Das SPOKEN ARTS FESTIVAL eröffnet Resonanzräume – zwischen dem Wort und den anderen darstellenden Künsten ebenso wie zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Erdacht wurde es von Joachim A. Lang, renommierter Filmregisseur und langjähriger Leiter des Brechtfestivals Augsburg.
Der Fokus der ersten Ausgabe 2022 lag auf den schillernden 1920er Jahren, in denen noch alles möglich schien, der Fokus der zweiten auf den zwölf dunklen Jahren des Nationalsozialismus. Im Dezember 2023 tauchten unter anderem Robert Stadlober, Claudia Michelsen, Nina Kunzendorf und Lars Eidinger ein in die vom Mut der Verzweiflung getragenen Werke von Autor*innen wie Mascha Kaléko, Paul Celan, Else Lasker-Schüler, Bertolt Brecht oder Lisa Fittko.
Programme der ukrainischen Theatermacher Oleksandr Seredin und Stas Zhyrkov schlugen den Bogen zur heutigen Exilkunst. Den unvergesslichen, tief emotionalen Schlusspunkt setzte die Lesung der Holocaust-Überlebenden Eva Umlauf, Ernst Grube, Leon Weintraub und Eva Szepesi.
Das Festival-Triple geht nun mit der Nachkriegszeit zu Ende, genauer den Jahren ab der Kapitulation bis zu den Anfängen der NS-Aufarbeitung mit dem ersten Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965. Unverändert bleibt das Qualität garantierende Prinzip: der Premierencharakter in Kombination mit herausragenden Künstlerpersönlichkeiten.
Denn die SPOKEN ARTS-Produktionen sind ausschließlich „Maßanfertigungen“ für das Festival, häufig entwickelt von den Künstler*innen selbst und teilweise nach der Uraufführung in Stuttgart erfolgreich anderswo aufgeführt, so wie Robert Stadlobers Tucholsky-Abend oder Ulrich Matthes’ Lesung aus Kafkas Prozess aus der ersten Festivalausgabe 2022.
Erste Einblicke in das Programm 2024
Noch ist vieles im Fluss, doch einige Eckpunkte für 2024 sind bereits fix, darunter:
Großer Eröffnungsabend unter dem Festivalmotto „Daß ein gutes Deutschland blühe“ mit Musik, Texten, Tanz, Film- und Tondokumenten. Schauspielerinnen aus drei Generationen – Iris Berben, Claudia Michelsen, Hanna Plaß – sind ebenso mit von der Partie wie Kida Khodr Ramadan und Thomas Thieme. Für den musikalischen Rahmen sorgt die vom Dirigenten des Staatsorchesters Wolfgang Heinz eigens zusammengestellte SPOKEN ARTS-Band.
Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle am Donnerstag, 14. November 2024
Kein SPOKEN ARTS FESTIVAL ohne dieses Battle: Bei Dead or Alive?! kochen die Emotionen, wenn die Poetry Slammer*innen Luca Swieter, Florian Wintels und Flemming Witt in einen temporeichen Wettstreit mit der Literatur von damals treten – zum Leben erweckt unter anderem vom Sprechensemble der Akademie für gesprochenes Wort.
Im Wizemann am Freitag, 15. November 2024, in Kooperation mit Die Rosenau Stuttgart
Peter Weiss, Die Ermittlung
Eine Lesung mit Sprecher*innen der Akademie für gesprochenes Wort unter der künstlerischen Leitung von Timo Brunke.
Nur wenige Monate nach Ende des ersten Auschwitz-Prozesses 1965 erlebte das dokumentarische „Oratorium in 11 Gesängen“ seine spektakuläre Ring-Uraufführung an 15 west- und ostdeutschen Theatern sowie an der Royal Shakespeare Company London. Der Autor konfrontiert die ausweichenden Aussagen der Täter mit den Zeugenaussagen der Inhaftierten, die uns in Form von „Gesängen“ mitten ins Grauen des Konzentrationslagers versetzen.
Erinnerungsort Hotel Silber am Samstag, 16. November 2024, in Kooperation mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg
SingSisySing feiert das Singen – ob solistisch oder alle zusammen. Ausgewählt von der Schauspielerin und Musikerin-Songwriterin Hanna Plaß sowie von Joachim Lang, entführen die Songs in die wilde Welt des Wirtschaftswunders. Musikalische Kenntnisse sind nicht vonnöten. Umso mehr aber die Freude am gemeinsamen Singen.
Dürnitz Kulturlounge im Landesmuseum Württemberg am Samstag, 16. November 2024
Die Wahl von Tauben im Gras als Pflichtlektüre für Abiturient*innen an beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg führte 2023 zu einer heftigen Kontroverse. Grund war der häufige Gebrauch des „N-Worts“ in Wolfgang Koeppens Roman von 1951. Ein Kompromiss wurde gefunden und erlaubt den Lehrkräften, nun selbst zu entscheiden, ob sie das Werk mit ihren Schüler*innen lesen oder nicht. In Kooperation mit dem Haus der Geschichte diskutieren Expert*innen und Betroffene über den Umgang mit Sprache und Literatur – unkonfrontativ und mit Verständnis für die jeweils andere Seite. Durch das Gespräch führt SWR1 Leute-Moderator Nabil Atassi.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg am Sonntag, 17. November 2024
In der sarkastischen Collage Wundersame Wandlung beamen uns Texte von Wolfgang Koeppen und Max Frisch mitten hinein ins Wirtschaftswonderland, Widersprüche inklusive. Eine Kooperation mit sagas ensembles unter der künstlerischen Leitung von Martin Mühleis, unter anderem mit Albrecht Schuch und Peter Kurth.
Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle am Sonntag, 17. November 2024
In diesem Jahr als Abschlussabend des Festivals wird es wie bei den vorhergehenden Ausgaben ein Programm mit Großen Reden der Zeit geben, diesmal verfasst von den Politiker*innen Konrad Adenauer, Louise Schroeder, Walter Ulbricht, Willy Brandt und John F. Kennedy. Vorgetragen werden sie von Franziska Weisz und Thomas Thieme sowie dem Kammersänger Matthias Klink und seiner Band.
Theaterhaus Stuttgart am Dienstag, 19. November 2024
Mehr unter: spoken-arts-festival.de
Über die Akademie für gesprochenes Wort – Uta Kutter Stiftung
Von Prof. Uta Kutter im Jahr 1993 gegründet, hat sich die Akademie für gesprochenes Wort der Förderung von Sprache und Dichtung als Live-Erlebnis verschrieben. Die Akademie vermittelt die Kultur der freien Rede, des Dialogs und der Diskussion und nimmt dabei vor allem die Sprech- und Vortragskunst in den Blick. Das Kulturangebot umfasst künstlerische Programme – häufig entwickelt und aufgeführt vom Sprechensemble der Akademie –, Seminare und Vortragsreihen sowie die Biennale Internationale Stuttgarter Stimmtage und das SPOKEN ARTS FESTIVAL.
Mehr unter: gesprochenes-wort.de
Das SPOKEN ARTS FESTIVAL findet vom 14. bis 19. November 2024 statt.
Idee und Konzeption: Annikke Fuchs-Tennigkeit, Uta Kutter, Joachim A. Lang
Künstlerische Leitung: Joachim A. Lang.
Veranstaltet von der Akademie für gesprochenes Wort
Gefördert von der Landeshauptstadt Stuttgart und der Baden-Württemberg Stiftung