Aribert Reimanns „Bernarda Albas Haus“ am Musiktheater im Revier

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen (Foto: A. Lechtape)

Nach der spektakulären und europaweit derzeit einzigen Inszenierung von Benjamin Brittens „Billy Budd“, zeigt das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen ab dem 6. Mai eine weitere herausragende Produktion.

Zwanzig Jahre lang traute sich nach der gefeierten Uraufführung und einer Inszenierung in Bern kein Opernhaus weltweit wegen der großen Herausforderungen an Sängerinnen-Ensemble und Orchester an Aribert Reimanns kongeniale Vertonung von Federico García Lorcas Drama „Bernarda Albas Haus“.

Das Musiktheater im Revier bringt dieses Meisterwerk nun zurück auf die Bühne. Regie führt Dietrich W. Hilsdorf, die musikalische Leitung hat Johannes Harneit inne, in der Titelpartie Almuth Herbst. Als Gäste die Schauspielerin Mechthild Großmann, Sopranistin Sabine Hogrefe und die junge, australische Sopranistin Katherine Allen als Entdeckung.

Bernarda Albas Haus
Musiktheater im Revier
Vorabmotiv mit Almuth Herbst
© Isabel Machado Rios

Mit Aribert Reimanns 2000 uraufgeführten Vertonung des Dramas Bernarda Albas Haus von Federico García Lorca bringt das Musiktheater im Revier ein Musiktheater-Meisterwerk des 21. Jahrhunderts auf die Bühne. Es bildet mit der von Publikum und Presse frenetisch gefeierten Inszenierung von Benjamin Brittens „Billy Budd“ gleich in mehrfacher Hinsicht ein Paar. Sind es in „Billy Budd“ die sozialen und psychologischen Verwerfungen in einer auf einem Kriegsschiff eingepferchten Männergesellschaft, so bleiben bei Lorca / Reimann die Frauen unter sich. Mutter Bernarda verpflichtet nach dem Tod ihres zweiten Mannes alle Familienangehörigen zu achtjähriger Trauer und schließt sie im Haus ein. Fünf Töchter, eine Magd und die Mutter Bernardas beugen sich der strengen Tradition, unterdrücken Bedürfnisse und Sehnsüchte und müssen mit ansehen, wie der Familienzusammenhalt zunehmend zerfällt und sie unaufhaltsam auf die Katastrophe zusteuern.

Aribert Reimann hat für die strenge, unerbittliche und mit dunkler Symbolik aufgeladenen Atmosphäre von Lorcas Drama eine Klangsprache entwickelt, die so dicht mit dem Text verzahnt ist, dass sie „Bernarda Albas Haus“ zum Musterbeispiel für die Kraft des Musiktheaters macht, das nun, zwanzig Jahre nach der letzten Aufführung dieses Meisterwerks, am wagemutigen Musiktheater im Revier zur Premiere kommt.

In Brittens monumentalem Seefahrer-Epos zeigt das Männerensemble des MiR seine Leistungsfähigkeit. Bei der Premiere von Aribert Reimanns Oper am Samstag, 06. Mai 2023, 19.30 Uhr, Großes Haus stehen einzig die Frauenstimmen des Ensembles im Mittelpunkt. Mezzosopranistin Almuth Herbst übernimmt die anspruchsvolle Titelpartie. Zwei der Töchter werden von Lina Hoffmann und Bele Kumberger verkörpert. Aus dem NRW Opernstudio sind Margot Genet und Soyoon Lee zu erleben. Anke Sieloff übernimmt die Rolle der Magd. Als Gäste ergänzen das Gelsenkirchener Ensemble Sabine Hogrefe, die weltweit insbesondere in hochdramatischen Partien wie Elektra, Brünnhilde und Ortrud gefragt ist, sowie als Entdeckung die junge, australische Sopranistin Katherine Allen.

Als besonderer Gast konnte für die Rolle der Maria Josefa, der Mutter Bernardas, Mechthild Großmann gewonnen werden, Grand Dame des Theaters, legendäres Mitglied des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und heute der breiten Bevölkerung als die Staatsanwältin mit der ikonischen Stimme aus dem Münsteraner „Tatort“ bekannt.

Meisterregisseur Dietrich W. Hilsdorf kehrt für dieses eindrucksvolle Werk erneut an das MiR zurück, wo er zuletzt in der Spielzeit 19.20 „Die Sache Makropoulos“ von Leoš Janáček inszenierte. Die musikalische Leitung übernimmt der ausgewiesene Neue Musik-Spezialist Johannes Harneit, der mit Dietrich W. Hilsdorf schon bei dessen Inszenierung „Intolleranza 2022“ von Luigi Nono an der Oper Wuppertal zusammenarbeitete.

Zu „Bernarda Albas Haus“ findet am Donnerstag, 27. April 2023, 18.00 Uhr, Foyer Großes Haus, ein Premierenfieber statt. Dieses Vermittlungsangebot bietet bei freiem Eintritt einen Einblick in die kommende Produktion. Im Gespräch mit dem Regieteam werden das Werk und die Inszenierung vorgestellt, bevor das Publikum einen direkten Einblick in die Probenarbeit auf der großen Bühne erhält.

An zwei Wochenenden in dieser Spielzeit sind „Bernarda Albas Haus“ von Aribert Reimann und „Billy Budd“ von Benjamin Britten an Abenden hintereinander zu erleben. Beide Opern werden derzeit europaweit nur in Gelsenkirchen am Musiktheater im Revier gespielt. Das erste Doppel findet am Freitag, 12. Mai („Bernarda Albas Haus“) und Samstag, 13. Mai („Billy Budd“) statt, das zweite am Samstag, 03. Juni („Billy Budd“) und Sonntag, 04. Juni („Bernarda Albas Haus“).


Bernarda Albas Haus

Oper in drei Akten

Von: Aribert Reimann
Libretto: Aribert Reimann nach Federico García Lorcas Drama La casa de Bernarda Alba in der Übersetzung von Enrique Beck
Uraufführung: 30. Oktober 2000 (Mannheim, Nationaltheater Mannheim)

Premiere am Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen: Samstag, 6. Mai 23

Musikalische Leitung: Johannes Harneit
Inszenierung: Dietrich W. Hilsdorf
Bühne: Dieter Richter
Kostüm: Nicola Reichert
Video: Gregor Eisenmann
Licht: Mario Turco
Chor: Alexander Eberle
Dramaturgie: Anna-Maria Polke

Besetzung:

Bernarda Alba: Almuth Herbst
Maria Josefa: Mechthild Großmann
Augustias: Lina Hoffmann
Magdalena: Bele Kumberger
Amelia: Margot Genet *
Martirio: Soyoon Lee *
Adela: Katherine Allen
La Poncia: Sabine Hogrefe
Magd: Anke Sieloff

*Opernstudio NRW | Opernchor des MiR | Neue Philharmonie Westfalen | Statisterie des MiR

Karten an der Theaterkasse: Montag und Samstag von 10.00 bis 14.00 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10.00 bis 18.30 Uhr, E-Mail: theaterkasse@musiktheater-im-revier.de, telefonisch unter 0209.4097-200
Ab 30 Minuten vor einer jeden Vorstellung (außer Premieren) können Last-Minute-Tickets zum Preis von 9 Euro im Großen Haus an der Abendkasse erworben werden. Dieses Angebot gilt für Schüler*innen und Studierende (bis 27 Jahren), Arbeitssuchende, GE-Pass Inhaber*innen und Azubis in allen Preisgruppen und nach Verfügbarkeit.

Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Fonds Neues Musiktheater 2022

musiktheater-im-revier.de

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