- Veranstaltet von der Hugo-Wolf-Akademie
- Die Preisträger*innen. Die Bilanz
So viel Exzellenz … Man hörte förmlich das leise Aufstöhnen der Juror*innen, die dieses Mal besonders schwere Entscheidungen treffen mussten. Denn bereits bei der erste Runde zeichnete sich ab, dass zur 14. Ausgabe des biennalen Internationalen Wettbewerbs für Liedkunst Stuttgart (24. bis 29. September 2024) ein echter Ausnahmejahrgang angetreten war. Umso schöner und wichtiger war das hohe Maß an Einigkeit, Harmonie und kollegialer Verbundenheit, das sowohl in der höchstkarätig besetzten Jury unter Vorsitz von Kammersängerin Brigitte Fassbaender als auch bei den 52 jungen Teilnehmer*innen selbst herrschte. Und so gab es hier am Ende tatsächlich nur Gewinner:
Sämtliche 26 nominierten Lied-Duos betonten, wie viel sie mitgenommen und gelernt hatten, angefangen bei der Vorbereitung auf das anspruchsvolle Wettbewerbsrepertoire bis hin zu den sechs intensiven, inspirierenden Wettbewerbstagen an der Stuttgarter Musikhochschule. Die vier Preisträger-Duos – der 3. Preis wurde ex aequo vergeben – haben es nun von berufenster Stelle amtlich, dass sie zu den Besten der Besten zählen. Die Jury wiederum konnte mit einer Menge neuer Impulse und der Gewissheit nach Hause gehen, wie stark der künstlerische Nachwuchs in ihrem Herzensgenre Kunstlied aufgestellt ist.
Am meisten Grund zur Freude hatte aber wohl der Veranstalter. Intendantin Dr. Cornelia Weidner von der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie (IHWA) kommentiert: „So viel Zukunft war nie! Erst allmählich tauchen wir aus dem Paralleluniversum Liedwettbewerb auf und könnten zufriedener nicht sein. Da ist einmal die musikalische Klasse der vielen jungen Talente und natürlich der diesjährigen Gewinner*innen, die sie im Preisträgerkonzert am 29. September 2024 erneut fulminant unter Beweis stellten. Besonders und ganz persönlich hat mich gefreut, wie viele Einsichten und wie viel Motivation uns der Werkstatttag unter dem Motto „Beyond Lied“ brachte.
Aktuell können wir geradezu dabei zusehen, wie sich die ‚Nische Kunstlied‘, wie sie der Stuttgarter Musikhochschulrektor Axel Köhler in seiner kurzen Ansprache beim Preisträgerkonzert bezeichnete, in jeder Hinsicht öffnet und künstlerisch weiter ausgreift. Dieses enorme Potential wird von immer mehr Kulturschaffenden erkannt und in innovativen Konzertformaten getestet und genutzt, mit voller Unterstützung der nachkommenden jungen Sänger*innen und Pianist*innen.
Die Aufbruchstimmung spiegelt sich im Übrigen auch im großen weltweiten Interesse an unserem nach wie vor verfügbaren Live Stream. Über 20.000 Aufrufe – ein neuer Rekord – verzeichneten die drei Wettbewerbsrunden sowie das Preisträgerkonzert Stand heute, davon über 50 % in der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren – und 15 % bei den über 65-Jährigen.“
Ein herzlicher Glückwunsch der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie an die Preisträger und Preisträgerinnen 2024!
1. Preis in Höhe von € 15.000: Giacomo Schmidt, Bariton (Deutschland, geb. 1997) und Jong Sun Woo, Klavier (Südkorea, geb. 1992). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
2. Preis in Höhe von € 10.000: Clara Barbier Serrano, Sopran (Frankreich, geb. 1996) und Joanna Kacperek, Klavier (Polen, geb. 1993). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
3. Preis in Höhe von jeweils € 5.000 – ex aequo:
Jonas Müller, Bariton (Deutschland, geb. 1999) und Anna Gebhardt, Klavier (Deutschland, geb. 1995). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
Corinna Scheurle, Mezzosopran (Deutschland/Ungarn, geb. 1991) und Hanna Bachmann, Klavier (Österreich, geb. 1993). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
Der gesamte Wettbewerb sowie das Preisträgerkonzert und Rahmenprogramm sind nach wie vor abrufbar im stetig wachsenden Wettbewerbsarchiv.
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie präsentierte:
14. Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Dienstag, 24. September bis Sonntag, 29. September 2024
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Vom 24. bis 29. September 2024 folgten einmal mehr die besten jungen Lied-Talente aus aller Welt dem Ruf des Internationalen Wettbewerbs für Liedkunst Stuttgart an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Die Konkurrenz der 26 nominierten Duos stand jedoch nicht alleine im Mittelpunkt des Interesses! Viel Wert legte IHWA-Intendantin Dr. Cornelia Weidner auf die enge thematische Verzahnung von Wettbewerb und Rahmenprogramm. Einmal mehr war ihr Hebel das Wettbewerbsrepertoire. Und die Rechnung ging auf! Denn neben den Fixsternen Hugo Wolf und Franz Schubert sowie zwei zeitgenössischen Werken schrieb der 14. Liedkunstwettbewerb Werke der Zweiten Wiener Schule vor, ergänzt durch Werke der britischen und amerikanischen Komponistinnen Maude Valérie White, Liza Lehmann, Ethel Smyth, Rebecca Clarke, Margaret Bonds und Florence Price, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert künstlerisch aktiv waren.
Viel Lob für diese Auswahl gab es dafür am Werkstatttag, 27. September 2024, der unter dem Motto „Beyond Lied“ die Frage nach der Zukunft und Zukunftsfähigkeit des Lieds stellte. Antworten gaben der unter anderem Vortrag Lied in the 21st Century des britisch-indischen Pianisten Keval Shah, der 2022 zusammen mit seinem Gesangspartner Theodore Platt den 1. Preis im letzten Wettbewerb für Liedkunst gewann, sowie das Panel zum Lied 4.0. Neben Shah auf dem Podium waren Annett Baumeister (Kulturmanagerin Stadt Staufen), Kian Jazdi, künstlerischer Co-Leiter und Mitgründer des Festivals Liedstadt sowie der Sänger Henk Neven, Liedwettbewerb-Jurymitglied und Co-Leiter des Internationaal Liedfestivals Zeist.
Dass sich die Diskussion nicht auf das Panel beschränkte, sondern unter ausgesprochen aktiver Beteiligung der vielen Fachbesucher*innen im Publikum stattfand, gehört sicher zu den schönsten Ergebnissen des 14. Liedwettbewerbs. Die wohl wichtigste Erkenntnis: Die Diversifizierung des Programms kann nur mit viel Kreativität, Überzeugungsarbeit und einer „Willkommenskultur“ gelingen, bei der die Veranstalter die Rolle von Gastgebern einnehmen, statt als gate keepers die reine Lehre zu vertreten. Eine Reise, die für die IHWA längst begonnen hat …
Über den Internationalen Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Der Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart ist einer der ältesten und traditionsreichsten Wettbewerbe seiner Art im deutschsprachigen Raum. Zunächst in Wien ausgetragen, seit 1987 in Stuttgart, hat sich die biennale Veranstaltung in den vergangenen 35 Jahren ein außerordentliches internationales Renommee erworben. Zahlreiche ehemalige Preisträger*innen prägen das heutige Konzertleben. Das Besondere an diesem Wettbewerb und lange Jahre auch sein Alleinstellungsmerkmal: Die karrierefördernden Auszeichnungen gehen grundsätzlich an Duos. Es zählt die künstlerische Gesamtleistung, das Zusammenspiel von Gesang und Klavier. Umso höher ist der Anreiz für die jungen Talente, sich mit dieser besonders schönen und anspruchsvollen Kunstform auseinanderzusetzen und sie vor einem großen Publikum zu präsentieren. Eine weitere Motivation sei hier nicht unterschlagen: Es geht um Preisgelder in Höhe von insgesamt € 35.000.
Unterstützt wurde der Wettbewerb vom Land Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart, der Eva Mayr-Stihl Stiftung sowie der Wüstenrot Stiftung.
Bewerber*innen und Teilnehmer*innen, Vorjury und Jury
Der Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2024 richtete sich an Sänger*innen und Pianist*innen, die nach dem 31. Dezember 1990 geboren wurden. Für den Wettbewerb 2024 bewarben sich 92 junge Lied-Duos aus 35 Nationen aller Kontinente. Über die Auswahl der Nominierten entschied eine Vorjury, besetzt mit Prof. Christiane Iven, Prof. Marcelo Amaral, Prof. Jan Philip Schulze, Cornelius Hauptmann sowie – mit einer Stimme – die 1. Preisträger 2022, Theodore Platt und Keval Shah. Die 26 nominierten Duos stammten aus 18 Nationen, konkret Belgien, China, Deutschland, Frankreich, Georgien, Großbritannien, Japan, Kanada, Korea, den Niederlanden, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Spanien, Taiwan, Thailand und den USA.
In der Wettbewerbsjury engagierten sich Christoph Berner (Österreich), Werner Güra (Deutschland), Susan Manoff (USA/Frankreich), Henk Neven (Niederlande), Wolfram Rieger (Deutschland) und Birgid Steinberger (Deutschland/Österreich). Den Vorsitz hat Brigitte Fassbaender (Deutschland) inne.
Preise
Es wurden Preisegelder in Höhe von insgesamt € 35.000 vergeben, die geteilt werden durften.
1. Preis: € 15.000 / 2. Preis: € 10.000 / 3. Preis: € 7.000
Darüber hinaus steht der Jury ein Betrag von € 3.000 zur freien Vergabe zur Verfügung, den sie für die Aufstockung des ex aequo vergegebenen 3. Preises nutzte.
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie für Gesang, Dichtung und Liedkunst
(IHWA) ist weltweit eine der ältesten und traditionsreichsten Institutionen zur Förderung und Erhaltung einer einzigartigen Kunstform – des Kunstlieds. Ihre Anfänge reichen bis zu den Lebzeiten ihres Namenspatrons im ausgehenden 19. Jahrhundert zurück. An diese Tradition der Pflege des Wolf’schen Œuvres knüpft die IHWA bis heute an und ist stets auf der Suche nach zeitgemäßen Formen der Liedpräsentation. Der biennale Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart zählt zu den weltweit führenden Plattformen für das Lied – auch weil er es ausdrücklich als Duo- und nicht nur als sängerische Kunstform begreift. Seit 2008 gehört außerdem die Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille zu den Höhepunkten in der Arbeit der IHWA. Bisherige Medaillenträger/innen sind: Dietrich Fischer-Dieskau (2008), Christa Ludwig (2010), Peter Schreier (2011), Brigitte Fassbaender (2013), Graham Johnson (2014), Elly Ameling (2015), Thomas Hampson & Wolfram Rieger (2017), Gundula Janowitz (2019) sowie Christian Gerhaher & Gerold Huber (2024).
Weitere Informationen:
lied-wettbewerb.de
ihwa.de