gemeinsam mit der Organisation «Welcome to school» bietet das Schauspielhaus Zürich weiterhin einen Theaterkurs für Schüler*innen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte an. Zum ersten Mal durchgeführt wurde «make together», ein inklusives Format in Kooperation mit «INSIEME ZÜRICH» und «büro inklusiv», das Begegnungen zwischen Jugendlichen mit und ohne Behinderung ermöglicht.
Die fünf jungen Menschen im Theaterjahr, die jeweils eine Spielzeit lang ein Praktikum am Schauspielhaus Zürich absolvieren, unterstützten Produktionen durch ihre Mitarbeit, organisierten Veranstaltungen und inszenierten ein eigenes Abschlussstück. In den vier Jugendclubs erarbeiteten 70 Jugendliche unter professioneller Anleitung Theaterproduktionen, die mehrmals erfolgreich aufgeführt wurden.
Nachhaltigkeit und Klimabilanz
Für die Spielzeit 2023/24 wurden in einer Teilklimabilanz die Bereiche Geschäftsmobilität und Strom, Wärme und Wasser ausgewertet. Dies gibt dem Schauspielhaus wichtige Impulse auf dem Weg zu einem emissionsärmeren Betrieb, der sich am Klimaziel der Stadt Zürich und am Kulturleitbild 2024-27 von Stadt Zürich Kultur orientiert. Auch der Verwaltungsrat hat beschlossen, sich unter den Kriterien des «Environmental-Social-Governance»-Ansatzes jährlich über den Fortschritt der Massnahmen informieren zu lassen. Nachhaltige Entstehungsprozesse in Bühnenbild und Ausstattung wurden am Beispiel der Produktion MOISE UND DIE WELT DER VERNUNFT erfolgreich ausgetestet und werden in die Erarbeitung eines Nachhaltigkeitsleitbildes einbezogen. Diversitätsfördernde Strategien und Massnahmen umfassen die Bereiche Programm, Publikum und Personal und wurden stetig weiterentwickelt.
Auslastung und Finanzen
Mit 94’800 ausgegebenen Tickets für die insgesamt 418 Veranstaltungen im Pfauen und im Schiffbau konnten die angestrebten gut 100’000 verkauften Karten nicht erreicht werden. Dies lag auch an dem aus Spargründen reduzierten Programm. Die Auslastung über alle Bühnen lag bei 53 Prozent. Ungenügend ausgelastet war der Pfauen mit rund 48 Prozent, während die Inszenierungen im Schiffbau viel Publikum anlockten. In der Halle lag die Auslastung bei 86 Prozent, in der Box bei 79 Prozent. Insgesamt sahen 27’868 Zuschauer*innen eine von 57 Vorstellungen auf Bühnen außerhalb Zürichs.
Nach einem finanziell schwierigen Vorjahr war die Berichtsspielzeit geprägt von Bemühungen um einen ausgeglichenen Abschluss, trotz der Belastungen, die die Vorbereitungen für die Interimsintendanz unter Ulrich Khuon und die Suche nach einer Folgeintendanz ab Sommer 2025 verursacht haben. Durch vorsichtige Budgetierung, permanente Kostenkontrolle und verschiedene Sparmaßnahmen konnte das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem kleinen Gewinn von 23’508 Franken abgeschlossen werden. Weiter konnten mit dem Entscheid der Stadt Zürich vom 18. Januar 2024 die letzten Fragen zu den finanziellen Auswirkungen der Covid 19-Pandemie geklärt werden. Der Antrag des Schauspielhauses, den Verlust der Spielzeit 2022/23 aus der Covid-Rückstellung zu decken, wurde teilweise gutgeheißen. Darauf basierend, konnten 965’215 Franken aus der Rückstellung entnommen werden. Die verbleibenden 748’398 Franken wurden der Stadt Zürich zurückerstattet.