
Warum Benjamin Brittens Violinkonzert nicht häufiger im Konzertsaal zu erleben ist, ist ein Rätsel. Britten selbst hielt sein Opus 15 für „fraglos mein bestes Stück.“ Im 7. Sinfoniekonzert mit dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz am 11. und 12. April wird es im Großen Haus des Staatstheaters gespielt.
Brittens 1939 komponiertes Violinkonzert überrascht zunächst mit einem ungewöhnlichen Beginn mit dumpf pochendem Paukensolo und Becken, über das sich nach wenigen Takten ein lyrischer Gesang der Solovioline erhebt. Insgesamt kann es als seelisches Psychogramm des hochsensiblen Komponisten im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs gedeutet werden. Eine klingende Stimme des Pazifismus, die in der Violinistin Liza Ferschtman eine leidenschaftliche Fürsprecherin findet, die die extreme Spieltechnik des Soloparts souverän-virtuos zu meistern vermag.
Dmitri Schostakowitsch stand kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter dem Druck, eine veritable Siegessinfonie präsentieren und mit seiner 9. Sinfonie eine große Apotheose an Stalin abliefern zu müssen. Eine Huldigungsmusik wurde das Werk allerdings nicht, eher eine ironische Groteske. Obwohl in der heroischen Tonart Es-Dur stehend, verstrahlt es keinen Heldenglanz, sondern vielmehr kecken Übermut, leichten Witz und mitunter beißende Schärfe. Es steckt voller akademischer Anspielungen, zahlreicher Motivzitate und Karikaturen pathetischer Triumphmusik.
Schostakowitsch verwendet Chiffren, die ihn kaum angreifbar machten, die sein Leben schützten, aber dennoch den Mächtigen eine lange Nase drehten und der Nachwelt Zeugnis geben von der widerständigen Kraft von Kunstmusik, die sich den Forderungen nach politischen Plattitüden verweigert. Das Philharmonische Staatsorchester Mainz erwartet gespannt die Interpretation der temperamentvollen Dirigentin Marzena Diakun.
7. Sinfoniekonzert
Fr. 11. und Sa. 12. April 25 (20 Uhr; Großes Haus)
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